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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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genug
    Er war eine Zeit lang ein wenig dem Alkohol zugetan, der Manni, und man erzählte sich kleine Anekdoten davon. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil er sich so viel Mühe gab, wie ein verkrachtes Genie auszusehen: immer mit Dreitagebart und zumeist im graugesprenkelten Pennermantel. Hing an den Wochenenden viel im Volkstheaterkeller herum und saß immer auf dem gleichen Platz, abseits von der Menge, und wenn er gefragt wurde, warum er sich nicht mehr unters Volk mischte, antwortete er immer mit den gleichen Worten: – Öh, ich spreche wie Christus; lasset die Kindlein zu mir kommen.
    Aber so schwer war das gar nicht zu durchschauen. In Wirklichkeit war es ein geschickter Schachzug von ihm, sich in der Ecke niederzulassen, denn wenn später am Abend der Platz im Lokal langsam knapp wurde, begannen die Leute, zu ihm zu kommen und sich an seinen Tisch zu setzen. Er erlaubte den Leuten dann, bei ihm Platz zu nehmen, und dann war er der Mittelpunkt, der Gastgeber. Ziemlich wichtig. Und obwohl er die gesamten Wochenenden dort herumhing, von Donnerstag bis Sonntagabend, wie ein Penner mit seinem Branntwein im Glas, war er doch äußerst selten betrunken; ich kannte ihn und wusste das. Er konnte sich auch nicht leisten, viel Stoff zu Barpreisen zu kaufen, und hielt sich daher gern den ganzen Abend an einem Glas fest.

    Aber er erhielt den Stempel des verkommenen Genies, und keiner hätte für ihn gebürgt.
    Fía machte sich entsetzliche Sorgen darüber, dass ihr Sohn in Armut versinken würde, sein Geld für Branntwein verschwendete und auch für Weiber (was überflüssige Grillenfängerei war). Sie kam sogar in die Neue Hütte zu Uroma und mir; deren Verhältnis war kühl wegen irgendeiner Sache aus alter Zeit; Uroma spuckte immer in alle Richtungen, wenn sie über Fía und Tóti sprach, dieses habgierige, neureiche Pack. Trotzdem kam Fía hin und wieder und setzte sich zu Uroma und versuchte, gratis etwas über die Zukunft aus ihr herauszulisten. Eine kostenlose Wahrsage unter Freunden. Sie erzählte von schrecklichen Träumen, die sie dann gedeutet haben wollte, und weil sie nichts bezahlte und Uroma außerdem auf die Nerven ging, legte die Wahrsagerin immer alles auf die schlimmste denkbare Weise aus und entließ die Frau doppelt so ängstlich wie sie gekommen war.
    Und einmal kam Fía auf der Suche nach fachmännischem Rat; was kann man mit trunksüchtigen Söhnen machen?
    – Ich weiß, dass niemand mehr Erfahrung damit hat als du, liebe Lína, solche Schwierigkeiten, wie du sie mit Baddi hast! Ach, was wir alles zu ertragen haben.
    Da wurde Uroma böse. Sollte Baddi jetzt schlechtgemacht werden?
    – Was machst du dir Sorgen über ihn, fragte sie scharf.
    Doch Fía sagte, die Liebenswürdigkeit in Person, dass es doch so nicht gemeint sei, sie sei nur so niedergeschlagen und schockiert wegen Hermann, ihres Sohnes, der sich jedes Wochenende dem Branntwein ergebe. All sein Geld gehe für den Branntwein drauf. Er lasse sogar die Arbeit schleifen wegen der verdammten Sucht nach Branntwein!
    Und Uroma sah, dass die Alte in Frieden kam und nicht auf
der Jagd nach Neuigkeiten über Baddi, an denen sie schmatzen könnte, während sie ihre Millionen zählte. So dass die alte Frau ihr das Geheimnis der Alkoholsucht anvertraute: Tatsache sei schlicht, dass diese Männer selbst keine Macht darüber hatten. Hier seien böse Geister am Werke.
    – Gott der Allmächtige steh mir bei!
    – Ja, daran besteht kein Zweifel. Es sind die Trunksuchtteufel und die bösen Geister, die durch diese Männer trinken. Ich erinnere mich daran, tststs, als wir hier draußen in Minnakoti sieben wohnten, und der Tómas, Gott hab ihn selig, immer am Trinken war! Ich beschloss, no! Jetzt treib ich den bösen Geist aus ihm. Ja, weiter ist da nichts drüber zu sagen, ich hab eben so meine Methoden, red da vielleicht nur nicht darüber, aber dann ist er eingeschlafen mit dem Branntweintod tsts dort im Zimmer, und ich beginne, ihn zu beschwören, und da seh ich tatsächlich, wie der Geist aus ihm ausfährt, so puff in die Luft, und ich freu mich ungeheuer. Jaja! Nur dass der Teufel da in der Wiege zu dem kleinen Kind fährt, tststs; und nun bekreuzigte Lína sich nach vorn und nach hinten.
    – Zu dem kleinen Kind?, fragte Fía mit zitternder Stimme. War das die úlla, die gestorben ist?
    – Nein, sagte Uroma, ein bisschen ärgerlich über diese Verständnislosigkeit: – Das war der Baddi!
    – Und was kann man da machen?
    Uroma sagte, das Beste

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