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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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afternoon
    Rodney der Schweinehirt hatte sich erhängt. Sein Vater und seine Brüder gaben Daisy die Schuld an seinem Unglück und gleichermaßen dieser seltsamen isländischen Familie, mit der sie herumzog. – Ihr erinnert euch an die Nacht, als ihr im Mobilhome angerufen habt? Da hatte Rodney sich umgebracht. Er war früher am Tag verschwunden, und deshalb begannen Daisy und Gógó zu trinken. Und als Daisy früh am Morgen zur Ranch hinüberfuhr, um Nachschub zu holen, da hatten sein Vater und die Brüder Rodney im Schweinestall hängend gefunden …
    Das erzählte uns Klara alles am nächsten Morgen, während sie uns Brot und Tee servierte, mit dem Kind auf dem Arm. Welchem Kind? Na, ihrem Kind natürlich, das Daisy und Rod adoptiert hatten, aber das trotzdem immer zu Hause bei Dólóres der Hundemama war. Jetzt war das Kind zu seiner Mutter gekommen, die es selbst und ohne die Einmischung anderer Familienmitglieder aufziehen wollte!
    Sie saß dort bei uns, süß und niedlich wie zuvor, mit einem Lätzchen um den Hals, und schlug mit dem Löffel in einen Teller mit Brei. Lachte, bis sie schließlich Schluckauf bekommen hatte, wenn wir anderen Spritzer abbekamen.
    – Wie heißt sie?
    – Karolína, antwortete Klara Louise Brown. Karolína with a K, just like her great grandmother.

     
    Vielleicht wären alle unsere Angelegenheiten am besten in Klaras Händen aufgehoben gewesen. Aber obwohl sie uns freundlich aufnahm, war es leicht zu sehen und zu verstehen, dass sie in Frieden gelassen werden wollte. Sie sagte uns, dass Billy the Kid wieder in die Schule für Lernbehinderte gegangen sei, Bella, ihre Schwester, nach Texas, um mit ihrem Freund ihr Glück zu versuchen, und Daisy vor dem Zorn des Bauern irgendwohin geflohen. Und Gógó und Baddi waren umgezogen, neunzig Kilometer nach Norden, an einen etwas seltsamen Ort.
    – Einen seltsamen Ort?
    – Ja, ich bin zwar noch nie dorthin gekommen, aber es haben dort schon immer fast nur Indianer gelebt. In Suff und Armut. Aber das passt vielleicht gut für die beiden. The problem with this family is that they can’t hold their liquor!, sagte Klara schrill und lächelte freudlos ihr besonderes Lächeln aus dem einen Mundwinkel.
     
    Es fahren Busse zu allen Orten in Amerika, und gegen Mittag waren wir wieder in der letzten Sitzreihe angekommen. In diesem Bus gab es jedoch keine Toilette. – Gab es nicht ein Buch, das man in der guten alten Zeit las und das »Im Land der Indianer« hieß?, fragte Manni. Darauf begannen wir, uns die Zeit damit zu vertreiben, diesen Buchtitel weiterzuentwickeln, »Drei Bleichgesichter auf der Spur der Indianer«, und einigten uns dann auf das Endergebnis: »Auf der Spur der Rothäute mit Baddi und Gógó. Ein unvergessliches Abenteuerbuch für die ganze Familie.«
    Es war ein kleines Dorf, ein paar verstreute Hütten. Lagerfeuer loderten hier und dort. Man war ein bisschen ängstlich, zumal man fremd war und sich nicht auskannte, aber niemand schien sich um uns zu scheren. Die Leute sahen kaum auf. Wir wussten nicht, wie oder wo wir nach Oma suchen sollten. Beschlossen,
einmal über das Gelände zu schlendern, bevor wir fragten. Gingen einen trüben, gewundenen Fluss entlang; die Ufer waren voller Abfall. Verschiedene heruntergekommene Hütten standen dort über ein großes Gebiet verstreut, und sogar einzelne Zelte. Es hatte vor kurzem geregnet, und das Gelände war etwas schlammig. Erinnerte irgendwie an eine Müllhalde. Einige Männer hockten auf den Fersen um ein kleines Feuer, und ich stieß die Jungs an. Am Feuer saß ein Mann, der von hinten verdammt große Ähnlichkeit mit unserem Onkel Baddi hatte. Er war zwar mit einer Decke bekleidet, aber wir beschlossen, die Sache näher zu untersuchen, und gingen hin. Einige der Typen sahen auf, betrunken offensichtlich, mit blauschwarzem Haar. – Sind das Grönländer, fragte Manni verblüfft, aber zog die Frage gleich zurück, als Bóbó höhnisch zu lachen begann. – Grönländer! Und da drehte Baddi sich um, sah uns zweifelnd an, doch dann breitete sich ein Lächeln über seinem Gesicht aus, dass die beschädigten Zahnreihen aufschienen.
    – Mein Neffe Bóbó, sagte er. – Welcome to my world.
    Bot uns dann Obstwein aus einem großen Kanister an. Seinen Saufkumpanen stellte er uns nicht vor, die auch von Herzen gleichgültig wirkten. Der Wein war sauer und schlecht. Bóbó wurde bei diesem Wiedersehen ein bisschen fröhlicher, er begann zu lachen wie ein Idiot und über Gott und

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