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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Schulter.
    »Schon gut, gehen wir essen, mein armer Kleiner, und pflege deinen Rheumatismus.«
    Zwei Tage später, am 5. Oktober, begab sich Saccard in Begleitung Hamelins und Daigremonts zu Maître Lelorrain, einem Notar in der Rue Sainte- Anne; hier wurde der Vertrag aufgesetzt, der unter der Bezeichnung Banque Universelle eine Aktiengesellschaft mit einem Stammkapital von fünfundzwanzig Millionen – fünfzigtausend Aktien zu je fünfhundert Francs, wovon nur ein Viertel einzuzahlen war – begründete. Zum Sitz der Gesellschaft wurde das Palais dʼOrviedo in der Rue Saint-Lazare bestimmt. Eine Ausfertigung der gemäß dem Vertrag abgefaßten Statuten wurde in der Kanzlei von Maître Lelorrain hinterlegt. Die strahlendste Herbstsonne schien an jenem Tag hernieder, und als diese Herren das Haus des Notars verließen, brannten sie sich Zigarren an und schlenderten gemächlich über den Boulevard und die Rue de la Chaussée-dʼAntin, lebensfroh und ausgelassen wie entlaufene Gymnasiasten.
    Die konstituierende Generalversammlung fand erst die Woche darauf in der Rue Blanche im Saal eines kleinen Ballhauses statt, das Konkurs angemeldet hatte und in dem ein Industrieller Gemäldeausstellungen zu organisieren versuchte. Die Konsortiumsmitglieder hatten die von ihnen gezeichneten Aktien, die sie nicht behalten wollten, schon weiterverkauft; und es kamen einhundertzweiundzwanzig Aktionäre, die nahezu vierzigtausend Aktien vertraten, was insgesamt zweitausend Stimmen hätte ergeben müssen, da zwanzig Aktien erforderlich waren, um Anrecht auf Platz und Stimme zu haben. Weil indessen kein Aktionär mehr als zehn Stimmen auf sich vereinigen durfte, wie viele Aktien er auch besaß, betrug die genaue Stimmenzahl eintausendsechshundertdreiundvierzig.
    Saccard bestand darauf, daß Hamelin den Vorsitz führte. Er selbst tauchte aus freien Stücken in der Masse unter. Er hatte den Ingenieur und sich selbst mit je fünfhundert Aktien eingetragen, die durch eine fingierte Buchung als voll eingezahlt gelten sollten. Alle Konsortiumsmitglieder waren anwesend. Daigremont, Huret, Sédille, Kolb und der Marquis de Bohain, jeder mit einer Gruppe von Aktionären, die nach seinen Weisungen handelten. Man sah dort auch Sabatani, einen der größten Aktionäre, sowie Jantrou inmitten von mehreren höheren Bankangestellten, die vor zwei Tagen eingestellt worden waren. Und alle zu fassenden Beschlüsse waren im voraus so gut abgesprochen und geklärt, daß keine Gründungsversammlung jemals so schön ruhig, einfach und in gutem Einvernehmen verlief. Einstimmig wurde die Richtigkeit der Erklärung bestätigt, wonach das Stammkapital voll gezeichnet und einhundertfünfundzwanzig Francs pro Aktie eingezahlt waren. Dann erklärte man feierlich die Gesellschaft für gegründet und benannte den Verwaltungsrat. Er sollte aus zwanzig Mitgliedern bestehen, die außer den Präsenzgeldern von jährlich insgesamt fünfzigtausend Francs gemäß einem Paragraphen der Statuten zehn Prozent vom Gewinn einstreichen würden. Da das nicht zu verachten war, hatte jedes Konsortiumsmitglied gefordert, dem Rat anzugehören; so standen natürlich Daigremont, Huret, Sédille, Kolb, der Marquis de Bohain sowie Hamelin, den man zum Präsidenten machen wollte, an der Spitze der Liste, zusammen mit vierzehn anderen Aktionären von geringerer Bedeutung, die unter den gefügigsten und dekorativsten ausgesucht worden waren. Saccard schließlich, der bis dahin im Dunkel geblieben war, erschien auf der Bildfläche, als der Augenblick kam, einen Direktor zu wählen, und Hamelin ihn vorschlug. Beifälliges Gemurmel begleitete seinen Namen, und auch er wurde einstimmig bestätigt. Nun blieben nur noch die beiden Revisoren zu wählen, deren Aufgabe darin bestand, der Versammlung einen Bilanzbericht zu erstatten und so die von den Administratoren vorgelegten Abrechnungen zu prüfen: ein gleichermaßen heikles wie unnützes Amt, für das Saccard die Herren Rousseau und Lavignière bestimmt hatte. Ersterer war dem zweiten völlig ergeben, und dieser, ein äußerst höflicher, großer blonder Mann, billigte immer alles, denn er verzehrte sich vor Verlangen, später in den Verwaltungsrat einzutreten, wenn man mit seinen Diensten zufrieden sein sollte. Sobald Rousseau und Lavignière ernannt waren, wollte man die Sitzung aufheben, als der Vorsitzende glaubte, über die den Konsortiumsmitgliedern gewährte Prämie von zehn Prozent sprechen zu müssen, die sich insgesamt auf

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