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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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klatschten im Takt, und Manni und ich mit; Bóbó saß dabei auf der Bank. Und als alle sich die Pfoten taubgeklatscht hatten, erschien irgendein Typ auf der Bühne und sagte, The Killer könne keine Zugabe bringen, auf Anweisung seines Arztes.
– Hals-, Nasen- und Ohren-, sagte Bóbó, der auf der Bank saß. So dass Manni und ich hinunterkletterten wie die meisten anderen, und dann war die Zeit gekommen, irgendwo in die Nacht hinauszufahren.
    Es war außerhalb der Stadt und schwarze Dunkelheit. Bóbó hielt sich die Hand und trug nichts zu unserer Sache bei. Manni war ein bisschen gestresst und lief herum, um ein Taxi zu finden, bat uns zu warten und verschwand und schien nie wiederzukommen. Die meisten waren schon gefahren, außer ein paar Desperados und den Sicherheitskräften, als Manni uns wiederfand, blass und niedergeschlagen, er hatte sich hoffnungslos verlaufen. Doch schließlich bekamen wir ein Taxi, eine schrecklich alte Kiste mit einem Hippie am Steuer, ein bärtiger Typ mit einer indianischen Decke um die Schultern und einem Pferdeschwanz. Haschgeruch im Auto. Er fuhr mit unheimlicher Geschwindigkeit und schien keinerlei Rücksicht auf andere Autos zu nehmen, die manchmal laut quietschend um uns bremsten und hupten, während unser Fahrer erstaunt sagte, – Wow man, can you dig that?, nur so zu sich selbst. Es war, als ob er vollkommen vergessen hätte, dass wir im Auto waren. Plötzlich waren wir am Busbahnhof, bezahlten und verabschiedeten uns.
    Das war gegen zwei Uhr in der Nacht. Wir betrachteten die Tafeln mit den bevorstehenden Abfahrten, und uns wurde klar, dass wir in Wirklichkeit gar nicht wussten, wohin wir fahren sollten. – Nach New Orleans?, fragte Manni zweifelnd, aber ich schüttelte den Kopf. Wir hatten kaum Zeit. Bóbó trug nichts zu dieser Sache bei, sagte, er werde einfach fahren, wohin der Wind ihn verwehe.
    Wir holten unsere Sachen aus den Schließfächern und trafen dann eine ziemlich offene Entscheidung über unser Fahrtziel; wir buchten Plätze für den Bus nach Nashville, der eine
gute Stunde später abfahren sollte. Von dort konnten wir unsere Reise dann in beliebiger Richtung fortsetzen. Weiter die Südstaaten besichtigen, langsam in Richtung New York trödeln oder dort bleiben und die Hochburg der Countrymusik erkunden. Unsere Taschen waren mit Bier gefüllt, die Reste unserer Vorräte aus dem Hotelzimmer, und wir begannen, dort auf einer Bank im Busbahnhof ein paar zu kippen. Es war erleichternd, wieder auf Fahrt zu sein. Wir waren alle etwas betrunken, Bóbó natürlich offensichtlich am fertigsten, und kurze Zeit später hatte sich ein alter Mann zu ihm gesetzt, der aussah wie ein Obdachloser, mit leiser Stimme sprach und sehr vorsichtig war und uns etwas zuzuflüstern begann.
    – Was hat der hier zu betteln?, sagte Manni. Aber Bóbó sagte ihm, er solle nicht so misstrauisch sein, man könne oft Spaß haben mit solchen Charakteren. Dann bot er dem Mann Bier und eine Zigarette an, und der Mann akzeptierte, mit geheimniskrämerischem Gesichtsausdruck und sich ständig in alle Richtungen umsehend. Der Mann war so um die Sechzig, sehr dünn und kränklich. Strich sich einen Tropfen von der roten Nase. Ließ uns alle die Köpfe in seine Richtung neigen, damit wir ihn hören könnten, und sagte: – Gut, dass ihr auf der Hut seid! Stand dann auf und prüfte, ob jemand gelauscht hatte, blinzelte uns zu und nickte heftig mit dem Kopf.
    Wir sahen uns natürlich um. Es waren wenige im Saal, zwei schwarze Frauen in Mänteln, Mutter und Tochter, wie es schien; an einer anderen Stelle saßen einige sportlich aussehende junge Männer mit Adidas-Taschen und schliefen. Ein alter Mann fegte den Boden, vereinzelt einige weitere Gestalten hier und dort, und der Mann am Kartenverkaufsschalter.
    – You watch out boys, take my advice, sagte unser Freund noch einmal und machte sich möglichst unauffällig daran, die Zigarette zu rauchen, die Bóbó ihm geschenkt hatte. – Was
ist so gefährlich, fragte Bóbó, – wovor sollen wir auf der Hut sein?
    Da bat der Mann uns noch einmal, die Köpfe zu neigen und zuzuhören, und nachdem er sich überzeugt hatte, dass niemand lauschte, sagte er:
    – You watch out for them niggers. They kill you for nothing.
    Eine halbe Stunde später standen wir auf und beschlossen, langsam in den Bus einzusteigen. Als wir in der Tür waren, hörten wir einen gellenden Schrei aus dem Saal, und wir sahen, wie unser scheuer Freund mit irgendetwas im Arm durch den

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