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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gab der junge Mann zu verstehen, daß ihn das kaltlasse, und ging wieder in das Redaktionszimmer.
    Fast täglich kam Saccard nach der Börse in die Redaktion herauf; oft hatte er auch Verabredungen in dem Zimmer, das er sich vorbehalten hatte, und verhandelte hier über besondere, geheimnisvolle Geschäfte. Jantrou, offiziell nur der Direktor der »Espérance«, für die er politische Artikel in gepflegtem und blumigem Akademikerstil schrieb, den selbst seine Gegner als »reinsten Attizismus« anerkannten, war übrigens sein Geheimagent, ein willfähriger Handlanger bei heiklen Aufträgen. Unter anderem hatte er eine großangelegte Werbung für die Banque Universelle aufgezogen. Von den unzähligen kleinen Finanzblättchen hatte er ein Dutzend ausgewählt und gekauft. Die besten gehörten zwielichtigen Bankhäusern, deren Taktik ganz einfach darin bestand, sie herauszugeben und für zwei oder drei Francs im Jahr zuzustellen, ein Betrag, der nicht einmal die Postgebühren deckte; dafür hielten sie sich auf der anderen Seite schadlos und schacherten mit dem Geld und den Aktien der Kunden, die ihnen die Zeitung zuführte. Unter dem Vorwand, die Börsenkurse, die gezogenen Nummern der Lotterieanleihe und alle den kleinen Rentiers nützlichen technischen Hinweise zu veröffentlichen, wurde in Form von Empfehlungen und Ratschlägen allmählich Werbung eingeschoben; anfangs bescheiden und zurückhaltend, wurde den leichtgläubigen Lesern bald ohne Maß und mit unbekümmerter Schamlosigkeit der Ruin eingeflüstert. Aus dem Haufen der zwei- oder dreihundert Publikationen, die auf diese Weise in Paris und Frankreich Unheil stifteten, hatte Jantrou mit seinem Spürsinn jene ausgewählt, die noch nicht allzusehr gelogen hatten und deshalb nicht allzu verrufen waren. Aber das dicke Geschäft, das er im Schilde führte, bestand darin, eines dieser Blätter aufzukaufen, das schon zwölf Jahre unbedingter Rechtschaffenheit hinter sich hatte, »La Cote Financière«; nur drohte eine solche Rechtschaffenheit sehr teuer zu werden, und so wollte er warten, bis die Banque Universelle reicher war und in einer Situation, wo ein letzter Trompetenstoß das betäubende Siegesgeläut auslöst. Seine Bemühungen waren zudem nicht darauf beschränkt, ein gehorsames Bataillon dieser speziellen Finanzblätter zu formieren, die in jeder Ausgabe die Vorzüglichkeit der Saccardschen Geschäfte priesen; er schloß auch Pauschalverträge mit den großen politischen und literarischen Zeitungen, in denen er gegen ein bestimmtes Zeilenhonorar eine Flut von freundlichen Notizen und lobenden Artikeln erscheinen ließ, und versicherte sich ihrer Unterstützung durch Gratisaktien bei neuen Emissionen. Hinzu kam natürlich die Kampagne, die Tag für Tag unter seinem Befehl in »LʼEspérance« geführt wurde, keineswegs unverhohlene, plumpe Beifallsbekundungen, sondern Erläuterungen und sogar Diskussionen: eine langsame Art, sich des Publikums zu bemächtigen und es kunstgerecht zu erwürgen.
    An jenem Tage wollte Saccard über die Zeitung reden, als er sich mit Jantrou zurückzog. Er hatte in der Morgenausgabe einen Artikel von Huret gelesen, der eine am Vortag in der Kammer gehaltene Rede Rougons so maßlos lobte, daß er in heftigen Zorn geraten war und nun den Abgeordneten erwartete, um sich mit ihm darüber auszusprechen. Bildete man sich etwa ein, daß er im Solde seines Bruders stand? Bezahlte er ihn dafür, daß er die Linie der Zeitung durch eine vorbehaltlose Billigung der geringsten Handlungen des Ministers kompromittieren ließ? Als Jantrou ihn von der Linie der Zeitung sprechen hörte, lächelte er still. Im übrigen betrachtete er seine Fingernägel und hörte sehr ruhig zu, da ja das Gewitter nicht über seinem Haupt loszubrechen drohte. Mit dem Zynismus des enttäuschten Literaten hegte er tiefste Verachtung für die Literatur, für die Eins und die Zwei, wie er sagte, um die Seiten der Zeitung zu bezeichnen, wo die Artikel erschienen, auch seine eigenen; er kam erst bei den Anzeigen in Wallung. Er war jetzt funkelnagelneu eingekleidet. In einen eleganten Gehrock gezwängt, hatte er im Knopfloch eine in leuchtenden Farben prangende Schleife stecken; im Sommer trug er einen hellen leichten Mantel über dem Arm, im Winter hüllte er sich in einen Pelz zu hundert Louisdor; vor allem war er auf seine Kopfbedeckung bedacht, tadellose, spiegelblanke Zylinder. Bei alledem hatte seine Eleganz Löcher, irgendwie verbarg sich darunter noch eine

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