Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
schlimmen Nacht am nächsten Morgen nicht mehr weiß, was er getan hat. Nun ist das nicht so schlimm, aber außerdem überfährt er Fußgänger. Da habe ich zum Beispiel in Cos Cob einen alten Mann kennengelernt, den Ihr Junge ziemlich zugerichtet hat.«
»Das ist eine Lüge.«
»Wir haben Fotos, mindestens ein Dutzend, von einem halbverrückten Jungen, der des nachts vor seinem Wagen steht – der Wagen und der Junge in ziemlich üblem Zustand. Also, dieser alte Mann, der angefahren wurde; wir haben ihn dafür bezahlt, nett zu sein und einem Jungen kein Leid zuzufügen, der es nicht böse gemeint hat. Ich habe die ausgezahlten Schecks – und natürlich eine Erklärung. Aber das ist gar nicht so schlimm; die Kinder von Millionären haben andere Wertvorstellungen. Das verstehen die Leute ... Mit ihrem Mädchen hatten wir etwas mehr Ärger. Ja, das war eine schlimme Sache. Eine Weile ging es um Kopf und Kragen. Ihr Freund Mario hat keine Kosten gescheut, um sie zu schützen ... und Sie. «
Trevayne lehnte sich in seinem Sessel zurück; sein Gesicht zeigte keinerlei Zorn, nur Ekel, in den sich leichte Amüsiertheit mischte. »Das Heroin. Das waren Sie auch«, sagte er einfach.
»Ich? Sie hören wohl nicht richtig ... Ein kleines Mädchen, vielleicht einfach gelangweilt – und die bekommt eine Tasche voll mit dem besten türkischen ... «
»Und Sie bilden sich wirklich ein, Sie könnten das beweisen? «
»Beste türkische Ware; Wert über zweihunderttausend. Vielleicht hat sie ihr eigenes kleines Netz. Diese hochgestochenen Mädchenschulen sind heute in der Szene sehr wichtig. Das wissen Sie doch, oder? Vor ein paar Monaten hat man eine Diplomatentochter erwischt; das haben Sie doch in den Zeitungen gelesen, oder? Der hatte keinen Freund, so wie Sie Ihren Freund Mario haben.«
»Ich habe Sie etwas gefragt. Glauben Sie wirklich, Sie könnten etwas beweisen?«
»Sie glauben das wohl nicht?« De Spadante drehte sich plötzlich zu Trevayne herum und stieß die Worte hervor. »Seien Sie nicht so dumm. Sie sind dumm, Mr. Arroganz! Sie bilden sich ein, jeden zu kennen, mit dem man Ihr kleines Mädchen gesehen hat? Glauben Sie nicht, daß ich Detective Fowler von der Greenwich Polizei eine Liste mit Namen und Orten geben kann? Wer überprüft das denn? Siebzehn ist heutzutage gar nicht so jung!«
Trevayne stand auf, seine Geduld war am Ende. »Sie verschwenden meine Zeit, de Spadante. Sie sind primitiver – und dümmer, als ich gedacht habe. Was Sie mir hier sagen, ist, daß Sie sich Material für eine Erpressung zurechtgelegt haben. Ich bin überzeugt, daß das alles gut ausgedacht ist. Aber Sie machen da einen ernsthaften Fehler. Zwei Fehler. Sie haben sich in der Zeit geirrt, und Sie kennen die Leute nicht, mit denen Sie zu tun haben. Wissen Sie, Sie haben recht. Siebzehn und neunzehn ist heutzutage tatsächlich nicht mehr so jung. Denken Sie darüber nach. Und jetzt, ob Sie mich nun entschuldigen oder nicht ...«
»Und wie steht es mit zweiundvierzig?«
»Was?«
»Zweiundvierzig ist kein Kind mehr. Sie haben eine hübsche Frau. Eine gut proportionierte Lady, die vor ein paar Jahren Probleme mit Alkohol hatte.«
»Sie bewegen sich auf gefährlichem Boden, de Spadante.«
»Hören Sie zu, und zwar gut! ... Einige von diesen Klasseladies kommen in die Stadt und treiben sich in den Bars an der East Side herum, denen mit französischen oder spanischen Namen. Andere suchen sich die Künstlerabsteigen im Village, wo auch die reichen Tunten sind. Dort gibt es eine Menge Hengste, die es so oder so treiben für das richtige Geld ... Und dann gibt es einige, die Hotels wie das Plaza vorziehen ... «
»Ich warne Sie!«
»Ehe die ins Plaza gehen – wo sie natürlich Zimmer reserviert haben – rufen sie gewisse Telefonnummern an, diese
Ladies. Kein Ärger, keine Probleme, gar keine Sorgen. Alles sehr diskret. Befriedigung garantiert ... «
Trevayne drehte sich abrupt um und ging auf die Tür zu. De Spadantes Stimme – lauter, aber nicht zu laut – hielt ihn auf. »Ich habe hier eine eidesstattliche Erklärung eines sehr angesehenen Sicherheitsbeauftragten eines Hotels. Er ist schon lange im Geschäft; er hat das alles schon erlebt. Er kennt diese Ladies; und er hat auch die Ihre erkannt. Das ist eine sehr häßliche Erklärung. Und sie entspricht der Wahrheit. Das, was er gesehen hat.«
»Sie sind widerwärtig, de Spadante.« Das war alles, was er sagen konnte.
»Das gefällt mir besser als >unverwünscht<,
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