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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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denen das Morgenblatt in seine Handfläche klatscht, und bevor ich fragen kann, was zum Teufel nun los ist, hat Manni das Blatt schon entrollt, es mir unter die Nase gehalten und mir eine Nachricht auf der Rückseite gezeigt.
     
    HAUSTIERE IN SCHRECKLICHER VERWAHRLOSUNG
    – Geht mich das etwas an, frage ich böse.
    – Lies, das ist genial!, befahl Manni.
    Ich überflog den Bericht. Die Polizei bekam Hinweise darauf, dass mit der Viehhaltung auf einem kleinen Hof weit im Osten etwas nicht in Ordnung wäre, und bei der näheren Überprüfung bot sich den Beamten ein unschöner Anblick. Der Bauer, der mit seiner uralten Mutter und einem geistig behinderten Landarbeiter auf dem Hof gewohnt hatte, war verschwunden und niemand mehr da, um sich um die Tiere zu kümmern. Die Haustiere, Schweine und Schafe, waren ohne jegliche Pflege im Stall eingesperrt geblieben; einige waren verhungert, andere bis auf die Knochen abgemagert, nur die Schweine schienen sich von den Leichen der toten Tiere ernährt zu haben. Die Polizisten, die auf den Hof gekommen waren, gaben an, nie etwas Abstoßenderes gesehen zu haben. Die alte Frau wurde in lebensbedrohlichem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach dem Bauern wurde gefahndet; es
bestand Grund zu der Annahme, dass er auf einem Trawler untergekommen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage in dieser Sache erhoben …
    – Das ist eine verdammt scheußliche Geschichte, sagte ich und hörte auf zu lesen. Aber Manni trat vor Glück von einem Bein auf das andere, wedelte mir mit den Autoschlüsseln im Gesicht herum und sagte: – Das müssen wir untersuchen!
    Ausflüge mit dem Auto machen mir immer Spaß, sogar in der Schrottkiste seiner Eltern, die nun, so schnell es eben ging, Richtung Osten über die Hochebene von Hellisheidi gejagt wurde. Ich hatte gerade noch geschafft, mich anzuziehen und mir auf dem Weg nach draußen einen Apfel zu greifen, und schlug vor, dass wir irgendwo etwas essen sollten, von nicht viel anderem als einer abgestandenen Cola im Pappbecher und einem Landstraßenhamburger mit Cocktailsoße aus einer spritzenden Plastikflasche träumend. Aber Manni wollte davon nichts hören. Fressen könnten wir auch noch auf dem Nachhauseweg. Jetzt ginge es darum, als Erste vor Ort zu sein! Und irgendwie ließ ich mich von der Spannung anstecken und fing an, die Karte zu studieren, die Manni mir zugeworfen hatte, und obwohl ich kein großer Kartenleser bin, gelang es mir, sowohl den Regierungsbezirk als auch den Landkreis zu finden; der betreffende Hof war allerdings nicht eingezeichnet.
    Wir fuhren auf einer braunen Schlammpiste durch den Bezirk. Die Berge lagen grau in grau, aber die Erde war noch grün. Der Himmel über uns voll tiefhängender, wild zerrissener Wolken. Regen in der Nähe. – Wir fragen einfach jemanden nach diesem verdammten Hof, meinte Manni, aber es war niemand draußen unterwegs. Überall lagen Höfe, einige mit Namensschildern und Hinweisen, andere nicht; nirgendwo fanden wir den, nach dem wir suchten. Schließlich bog Manni zu einem stattlichen Bauernhaus ab, fuhr auf den Hof dort
und sagte mir beinahe im Befehlston, dass ich klopfen und nach dem Weg fragen sollte.
    In diesem Augenblick kamen zwei große und angriffslustige Hunde unter Knurren und Bellen zum Auto gelaufen, und ich wagte nicht einmal, die Tür zu öffnen, und schlug Manni vor, er solle selbst fragen gehen. Er stieg aus, und die Hunde verfolgten ihn mit wütendem Gekläff bis zur Tür des Wohnhauses.
    Der Bauer kam heraus auf die Treppe. Manni trug sein Anliegen vor, und der Gesichtsausdruck des Mannes wurde spöttisch und misstrauisch; was wir dort zu suchen hätten? Er betrachtete Manni prüfend, sah dann ins Auto hinein und blickte mir skeptisch in die Augen. Ich wurde langsam zu nichts, aber Manni ist unempfindlich für den Hohn seiner Umgebung, solange er sich nicht auf sein Aussehen bezieht. – Seid ihr für die Zeitungen da?, fragte der Bauer. – Öh-öhöh, indirekt, ja, antwortete Manni. Der Bauer sagte ihm den Weg, die erste Abzweigung nach links, wenn man weiter Richtung Osten fuhr, von dort der dritte Hof auf der rechten Seite. Dann schloss er noch eine kleine Rede an, als Manni schon wieder im Auto saß, das einfach nicht anspringen wollte, dass er es unter aller Kritik fände, dass die Zeitungen aus Reykjavík sofort irgendwelche skrupellosen kleinen Bürschlein schickten, um sich am Unglück dieser Leute zu weiden. Ich glaubte, vor Scham zu sterben, aber

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