Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Hauses war, dann war diese Sicherheit gefährdet.
Er durfte auch keine Zeit damit vergeuden, den Wald zu benutzen. Bonner eilte die Straße hinunter und behielt dabei dauernd die Fußstapfen im Auge. Sie wurden klarer, frischer, als er sich der Einfahrt näherte. Sobald er in Sichtweite des Hauses war, riet ihm sein Instinkt, Deckung zu suchen, sich nicht auf der offenen Einfahrt sehen zu lassen, die Gegend zu erforschen, ehe er weiterrannte. Aber seine Sorge für Trevayne war stärker als seine Unruhe. Die Fußstapfen
führten zu den Telefonkabeln und bogen dann scharf zur Einfahrt ab, zur vorderen Hausseite.
De Spadante suchte, offensichtlich suchte er den Mann, den er ausgeschickt hatte, um die Drähte zu kappen. Er mußte wissen, daß ein Kampf stattgefunden hatte, dachte Paul. Der Boden rings um das Telefongehäuse war aufgewühlt, der Schnee zeigte die Spuren, wo er den Bewußtlosen zum Wald gezerrt hatte.
In dem Augenblick war es Bonner klar, daß er erledigt war – oder es zumindest sein würde, wenn er nicht vorsichtig war. Natürlich hatte de Spadante den Boden und die Spuren im frischen Schnee gesehen. Natürlich sah er die Schleifspur, wo er, Paul, den reglosen Körper durch das hohe Gras gezerrt hatte. Und er hatte das getan, was jeder tun würde, der sich auf die Jagd verstand; er hatte den Jäger ausgetrickst. Er hatte Spuren hinterlassen, die von der Stelle wegführten, und war dann irgendwo umgekehrt, auf demselben Wege, wartete jetzt, beobachtete ihn vielleicht.
Paul rannte zu den Stufen des Vordereingangs, wo die Fußstapfen plötzlich aufhörten. Wo? Wie?
Und dann sah er, was de Spadante getan hatte, und in ihm kam unwillkürlich etwas widerstrebender Respekt für den Mafioso auf. Entlang des Hauses, hinter dem Gebüsch, war die Erde nur feucht, schwarze Erde, in die Torf gemischt war; der Dachvorsprung hatte den Schnee aufgefangen. Es gab eine gerade, eindeutige Grenze, fast zwei Fuß breit, die bis zum Hausende führte, an die Ecke, wo die Telefondrähte herunterkamen. Bonner beugte sich vor und konnte den frischen Abdruck eines Männerschuhs erkennen.
De Spadante war umgekehrt und hatte sich dicht an der Hausseite entlang bewegt. Der nächste logische Schritt für ihn war, im Schatten zu warten, bis der Mann auftauchte, der seinen Helfer angegriffen hatte.
De Spadante hatte ihn vielleicht auf der Straße gesehen, wie er sich der Einfahrt näherte. Und das lag nur Sekunden zurück.
Aber wo war er jetzt?
Wieder die Logik des Jägers – oder des Gejagten: de Spadante würde den Spuren im feuchten Schnee in den Wald folgen.
Der Major durfte seinen Widersacher nicht unterschätzen. Sie waren jetzt beide Opfer und Jäger zugleich.
Er huschte schnell um die vordere Treppe herum zur anderen Seite des Eingangs, rannte ans Hausende und betrat den Seitenweg, der bei der Garage endete. In der Nähe der Garage angelangt, bog er nach rechts auf den Plattenweg, der zur Terrasse und den steinernen Treppenstufen über dem Dock und dem Bootshaus führte. Statt die Terrasse zu betreten, sprang Bonner über die Ziegelmauer und landete auf dem felsigen Abhang darunter. Er arbeitete sich zu den steinernen Stufen durch und eilte weiter, bis zu einer Stelle unmittelbar über dem Bootshaus. Er kroch zum höchsten Punkt des kleinen Hügels und befand sich jetzt am Rand der Seeseite des Wäldchens von Barnegat.
Auf Händen und Knien kroch er in die Richtung, wo er den ersten Mann hingeschleppt hatte. Dabei drückte er ein paarmal die Augen immer fünf Sekunden lang zu, damit sie empfindlicher für das schwache Licht wurden. Es handelte sich um eine Theorie, die von manchen Ärzten angezweifelt wurde, aber die Special Forces schworen darauf.
Dreißig oder vierzig Fuß innerhalb des Wäldchens sah er ihn.
Mario de Spadante kauerte an einem großen heruntergefallenen Ast, blickte zum Haus hinüber und hielt eine Pistole in der linken Hand, während seine rechte sich an einem tiefhängenden Ast hielt, um sich zu stützen. Er wollte die Einfahrt schnell erreichen können, wenn der Mann an der Straße ihn alarmierte – der Mann, der tot dort oben lag.
Bonner richtete sich lautlos auf. Er zog seine Pistole heraus und hielt sie gerade vor sich. Er stand neben einem dikken Baum und wußte, daß er sich beim ersten Anzeichen einer feindseligen Handlung hinter ihn ducken konnte.
»Ich habe Ihren Hinterkopf vor der Kimme. Ich werde Sie nicht verfehlen.«
De Spadante erstarrte, dann versuchte er, sich umzudrehen.
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