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Das Generationenschiff

Das Generationenschiff

Titel: Das Generationenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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man sie rechtzeitig fand, in einer Fluchtkapsel davonmachen, bevor man sie über Bord warf? (Und was hieß ›rechtzeitig‹? Zum Prozeß? Oder um am Leben zu bleiben?) Er hatte jedoch keinen Zweifel, daß sie eines mit Sicherheit nicht tun würde: sich in eine Koje hocken und fragen, was sie tun sollte. Sie hätte sich längst etwas ausgedacht, und bei ihrem Glück hätte es wahrscheinlich auch funktioniert.
    Die Idee, auf die er Stunden später kam (nach mühseligen, schweißtreibenden Stunden, in denen er eigentlich hätte schlafen müssen), erschien ganz einfach. Vermutlich würde die Mannschaft eine Evakuierungsübung durchführen, damit sie eine Gelegenheit bekam, ihn umzubringen. Auch die anderen würden in ihre Kapseln steigen, damit alles normal aussah. Sie hatten eine seiner Wanzen gefunden, aber nicht alle (sonst hätten sie die Audioverbindung unterbrochen, damit er nicht mithörte). Und deshalb konnte er die Kanäle noch einmal anzapfen, die Steuerung der Kapseln zurückstellen und ihnen – oder den meisten von ihnen – in den Kapseln eine Falle stellen. Sie würden nicht in der Lage sein, seine Kapsel abzufeuern; er würde ihre abfeuern.
    Er steckte mitten in der Umprogrammierung der Kapselsteuerungen, als ihm klar wurde, daß sein Plan alles andere als eine einfache Lösung war. Die Flotte hatte einen Namen für jemanden, der illegal die Kontrolle über ein Schiff übernahm und den Captain und die Mannschaft tötete. Einen alten, häßlichen Namen, der zu einem Prozeß führen würde, den er leicht verlieren konnte.
    Ich plane keine Meuterei, schärfte er sich ein. Diese Männer sind Verbrecher. Aber sie waren noch nicht überführt, und bis dahin lief sein Plan nach sämtlichen Gesetzen und Regularien nicht nur auf Meuterei, sondern auf Mord hinaus. Und auf Piraterie. Und wahrscheinlich auf ein Dutzend anderer, kleinerer Verbrechen, die man mit auf die Anklageschrift setzen würde, darunter die Vorwürfe, die Sassinak ihm in der Kommunikationsnische gemacht hatte. Dazu kam die Manipulation von Rettungsequipment, die er gerade durchführte. Ganz zu schweigen von seinen angeblichen Befehlen, in den Seti-Raum weiterzufliegen. Nachdem er ein Schiff an sich gebracht und die Mannschaft getötet hatte, würde ihm niemand mehr glauben, daß er die Befehle nicht selbst gefälscht hatte.
    Was würde Sassinak unter solchen Umständen unternehmen? fragte er sich. Er erinnerte sich an die Holographie der Zaid-Dayan mit ihrem geflickten Rumpf und den Schrammen, die die Entermannschaft der Piraten verursacht hatte. Sassinak hatte den Feind auf ihr Schiff gelassen, um ihm eine Falle zu stellen. Konnte er sich etwas ähnlich Verheerendes ausdenken? Unterm Strich waren dreiundvierzig Jahre im Kälteschlaf vielleicht der einfachste Ausweg, überlegte er, und tippte den Rest der neuen Schaltsequenz ein.
    Sassinaks Ururgroßmutter hätte ihn vielleicht gewarnt, aber eine kurze Zeit im Kühlschrank konnte ihm größeren Ärger ersparen. Ach was. Er sollte die anderen auf Eis legen. Das würde die Vorwürfe auf Meuterei, Piraterie und so weiter beschränken und ihm eine Mordanklage (und die obligatorische Gedächtnislöschung, falls er verurteilt würde) ersparen, und er könnte damit davonkommen, daß er die nächsten zwanzig Jahre Sanitäranlagen mit einer Zahnbürste putzen mußte.
    Natürlich war es nicht so einfach. So oft er auch die Treppen hinauf- und hinabgeklettert war, so wußte er doch so wenig wie der Held einer Space Opera darüber, wie dieses Schiff zu bedienen war. Er hatte sich vor vielen Jahren nur einige Grundkenntnisse angeeignet; er war einen Simulator geflogen, kein Schiff. Er konnte sich von dem Wassereisvorrat etwas abklopfen, um nicht zu verdursten, aber er konnte es nicht in die Leitungen einspeisen und duschen. Er konnte das Schiff nicht einmal aus dem FTL-Raum bringen. Sassinak hätte es wahrscheinlich gekonnt, aber er konnte nicht mehr, als den Schalter für das Notsignalfeuer umzulegen und zu hoffen, daß die Mannschaft des Empfangsschiff nicht derselben konspirativen Gruppe angehörte. Aber er würde nicht einmal das schaffen, wenn er nicht endlich seine Nervosität ablegte und sich an die Arbeit machte.

siebtes kapitel
    Diplo
     
    Zebara hatte sie mit zügigen Schritten durch das Straßenlabyrinth rings um den Universitätskomplex geführt. Trotz seines Alters und seiner merklichen körperlichen Einbußen war er immer noch bemerkenswert gut in Form. Lunzie bemerkte, daß man ihnen

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