Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
würden.
Zum erstenmal sah sich Andrew der konkreten Realität gegenüber.
Es war möglich.
Doch worin bestand sein politisches Glaubensbekenntnis? Glaubte er an die Gewichte und Gegengewichte und das unabhängige Urteil, für das er so bereitwillig eingetreten war? Glaubte er – glaubte er wirklich –, daß die Talente Washingtons überlegener Natur waren und lediglich von verachtenswerten Einflüssen, wie denen von Genessee Industries, befreit werden mußten? War er dazu fähig, jene überlegenen Talente zu führen? War er stark genug? Konnte
er die Kraft seiner eigenen Überzeugung einem ungeheuer mächtigen Gegner aufzwingen?
Im Villa d’Este war viel von seiner Arbeit für das State Department die Rede gewesen. Die Konferenzen in der Tschechoslowakei, wo er scheinbar unversöhnliche Widersacher zusammengebracht hatte.
Aber Andy wußte, daß die Tschechoslowakei nicht die Prüfung gewesen war.
Die Prüfung war Genessee Industries.
Konnte er – er allein – der Firma seinen Willen aufzwingen? Das war die Prüfung, die er wollte, die er brauchte.
43.
Paul Bonner nahm militärische Haltung an, als Brigadier General Cooper durch die Tür seines kleinen Raumes in Arlington trat. Cooper machte eine flüchtige Handbewegung, die halb ein Gruß, halb eine Geste der Müdigkeit war, und die andeutete, daß Bonner sich wieder setzen sollte.
»Ich kann nicht lang bleiben, Major. Ich habe nachher im Bewilligungsausschuß zu tun; es gibt ja immer irgendwelche Etatkrisen, nicht wahr?«
»Ja, so lange ich mich zurückerinnern kann, Sir.«
»Ja ... ja. Setzen Sie sich. Wenn ich mich nicht setze, dann nur, weil ich den ganzen Tag gesessen bin. Und den größten Teil des Wochenendes. Ich war in unserem Haus in Rutland. Manchmal ist es sogar noch schöner, wenn Schnee liegt. Sie sollten uns einmal dort besuchen.«
»Das würde ich gerne tun.«
»Ja ... ja. Mrs. Cooper und ich würden uns freuen.«
Cooper war nervös, unsicher.
»Ich nehme an, daß Sie keine sehr guten Nachrichten bringen, General.«
»Es tut mir leid, Major.« Cooper blickte auf Paul. Seine Stirne war gefurcht. »Sie sind ein guter Soldat, und man wird alles für Sie tun, was man tun kann. Wir nehmen an,
daß man Sie von dieser Mordanklage freisprechen wird ... «
»Das brauchen Sie nicht zu bedauern.« Bonner grinste.
»Die Zeitungen, insbesondere dieses Ekel Bruce, haben aufgehört, Ihren Kopf zu verlangen.«
»Dafür bin ich dankbar. Was ist geschehen?«
»Das wissen wir nicht, und niemand will fragen. Unglücklicherweise wird das keinen Einfluß haben.«
»Worauf?«
Cooper ging zu dem kleinen Fenster, das den Blick auf den Hof bot. »Ihr Freispruch – wenn es dazu kommt – wird in einem zivilen Kriminalgericht mit militärischen und zivilen Anwälten erfolgen ... Damit unterstehen Sie immer noch einem Kriegsgericht der Army. Die Entscheidung ist getroffen worden, das Verfahren unmittelbar nach Ihrem Prozeß einzuleiten.«
» Was? « Bonner erhob sich langsam von seinem Stuhl. Der Gazeverband um seinen Hals weitete sich, als sich seine Halsmuskeln zornig spannten. »Auf welcher Grundlage? Sie können mich nicht zweimal vor Gericht stellen. Wenn man mich freispricht ... bin ich freigesprochen!«
»Von der Anklage des Mordes. Nicht von der der groben Pflichtverletzung. Nicht von der Anklage, im Widerspruch zu eindeutigen Befehlen gehandelt und sich somit an den Schauplatz des Geschehens begeben zu haben.« Cooper fuhr fort, zum Fenster hinauszusehen. »Sie hatten kein Recht, dort zu sein, wo Sie waren, Major. Sie hätten die Sicherheit Trevaynes und seiner Haushälterin gefährden können. Und Sie haben die Streitkräfte der Vereinigten Staaten in etwas hineingezogen, was nicht unsere Sache ist, und damit unsere Motive angreifbar gemacht.«
»Das ist verdammte Wortklauberei!«
»Das ist die verdammte Wahrheit, Soldat!« Cooper fuhr vom Fenster herum. »Schlicht und einfach. Mag sein, daß man auf Sie geschossen hat, wodurch der Tatbestand der Notwehr begründet wäre. Ich hoffe zu Gott, daß wir das beweisen können. Sonst ist auf niemand geschossen worden!«
»Die haben den Wagen. Wir können es beweisen.«
»Den Wagen. Das ist es ja gerade! Nicht Trevaynes Wagen,
nicht Trevayne ... Verdammt, Bonner, begreifen Sie denn nicht? Es gibt zu viele andere Überlegungen. Die Army kann sich Sie nicht länger leisten.«
Paul starrte den Brigadier an, und seine Stimme wurde leiser. »Wer wird denn dann die Scheißhauskommandos
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