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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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angeeignet hatte. Aygar hatte mehr Schwierigkeiten. Sie konnte ihn poltern und straucheln hören und hoffte inständig, daß hier unten keine Geräuschsensoren eingesetzt wurden. Sie benutzte die Taschenlampe nur, wenn es unbedingt sein mußte.
    Als sie unter dem ersten düsteren Lämpchen unter der Tunneldecke hinweggingen, wurde kein Alarm ausgelöst, von dem Sassinak etwas mitbekam, aber damit war auch nicht unbedingt zu rechnen. Sie schwitzte inzwischen in der reglosen Luft in dem Tunnel und fragte sich, wie frisch diese Luft war. Zwischen dem ersten und dem zweiten Lämpchen spürte sie plötzlich einen Zug von der Seite und richtete den Lichtstrahl an die Tunnelwand. In Hüfthöhe befand sich ein weiteres, diesmal hüfthohes Gitter. Aus ihm drang lautlos ein etwas kühlerer Lufthauch. Sassinak konnte keinen Ventilator hören, nicht einmal ein Zischen bewegter Luft. Dann strich der Luftzug für einen Moment über ihren Handrücken und hörte sofort wieder auf.
    Nur ein Druckausgleichstunnel, dachte sie, wahrscheinlich zur Untergrundbahn. Beruhigend zu wissen, daß sie von anderswo mit frischer Luft versorgt wurden, auch wenn Sassinak lieber einen Weg an die Oberfläche gefunden hätte. Sie tippte Ayagar auf den Arm, und sie kauerten sich neben die Öffnung hin und legten eine kurze Pause ein.
    »Ich bin mir nicht sicher, wer hinter uns her ist«, sagte sie. »Das war nicht der Mann, den ich treffen sollte. Er war genauso groß und im selben Alter, aber ein anderer.«
    Aygar ignorierte die Bemerkung. »Wissen Sie, wo wir sind? Können wir zurück?«
    »Das waren die falschen Fragen. Um zurückzuklettern, müßten wir herausfinden, wer uns umbringen will. Im Moment wissen wir nicht einmal, ob man hinter Ihnen, hinter mir oder hinter uns beiden her ist. Und warum.«
    Sie konnte sich für beides Gründe vorstellen. Und für einige andere Vorkommnisse auch. Warum sollte ihr jemand einen falschen Coromell schicken und dann ihn umbringen? Es konnte kaum ein Irrtum gewesen sein: der Unterschied zwischen einem weißhaarigen alten Mann und einer dunkelhaarigen Frau war selbst für den dümmsten Attentäter augenfällig. Es konnte angesichts des Geschoßhagels, der dem Mann das Gesicht zerfetzt hatte, auch nicht an mangelnder Treffsicherheit gelegen haben. Waren vielleicht zwei verschiedene Verschwörerbanden am Werk gewesen, deren Machenschaften sich in wilder Verwirrung überschnitten hatten?
    »Sie haben gesagt, das sei nicht Coromell gewesen.« Aygars Stimme klang ruhig, konzentriert zwar, aber nicht ängstlich. »Hat das der Kerl, der ihn umgebracht hat, auch gewußt?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie war sich nicht vieler Dinge sicher, außer daß sie lieber auf ihrem Schiff geblieben wäre. Das war’s dann, was die Konfrontation mit alten Ängsten anging. »Wenn das Coromell gewesen wäre und der nächste Schuß mich vielleicht auch getötet hätte, wären Sie der wichtigste Zeuge im Prozeß gegen Tanegli gewesen. Und wie Sie oft genug gesagt haben, wissen Sie nichts über die Kontakte zwischen Tanegli und anderen Verschwörern. Sie könnten lediglich bestätigen, daß er Sie angelogen und glauben gemacht hat, daß Ireta den Schwerweltlern gehörte. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, den Tod Coromells mir anzulasten …«
    »Und warum haben die vielen anderen Leute draußen auf uns gewartet?« fragte Aygar.
    Seine Gedanken gingen offenbar in eine andere Richtung. Das war bei seiner Herkunft nicht anders zu erwarten. Aber es war trotzdem eine gute Frage.
    »Hmm. Angenommen, sie haben geplant, Coromell in dieser Bar umzubringen. Sie haben damit gerechnet, daß ich mit Ihnen flüchten würde, was wir ja auch getan haben. In einer solchen Situation kann man nichts Vernünftigeres tun als zu verschwinden. Also haben draußen weitere gewartet, um uns zu erledigen. Oder mich. Dann hätten sie mir Coromells Tod anlasten und damit die Flotte verunglimpfen und jede Aussage unglaubwürdig machen können, die ich vor Gericht gemacht hätte.«
    »Was wäre aus der Zaid-Dayan geworden? Wer hätte Ihr Erbe angetreten?«
    »Mein Erbe? Schiffe sind kein Privateigentum! Die Flotte würde einen anderen …« Sie verstummte, als ihr ein neuer Verdacht kam. »Aygar, Sie sind ein Genie, und Sie wissen es nicht einmal. Die Aussage ist eine Sache. Aber ein Schiff lahmzulegen, ist eine andere. Meine Zaid ist vermutlich das gefährlichste Schiff seiner Klasse. Wenn sie das Schiff fürchten und es außer Gefecht setzen wollten,

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