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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Hand schien nicht schlimmer zu werden. Und kaum dass er sich einigermaßen erholt hatte, begann er durchzugehen, was sich ereignet hatte, aber als wir ihm davon erzählten, wie er den Schwarzen bepisst hatte, weigerte er sich, uns zu glauben. – Das ist eine Lüge, sagte er, aber nicht mit großer Überzeugungskraft. Seufzte dann und legte sich mit offenen Augen schlafen.
    Längere Zeit sagte er nichts. Und man konnte auch nicht wagen, ihn anzusprechen. Kurz vor dem Ziel hielten wir an einem Rastplatz und besorgten uns etwas zu essen, und als Bóbó sich den Teller mit Haschee beladen hatte, sagte er zu
Manni: – Du bezahlst doch das Hack für den Brunnenpisser, mein Engelsärschchen.
    – Jedenfalls hat er jetzt etwas Stoff, über den er schreiben kann von dieser Reise, sagte Bóbó zu mir, als wir uns setzten.
    – Ich bin mir nicht so sicher, ob da nicht ein Buch draus wird, sagte Manni da, und ich war ein bisschen erleichtert, als ich Bóbó lachen hörte. Ein leises Lachen.
    Wir stiegen an der Station aus dem Überlandbus, die nach unserer Berechnung der Crossroad Ranch und Omas Wohnwagengrube am nächsten war. Von dort nahmen wir so etwas wie einen Bus, der in das Dorf in der Nähe der Ranch fuhr, wo wir in The Country Saloon gegangen waren und mit Baddi und Daisy und Dólóres der Hundemama etwas getrunken hatten. Zwar war unser Abschied kühl gewesen seinerzeit, als Baddi Kommunist geworden war und Bóbó die Männer beim Billardspiel aufrollte, aber wir beschlossen, trotzdem dorthin zu gehen und uns zu erkundigen, vielleicht auch Oma oder Daisy von dort aus anzurufen.
    Es war früh am Tag, und es saßen einige Männer in Arbeitskleidung am Bartresen. Sie schwatzten hin und wieder laut auflachend mit dem Barmann, aber als wir an den Tresen traten und sie uns bemerkten, verstummten sie sofort. Sahen einander an, dann uns, mit drohenden, feindseligen Gesichtern. Wir baten darum, das Telefon benutzen zu dürfen. Der Mann sagte, das sei nicht möglich. Darauf bestellten wir ein Bier, aber der Ober sagte, es wäre das Beste für uns zu gehen.
    – You better get out of here.
    Die Männer am Tresen sahen so grob und der Ober so entschlossen aus, dass wir lieber nachgaben und schnell zur Tür gingen.
    Standen dann ratlos draußen auf dem Parkplatz.
    – Was ist mit diesen Leuten?, fragte Manni mit zitternder
Stimme. – Sind die so schlecht drauf wegen letztes Mal? So eine Scheiße!
    – Mir gefällt das nicht, sagte Bóbó.
    Drei Taxis warteten an einem Stand. Die zwei ersten streikten, als wir Crossroad Ranch als Fahrziel nannten. Wir versuchten es mit der Wohnwagensiedlung beim dritten Fahrer und wedelten mit Geldscheinen, sagten, wir würden gut bezahlen. Aber wir wüssten nicht, wie die Wohnwagensiedlung hieße, falls sie überhaupt einen Namen hätte, diese Grube.
    – A lot of caravans, mobile homes, in an old sandmine nearby.
    – O.K., sagte der Fahrer, und wir sprangen ein. Fuhren ein kurzes Stück und rollten dann hinein in eine Ansammlung von Wohnwagen. Aber es war nicht die richtige. Der Fahrer wurde ungeduldig und verlangte eine genaue Adresse, und Bóbó nannte die Crossroad Ranch. Der Fahrer zögerte einen Moment und fuhr dann los. Dies war ein wagemutiger junger Mann. Leider fuhr er nicht ganz bis zur Ranch, sondern hielt in zweihundert Meter Entfernung davon auf der Straße und zeigte auf den Hof. Dort wäre es. Wir sagten, das wüssten wir, bezahlten und verabschiedeten uns. Das Auto raste davon.
    Wir stolperten los. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer kleinen Gruppe war durch diesen Widerstand gewachsen, und Manni fragte Bóbó, wie es seiner Hand ginge. Bóbó zog sie hervor, und wir besahen sie; ihr Zustand schien sich weder gebessert noch verschlechtert zu haben. – Ich finde, du hältst dich gut so, Invalide, sagte Manni in anerkennendem Ton. – Ich bin mein ganzes Leben Invalide gewesen, antwortete Bóbó.
    Reisemüde gingen wir drei durch das Tor zur Ranch und den kurzen, breiten Schotterweg zu den Häusern hinauf. The
good, the bad and the ugly. Oder wie das nun war. Gingen langsam und sahen uns in alle Richtungen um. Gingen an den ersten Hofgebäuden vorbei und auf das große Wohnhaus zu, aber als wir in einem großen Bogen daran vorbeigehen wollten, kam einer der zornigen Männer hinaus auf den Hofplatz, wahrscheinlich einer der Brüder Rodneys des Schweinehirten. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er uns sah, hob dann die Hand wie ein Polizist, der Autos an einer Kreuzung

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