Das Generationenschiff
Dockmeister der Station, der wissen wollte, warum die Zaid-Dayan ohne Erlaubnis abzulegen begann.
»Befehl von Admiral Coromell«, sagte Arly. Sollte sie von der Seti-Flotte erzählen? »Wir schicken ein Shuttle auf den Planeten.«
»Das dürfen Sie nicht!«
Die Stimme verstummte abrupt, und auf dem Bildschirm erschien jemand in der Uniform der Insystem-Sicherheitskräfte.
»Sie sind im Begriff, gegen die Vorschriften zu verstoßen. Sie brechen den Startvorgang sofort ab, sonst werden Maßnahmen ergriffen …«
»Fähnrich Gori, Captain!«
Er war nicht so schnell wie Tim, aber auf seine Art ebenso eifrig.
»Fähnrich, der Captain … äh … Commander Sassinak sagte mir, daß Sie die Vorschriften in- und auswendig kennen.« Er antwortete nicht, aber er wirkte auch nicht verlegen. »Sie werden mit dem Insystem-Sicherheitsdienst die Vorschriften besprechen. Wir starten auf Befehl eines höheren Offiziers, der nicht direkt in unserer Kommandohierarchie steht, um einer feindlichen Bedrohung zu begegnen.« Goris Gesicht erstrahlte, und er öffnete den Mund. Arly schob ihn auf eins der Arbeitspulte zu und sagte: »Sagen Sie’s nicht mir, sagen Sie’s ihm.«
Ein anderer Monitor zeigte das Zweite Flugdeck, auf dem sich die Luke hinter einem der Shuttle schloß. Als sich die Startluke öffnete, hob der Lift das Shuttle empor. Durch die offene Luke konnte Arly einen Teil der Station erkennen.
»… keine Genehmigung für einen solchen mutwilligen Verstoß gegen die Vorschriften«, leierte die Stimme des Sicherheitsoffiziers weiter. »Stellen Sie sofort wieder den inaktiven Zustand her, oder wir sehen uns gezwungen, Gewalt anzuwenden.«
Arlys Temperament ging mit ihr durch. »Es befindet sich eine feindliche Seti-Flotte im Anflug«, sagte sie langsam und betonte jedes Wort. »In Ihren Reihen sind Verräter, die sie an den Verteidigungsanlagen vorbeilassen wollen. Drohen Sie mir nicht. Bisher habe ich der Station keinen Schaden zugefügt.«
Vielleicht war nicht der ganze Insystem-Sicherheitsdienst in diese Verschwörung verwickelt. Dieser Mann jedenfalls sah so aus, als habe man ihm gerade einen Schlag versetzt.
»Aber … aber darauf gibt es keine Hinweise. Kein einziges Detektornetz ist abge …«
»Vielleicht hat jemand den Finger am Knopf.«
Das Shuttle verließ den Rumpf der Zaid-Dayan und verschwand. Arly schickte ihm ein stummes Gebet hinterher.
»An Ihrer Stelle würde ich mir die redundanten Systeme noch einmal genauer ansehen.«
Inzwischen waren die leistungsfähigen Scanner der Zaid-Dayan wieder in Betrieb. Bisher hatte sich nichts gezeigt. Der Feind war noch zu weit draußen. Arly sah in die Runde und stellte fest, daß die reguläre Brückenbesatzung inzwischen an ihren Plätzen war. Es war ein seltsames Gefühl, an Sassinaks Platz zu sitzen, während Leutnant Yulyin an ›ihrem‹ Pult saß, und noch seltsamer, daß dieses Pult nach einem Schiffsalarm weitgehend verdunkelt war. Sie zeigte auf Gori, der den Kanal zum Insystem-Sicherheitsdienst auf sein Pult umschaltete.
»Fähnrich Gori wird mit Ihnen in Kontakt bleiben.«
»Die Vorschriften der Flotte, Paragraph 21, Artikel 14, billigen diese Befugnis befehlshabenden Offizieren von Schiffen zu, die zu einem kurzfristigen Einsatz von ihren Routineaufgaben innerhalb eines Sektors entbunden werden …« Gori klang selbstsicher und so glatt wie ein Diplomat.
Arly überließ ihm alles weitere. Eine überraschend aufgetauchte Seti-Flotte und Goris Begeisterung für Vorschriften sollten zusammen eigentlich ausreichen, daß niemand unbedacht einen bestimmten Knopf drückte, bis die Zaid-Dayan unterwegs war und die Schilde heben konnte.
»Andockbucht gesichert, Captain!«
Arly nickte den Männern vom Technischen Dienst zu. So kritisch die Situation auch war, sie konnte es auf keinen Fall rechtfertigen, die Station zu zerstören, um einen Blitzstart zu wagen, und die Inbetriebnahme des Insystem-Antriebs war eine heikle Sache. Zentimeter um Zentimeter entfernte sich der Kreuzer von der Station und entwickelte gerade genug Schub, daß die Rotationsträgheit ihn auf einen Spiralkurs brachte.
»Waffen immer noch deaktiviert«, meldete Yulyin, als zum zweiten Mal der Minutenzähler tickte.
»Keine Sorge. Sassinak und ich haben uns einige Tricks ausgedacht, die in dem Moment zum Tragen kommen werden, wenn wir sie brauchen.« Sie fragte sich, ob der Ssli und sein ferner Artgenosse noch miteinander in Kontakt standen. Und was machte Dupaynil auf diesem
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