Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
keine Zeit. Sie haben mit Hingabe gearbeitet. Ihre reizende Frau.«
In dem Augenblick wußte Webster, daß der Mann mit ihm spielte; er wußte nicht weshalb. Der Präsident mochte seine Frau nicht.
»Sie hat mir sehr geholfen.« Webster hatte das Gefühl, daß er das seiner Frau schuldig war, ob sie nun ein selbstsüchtiges Miststück war oder nicht.
»Viel Glück, Bobby. Aber ich glaube nicht, daß Sie auf Glück angewiesen sein werden. Sie sind sehr geschickt.«
»Die Arbeit hier hat mir eine Menge Türen geöffnet, Mr. Präsident. Dafür habe ich Ihnen zu danken.«
»Das freut mich ... Und dabei fällt mir ein, in der Lobby ist doch eine Drehtür, oder?«
»Was, Sir?«
»Nichts. Überhaupt nichts. Nicht wichtig ... Good-Bye, Bobby. «
Robert Webster trug seine letzten persönlichen Habseligkeiten zu seinem Wagen auf dem westlichen Parkplatz. Die
geheimnisvolle Bemerkung des Präsidenten störte ihn ein wenig, aber gleichzeitig fand er Erleichterung darüber, daß es nicht notwendig war, sich mit ihr zu beschäftigen. Das brauchte er nicht; es war ihm gleichgültig. Er brauchte nicht länger hundert geheimnisvolle Bemerkungen zu analysieren und noch einmal zu analysieren, jedesmal, wenn er oder das Amt sich einem Problem gegenübersah. Das war mehr als Erleichterung; er empfand geradezu ein Gefühl der Freude. Er war hier raus.
Herrgott, was für ein herrliches Gefühl.
Er jagte die Pennsylvania Avenue hinunter, ohne den Wagen, einen grauen Pontiac, zu bemerken, der sich hinter ihm eingereiht hatte.
In dem grauen Pontiac wandte sich der Fahrer seinem Begleiter zu.
»Er fährt zu schnell. Auf die Weise kriegt er einen Strafzettel. «
»Paß auf, daß wir ihn nicht verlieren. «
»Warum nicht? Das macht doch keinen Unterschied.«
»Weil Gallabretto es gesagt hat! Wir sollen jede Minute wissen, wo er ist, wen er trifft.«
»Das ist alles Scheiße. Das läuft doch erst, wenn er in Ohio ist. In Akron, Ohio. Dort putzen wir ihn spielend leicht weg. «
»Wenn Willie Gallabretto sagt, daß wir ihm auf den Fersen bleiben sollen, dann tun wir das auch.«
Botschafter William Hill blieb vor einer gerahmten, mit Autogramm versehenen Karikatur an der Wand seines Arbeitszimmers stehen. Sie zeigte einen spindelbeinigen >Big Billy< als Marionettenspieler, der die Fäden zu kleinen, aber deutlich erkennbaren Abbildern ehemaliger Präsidenten und Außenminister in der Hand hielt. Der Marionettenspieler lächelte, war sichtlich zufrieden, daß die Marionetten nach der Melodie tanzten, die er ausgewählt hatte, einer Melodie, deren Noten in einer Sprechblase über seinem Kopf abgebildet waren.
»Wußten Sie eigentlich, Mr. President, daß ich erst ein volles Jahr, nachdem diese Scheußlichkeit erschienen war, erfuhr, daß die Melodie >Rosy tanzt im Kreise< ist?«
Der Präsident, der auf der anderen Seite des Zimmers in dem schweren Ledersessel Platz genommen hatte, so wie er das immer tat, wenn er den Botschafter besuchte, lachte.
»Ihr Künstlerfreund war zu uns anderen auch nicht besonders freundlich. Ich glaube, die letzte Zeile in diesem Lied heißt >und alle fallen herunter<.«
»Das ist Jahre her. Sie waren damals noch nicht einmal im Senat. Außerdem hätte er nie gewagt, Sie da mit einzuschließen. « Hill ging zu dem Sessel, der dem des Präsidenten gegenüberstand, und setzte sich. »Wenn ich mich richtig erinnere, saß Trevayne in dem Sessel, als er das letztemal hier war. Vielleicht habe ich hin und wieder Geistesblitze.«
»Sind Sie sicher, daß es nicht dieser Sessel war? Ich war damals nicht bei Ihnen.«
»Nein, ich erinnere mich deutlich. Er hat, wie die meisten Leute, die mit uns zusammen hier sind, jenen Stuhl gemieden. Wahrscheinlich hatte er Angst, es könnte anmaßend wirken, denke ich.«
»Vielleicht verliert er seine Scheu noch ...« Das Telefon auf Hills Schreibtisch klingelte und schnitt dem Präsidenten das Wort ab.
»Ja, Mr. Smythe. Ich werde es ihm sagen. Vielen Dank.«
»Jack Smythe?« fragte der Präsident.
»Ja. Robert Webster und seine Frau sind nach Cleveland abgeflogen. Alles in Ordnung. Das war die Nachricht.«
»Gut.«
»Darf ich fragen, was das bedeutet?«
»Sicher. Bobby ist, seit er vor zwei Nächten das Weiße Haus verlassen hat, beschattet worden. Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht. Und dann war ich natürlich neugierig.«
»Das war jemand anderer auch.«
»Vielleicht aus demselben Grund. Die Abwehr hat einen der Männer als kleinen V-Mann identifiziert. Er
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