Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
amico. Das ist kräftiger, positiver. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Sind Sie fertig?«
»So ziemlich. Ich möchte, daß Sie wissen, daß Ihre privaten Schwierigkeiten sehr vertraulich bleiben werden. Bei mir sind Ihre Probleme sicher. Keine Zeitungen, keine Fernseh- oder Radiosendungen; alles ganz ruhig. Wollen Sie hören, warum? Weil Sie nämlich nach Washington zurückgehen und Ihren kleinen Unterausschuß einpacken werden. Sie werden einen hübschen Bericht schreiben, in dem ein paar Leuten auf die Finger geklopft und ein paar andere gefeuert werden – wir sagen Ihnen schon, wer – und dann werden Sie das Ganze abpfeifen? Ist das klar?«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Du lieber Gott, amico. Sie wollen wirklich Ihre Lieben all diesem rifiuti aussetzen!«
»Alles, was Sie da vorhin gesagt haben bezüglich meiner beiden Kinder und meiner Frau, würde widerlegt werden. Lügen.«
»Natürlich leugnen Sie! ... Aber von diesen Dingen stimmt genug, Trevayne. Und das habe ich einmal gelesen: Anklagen – besonders solche, die ein wenig begründet sind, einen Hintergrund haben, ein paar Fotos – die landen immer auf die Titelseite. Dementis kommen später – auf Seite fünfzig – zwischen den Salamianzeigen ... Sie können es sich aussuchen, Mr. Trevayne. Aber überlegen Sie es sich gut.«
»Ich habe so das Gefühl, daß Sie lange auf diesen Augenblick gewartet haben, de Spadante. «
»Mein ganzes Leben lang, Sie rotznasiges Schwein. Und jetzt verschwinden Sie hier und tun, was ich Ihnen gesagt habe. Sie sind genau wie all die anderen.«
38.
Der Telefonanruf erreichte Robert Webster in seinem Büro im Weißen Haus, und er wußte, daß etwas Unvorhergesehens eingetreten sein mußte. Der Anrufer sagte, er hätte eine Mitteilung von Aaron Green und die Anweisung, sie persönlich zu überbringen. Die Sache duldete keinen Aufschub; Webster sollte sich mit ihm binnen einer Stunde treffen. Bis drei Uhr.
Die zwei Männer einigten sich auf das Villa d’Este Restaurant in Georgetown, wo sie sich im Obergeschoß in der Bar treffen wollten. Das Villa d’Este war in erster Linie auf Mittagsgäste aus dem reichlichen Touristenaufkommen eingerichtet. Niemand, der in Washington auch nur das Geringste bedeutete, ließ sich hier vor dem späten Abend sehen.
Webster kam als erster, was schon ein schlechtes Vorzeichen war. Bobby Webster achtete normalerweise darauf, nie derjenige zu sein, der wartete. Der Vorteil, die Situation sofort unter Kontrolle zu haben, ging nur zu oft verloren, wenn man auf eindrucksvolle Erklärungen lauschte, weshalb der andere zu spät gekommen sei.
Und so war es auch, als Aaron Greens Abgesandter schließlich eintraf, mit fünfzehn Minuten Verspätung. Er sprach in schnellen, abgehackten Sätzen, mit um Nachsicht bittender Stimme, aber mit unverkennbarer Herablassung. Er hatte eine Anzahl anderer Dinge vorher erledigen müssen; Aaron Green erwartete für einen einzigen Tag in Washington verdammt viel von ihm.
Webster beobachtete den Mann, hörte sich seine untertrieben, aber vertraulich wirkenden Worte an und begriff plötzlich, weshalb er sich nicht wohl, ja geradezu unsicher
fühlte. Der Mann, den Green geschickt hatte, war vom gleichen Schlag wie er. Er war vergleichsweise jung, ebenso wie er. Er befand sich auf dem Wege nach oben in der labyrinthischen Welt der großen Wirtschaftskonglomerate, so wie er in der widersprüchlichen Welt der Machtpolitik auf dem Wege nach oben war. Sie konnten beide gut formulieren, traten selbstbewußt auf und konnten ihre eigene Stärke mit dem Gehorsam jenen gegenüber verbinden, denen solcher Gehorsam gebührte.
Aber es gab da einen tiefgreifenden Unterschied. Das wußten beide Männer; das bedurfte keiner Erläuterung. Greens Mann handelte von einer Position der Stärke aus; das war bei Robert Webster nicht der Fall und dazu war er auch nicht imstande.
Etwas war geschehen. Etwas, das Websters Wert, seine Einflußposition unmittelbar betraf. Irgendwo war eine Entscheidung getroffen worden, in einer Konferenz oder bei einem sehr privaten Dinner, etwas, das den Kurs seiner unmittelbaren Existenz verändern würde.
»Mr. Green ist sehr besorgt, Bobby. Es ist ihm bekannt, daß Entscheidungen getroffen worden sind, ohne daß man ihn konsultiert hat. Er erwartet nicht etwa, daß man sich jedesmal mit ihm in Verbindung setzt, wenn eine Entscheidung getroffen wird, aber Trevayne ist ein in höchstem Maße sensibler Bereich.«
»Wir diskreditieren ihn
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