Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
ihm
eine Chance von sechzig zu vierzig – dagegen«, erwiderte der Arzt.
»Wir haben Sie hierher gebracht. Das ist John Sprague, Paul. Unser Arzt.« Trevayne machte eine Handbewegung in Richtung auf Sprague.
»Danke, Doctor.«
»Oh, ich hab gar nicht so viel getan. Ein paar Stiche. Zum Glück hatte sie unser Wohltäter hier an ein paar Stellen zusammengequetscht. Und Lillian hat ihren Hals fast fünfundvierzig Minuten lang in Eiskompressen gehalten. «
»Der sollten Sie eine Gehaltsaufbesserung geben, Andy.« Bonner lächelte schwach.
»Die kriegt sie«, antwortete Phyllis.
»Wie lange bleibe ich denn so eingewickelt? Wann kann ich hier raus?«
»Ein paar Tage, vielleicht eine Woche. Das hängt von Ihnen ab. Die Nähte müssen zusammenheilen. Ihr rechter Unterarm und Ihr Hals sind ziemlich verletzt.«
»Das sind Bereiche, die man leicht unter Kontrolle halten kann, Doktor.« Bonner blickte zu Sprague auf. »Ein Stützverband und eine einfache Gazebinde an meinem Arm müßten doch gehen.«
Sprague lächelte. »Sie sind wohl Fachkollege?«
»Höchstens Berater ... Ich muß wirklich hier raus. Bitte nicht übelnehmen.«
»Jetzt mal einen Augenblick.« Phyllis ging um das Bett herum. »Soweit das mich betrifft, haben Sie Andy das Leben gerettet. Ich werde nicht zulassen, daß Sie hier früher, als es gut für Sie ist, raus kommen.«
»Sie brauchen Ruhe, Paul. Wir reden morgen weiter. Ich komme ganz früh herüber«, meinte auch Trevayne.
»Nein, nicht morgen früh. Jetzt.« Bonner sah Andy an, und seine Augen wirkten bittend, aber streng. »Ein paar Minuten, bitte.«
»Was sagen Sie, John?« Trevayne erwiderte Bonners Blick, während er die Frage stellte.
Sprague beobachtete, was zwischen den beiden Männern ablief. »Ein paar Minuten. Mehr als zwei und weniger als
fünf. Ich nehme an, Sie wollen alleine sein; ich bringe Phyllis auf ihr Zimmer zurück.«
Die Tür schloß sich, und die beiden Männer waren alleine.
»Ich hatte nicht angenommen, daß so etwas passieren würde«, sagte Bonner.
»Wenn ich es auch nur entfernt für möglich gehalten hätte, hätte ich Sie nicht gehen lassen und die Polizei angerufen. Ein Mann ist getötet worden.«
»Ich habe ihn getötet. Die waren bewaffnet und wollten auf Sie schießen.«
»Warum haben Sie mich dann angelogen?«
»Hätten Sie mir geglaubt?«
»Da bin ich nicht sicher. Ein Grund mehr, die Polizei zu rufen. Ich hätte nie gedacht, daß die so weit gehen würden. Das ist unglaublich.«
»>Die< bedeutet wir, nicht wahr?«
»Ganz offensichtlich nicht Sie. Sie hätten Ihr Leben verlieren können; beinahe hätten Sie das ja auch ... Genessee Industries.«
»Sie haben unrecht. Das ist es, was ich beweisen wollte. Ich wollte diesen fetten Bastard zu Ihnen bringen, damit Sie die Wahrheit erfahren.« Bonner fiel das Reden schwer. »Ich wollte ihn zwingen, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Er ist nicht Genessee; er gehört nicht zu uns.«
»Das glauben Sie doch selbst nicht, Paul. Nicht nach dem, was heute nacht war.«
»Doch, das glaube ich. Genauso wie die Information, für die Sie in San Francisco bezahlt haben. Die haben Sie von einem Psychopathen gekauft. ›L.R.‹. Ich weiß Bescheid. Ich hab’ ihn auch bezahlt. Dreihundert Dollar ... komisch, nicht wahr?«
Trevayne konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Das ist es tatsächlich ... Sie waren wirklich sehr beschäftigt. Und findig. Aber, nur der Genauigkeit willen, es war nicht die Information an sich, es war eine Bestätigung. Wir hatten die Zahlen.«
»Über Armbruster?«
»Ja.«
»Ein guter Mann. Er denkt wie Sie.«
»Ein sehr guter Mann. Und ein trauriger. Es gibt eine
Menge trauriger Männer. Das ist ja das Tragische an der ganzen Geschichte.«
»In Houston? Pasadena? Tacoma? Oder sollte ich sagen Seattle?«
»Ja. Und in Greenwich. Auf einem Operationstisch. Nur daß mir bei ihm nicht das Wort traurig in den Sinn kommt. Eher das Wort schmutzig. Er hat versucht, Sie zu töten, Paul. Er gehört auch dazu.«
Bonner wandte den Blick von Trevayne. Zum erstenmal, seit ihre zahlreichen ernsthaften und halb ernsthaften Auseinandersetzungen begonnen hatten, sah Andy Zweifel in Pauls Gesicht. »Das können Sie nicht wissen.«
»Doch, das kann ich. Er war gleichzeitig mit uns in San Francisco. Er hat vor ein paar Wochen in Maryland einen Kongreßabgeordneten unter Druck gesetzt, ihn körperlich bedroht. Der Kongreßabgeordnete hat den Fehler gemacht, in betrunkenem Zustand Genessee zu erwähnen ...
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