Das Gelobte Land
Mutter langsam, aber sicher in Wut, indem sie weder hörte noch verstand, was diese ihr sagte. Obwohl sich herausstellte, als ich mit ihr sprach, dass ihr nichts entging von dem, was gesagt wurde, sie hörte alles, was sie hören wollte und noch mehr. Man konnte sich zehnmal am Tag ausschütten vor Lachen über etwas, das sie sagte oder nicht sagte, ihren Gesichtsausdruck, die Pfuis mit diesem merkwürdigen,
stimmhaften Pfeiflaut; oder einfach über das Phänomen an sich. Ich fing an, meinen Bekannten Geschichten von ihr zu erzählen, Geschichten von meiner Uroma, einer beinahe hundert Jahre alten Wahrsagerin, die früher die Königin des Barackenviertels und der Obdachlosengemeinde in der Stadt gewesen sei, und einige Auserwählte durften einmal zu mir nach Hause zum Kaffee kommen, um sich das Phänomen aus der Nähe zu betrachten, diese unglaubliche Antiquität. Wir setzten uns zu viert an den Küchentisch, ich überredete die Alte, sich zu uns zu setzen, und begann, sie über dies und das auszufragen. Sie antwortete zwar wenig, brachte aber doch einige ganz fabelhafte Grimassen und pfeifende Pfuis, und die Jungs waren ganz andächtig, und den ganzen nächsten Monat sprachen alle wie sie, sagten Pfui und schnitten Grimassen, und wo wir hinkamen, wurden wir misstrauisch beobachtet.
An einem dieser Tage sitze ich im Café und treffe einige alte Bekannte und fange an, ihnen Geschichten von meiner Uroma zu erzählen, mit der dazugehörigen Schauspielerei. Einer von denen, die am Tisch saßen, war mein Cousin Manni aus dem Stadtwerkeblock. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir viele Jahre kaum ein Wort gewechselt. Aber jetzt hatte er sich gesetzt und mich mit Namen begrüßt und forderte mich auf, Geschichten von der Alten zu erzählen, wobei er dann der Einzige war, der nicht lachte. Er war sehr misstrauisch gegen meine Uromageschichten, meinte, die Alte viel besser zu kennen als ich, und tat es natürlich auch; und durch meinen Halbbruder Bóbó hatte er gelernt, unsere ganze Familie zu hassen und zu verachten, meine Eltern und uns Geschwister. Aber jetzt machte es ihn ganz flügellahm, dass Bóbó abgehauen sein sollte, das sagte er mir später. Und obwohl er keine Miene verzog, während ich dort am Tisch meine Nummer abzog, sagte er mir hinterher,
als niemand anders es hörte, dass ich ihn wirklich überrascht hätte. Nicht unbedingt, weil es mir so gut gelungen war, sondern deshalb, weil ich die Alte tatsächlich zu schätzen schien, und das hätte er von diesem Kleinbürgerheim nicht erwartet. Jedenfalls wurden wir dadurch gleich gute Freunde, wir Cousins; beide als Schüler gescheitert, er dieser zukünftige Künstler, und ich nur immer am Theorisieren …
Die alte Frau, meine Uroma, konnte sich nie an meinen Namen erinnern, dieser Zustand änderte sich zunächst auch nicht. Dagegen war es ein großer Freundschaftsbeweis von ihrer Seite, als sie aufhörte, mich immer Grettir zu nennen, also Papa und mich zu verwechseln, und anfing, mich mit dem Namen meines Halbbruders, Bóbó, anzureden. Es geschah sogar einmal, dass sie nach mir rief und Baddi! sagte, und damit war klar, dass ich in ihren Augen doch etwas wert war.
Deswegen beschäftigte es mich sehr festzustellen, dass Mama nichts tat, um die alte Frau fühlen zu lassen, dass sie willkommen sei. Ganz im Gegenteil. Immer schimpfte sie mit ihr oder kommandierte sie herum, rümpfte die Nase und klagte über Gestank und Unreinlichkeit, verbot der Alten dies und das, verbot ihr, Kaffee zu machen, verbot ihr, sich zu setzen, verbot ihr, sich in der Küche aufzuhalten, wenn gekocht oder abgewaschen werden sollte, vertrieb sie aus dem Wohnzimmer, befahl ihr, zum Teufel zu gehen.
Die arme alte Frau beschwerte sich so gut wie nie oder ließ sich nichts anmerken, aber mich machte das ganz fertig. Und manchmal konnte ich mich nicht beherrschen, Mama gegenüber etwas dazu zu sagen:
– Schimpft nicht so mit der alten Frau!
Aber da war Mama blitzschnell auf hundertachtzig und fauchte:
– Misch! dich! da! bloß! nicht! ein!!
So dass ich verstummte, die Sache auf sich beruhen ließ und nur in mein Zimmer ging.
Aber ich fühlte, dass es der alten Frau in dieser Atmosphäre schlechtgehen musste, auch wenn sie nicht darüber jammerte. Ich schloss mich ein, um das dauernde Gezetere und Gestreite nicht hören zu müssen. Aber einmal ging es mir doch zu weit, und ich kam nach vorn in die Küche und sagte zu meiner Alten, der Mama: – Warum musst du die alte Frau immer so
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