Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
sein. »Tut mir leid. Ich wollte die Dinge der Reihe nach bringen. «
»Versuch es, sie nach Wichtigkeit zu sortieren.«
»Gut. «
»Du bist kein Politiker; du bist ein Geschäftsmann. «
»In Wirklichkeit bin ich keines von beiden. Die letzten fünf Jahre habe ich für das State Department und eine der größten Stiftungen der Welt gearbeitet. Wenn du mich in eine Kategorie einreihen möchtest, dann würde wohl das Etikett... >öffentlicher Dienst< auf mich passen.«
»Nein! Das redest du dir ein.«
»Hey, Phyl ... wir reden, wir streiten uns nicht.«
»Reden? Nein. Andy, du hast geredet, wochenlang; mit anderen Leuten, nicht mit mir.«
»Ich sagte es dir ja. Das Ganze war zu locker, zu spekulativ, um irgendwelche Hoffnungen zu erwecken. Oder Zweifel. «
»Und jetzt ist es das nicht mehr?«
»Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, daß es jetzt Zeit ist, daß wir darüber reden.
»Du bist nicht auf die Art extrovertiert, wie man es dort braucht. Du bist nicht die Art von Mann, der durch Menschenmengen geht und Hände schüttelt, oder ein Dutzend Reden pro Tag hält, oder Gouverneure und Kongreßabgeordnete mit Vornamen anspricht, wenn du sie nicht kennst. Du fühlst dich nicht wohl, wenn du solche Dinge tust. Das ist es, was Kandidaten tun!«
»Ich habe über ... diese Dinge nachgedacht. Du hast recht, ich mag sie nicht. Aber vielleicht sind sie notwendig; vielleicht ist es so, daß man, indem man sie tut, etwas beweist, etwas ganz anderes als Positionspapiere und Regierungsentscheidungen. Es ist eine Art von Schwungkraft. Truman hat das gesagt.«
»Mein Gott«, sagte Phyllis leise und ohne den Versuch, ihre Furcht zu verbergen. »Du meinst es ernst.«
»Das ist es ja, was ich dir zu sagen versuche ... Am Montag werde ich mehr wissen. Am Montag treffe ich mich mit Green und Hamilton. Am Montag könnte das alles hochgehen.«
»Du brauchst ihre Unterstützung? Willst du sie?« Das fragte sie voll Abscheu.
»Die würden mich nicht einmal unterstützen, wenn ich gegen Mao Tse-tung antreten müßte ... Nein, Phyl, ich werde herausfinden, wie gut ich wirklich bin.«
»Warum willst du das herausfinden? Ich verstehe dich nicht. Ich liebe dich. Ich liebe das Leben, das wir haben, das unsere Kinder haben; ich glaube, das alles ist in Gefahr, und ich habe schreckliche Angst.«
»Warum? ... Also gut, das >Warum<. Weil sich vielleicht herausstellen könnte, daß ich es kann. Ich mache mir nichts vor; ich bin kein Genie. Zumindest fühle ich mich nicht wie eines. Aber ich glaube nicht, daß die Präsidentschaft ein Genie erfordert. Ich glaube, sie verlangt die Fähigkeit, Dinge in sich aufzunehmen, entschlossen zu handeln, nicht immer unparteüsch – und außerordentlichen Druck zu ertragen. Vielleicht am allerwichtigsten – die Kunst, zuhören zu können. Zwischen legitimen Hilferufen und Heuchelei zu unterscheiden. Ich glaube, mit all dem kann ich fertig werden, aber mit dem Druck – davon weiß ich nichts; weiß nicht, in welchem Maße das erforderlich ist. Aber wenn ich mir selbst beweise, daß ich diese Hürde überspringen kann – und noch eine weitere –, dann glaube ich, will ich mich auf den Kampf einlassen. Denn jedes Land, das ein Genessee Industries zuläßt, braucht alle Hilfe, die es bekommen kann.«
Phyllis Trevayne beobachtete ihren Mann scharf; vielleicht kühl. »Warum hast du diese Partei ... nein, das ist nicht richtig: warum hast du zugelassen, daß diese Partei dich wählt und nicht die andere? Wenn der Präsident sich nicht für eine zweite Amtsperiode zur Verfügung stellt ...«
»Aus praktischen Gründen«, unterbrach Andy sie. »Ich glaube nicht, daß es heutzutage noch einen großen Unterschied macht, unter welcher Flagge einer sich bewirbt. Die beiden Parteien sind aufgesplittert. Es ist der Mann, auf den es ankommt, nicht die leeren Reden der Republikanischen oder Demokratischen Philosophie; die sind heute bedeutungslos. «
Phyllis starrte immer noch ihren Mann an, ohne eine erkennbare Reaktion zu zeigen. »Du bist bereit, dich – uns – diesen Qualen auszusetzen?«
Trevayne stand an der Ziegelmauer des riesigen Kamins. Er lehnte sich dagegen und blickte seine Frau an. »Die Männer, die hinter Genessee Industries stehen, wollen das Land führen, weil sie überzeugt sind, daß sie es besser können als der durchschnittliche Wähler, und sie die Macht haben, ihre Ideen in das System hineinzuprojezieren. Und es gibt Hunderte wie sie, überall in den Direktionsetagen der
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