Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
sogar küsse.«
»Ich vergesse immer wieder, wie jung Sie sind ... Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, mich hierher einzuladen, Mr. President. Ich weiß das sehr zu schätzen.«
»Unsinn. Ich wollte Ihre Gesellschaft; ich hatte Angst, ich würde mich aufdrängen.«
»Ich wußte schon immer, daß Sie über große Qualitäten verfügen. «
»Danke.«
»Das war alles sehr bemerkenswert, nicht wahr? Erinnern Sie sich, meine Liebe?« fragte Baldwin Phyllis. »Ich stelle mir im Geist immer ein Büro oder ein Zuhause oder einen Club – was auch immer – vor, wenn ich jemanden anrufe,
dessen Umgebung ich nicht kenne. In Ihrem Fall war es ein Fenster mit Blick über das Wasser. Ich weiß noch genau, wie Sie sagten, daß Andrew ... der Präsident draußen auf dem Meer sei, in einem Segelboot. Einem Katamaran.«
»Ich erinnere mich.« Phyllis lächelte. »Ich war auf der Terrasse. «
»Ich auch«, sagte Trevayne. »Das erste, was sie mich fragte, als ich hereinkam, war, weshalb ich Ihre Anrufe nicht erwidert hätte. Ich war ehrlich; ich habe ihr gesagt, daß ich versuchte, Ihnen auszuweichen.«
Sam Vicarson kam mit einem silbernen Tablett zurück, auf dem drei Gläser standen. Er bot das Tablett zuerst Phyllis an und warf dann, als sie nickte, einen Blick auf Trevayne. Es war zwar üblich, den Präsidenten nach der First Lady zu bedienen, aber er würde es als nächstes Baldwin reichen.
»Danke, junger Mann.«
»Sie sind ein richtiger Oberkellner, Sam«, sagte Phyllis.
»Das kommt von all den Parties in den Botschaften.« Trevayne lachte und nahm sein Glas entgegen. »Trinken Sie mit, Sam?«
»Danke, Sir, aber es ist wohl besser, wenn ich mich um die Verbindungen kümmere.«
»Er hat ein Mädchen in der Küche«, spottete Phyllis im Bühnenflüsterton.
»Aus der französischen Botschaft«, fügte Andrew hinzu.
Die drei lachten, während Baldwin sie amüsiert betrachtete. Sam verbeugte sich leicht vor dem alten Mann.
»Nett, Sie wiederzusehen, Mr. Baldwin.« Er ging hinaus, als Baldwin den Kopf neigte.
»Ich verstehe, was sie meinen. Zumindest glaube ich das«, sagte der Banker.
»Der gute Sam. Er ist zu meiner rechten Hand geworden, und manchmal auch noch zu meiner linken, vor drei Jahren. Er ist mit dem Unterausschuß zu mir gekommen«, erklärte Trevayne.
»Billy Hill und ich glaubten ehrlich daran, der Unterausschuß wäre unser wohlüberlegtes Geschenk an das Land. Wir hätten uns nie im Traum einfallen lassen, daß unser Geschenk der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein
würde. Als wir das schließlich begriffen, machte es uns Angst.«
»Ich hätte alles in der Welt darum gegeben, damit es anders ausfällt. «
»Natürlich hätten Sie das. Ein Mann muß einen außergewöhnlichen Antrieb besitzen, um auf dem normalen Wege Präsident zu werden. Aber er muß verrückt sein, das Amt unter den vorliegenden Bedingungen haben zu wollen.« Baldwin hielt inne und begriff plötzlich, daß er indiskret gewesen war.
»Nur zu, Frank. Ist schon in Ordnung.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Mr. President. Das war unkorrekt und hätte nicht ...«
»Sie brauchen nichts zu erklären. Ich denke, ich war ebenso überrascht wie Sie. Und der Botschafter.«
»Darf ich Sie dann fragen, weshalb?«
Phyllis musterte ihren Mann scharf. Obwohl diese Frage schon tausendmal in der Öffentlichkeit und zehnmal so oft im privaten Kreis gestellt worden war, hatte sie die Antwort - hatten sie die Antworten - niemals wirklich befriedigt. Sie war nicht sicher, ob es sie überhaupt gab. Aber wenn es sie gab, dann war ihr Mann nicht fähig, diese in Worte zu kleiden.
Nicht so, daß es sie befriedigen konnte.
»Um es ganz ehrlich zu sagen, was ich geliefert habe, waren unbeschränkte Mittel für beide Kampagnen, für die vor dem Parteikongreß und anschließend für den Wahlkampf selbst; mehr als alles, was die Partei zur Verfügung stellen konnte. Unter einem Dutzend verschiedener Etiketten natürlich. Darauf bin ich nicht stolz, aber das ist es, was ich getan habe.«
»Das ist das >Wie<, Mr. President. Nicht das >Weshalb<. So wie ich Sie verstehe.«
Jetzt sah Phyllis den alten Banker an. Baldwin wollte eine Antwort; seine Augen flehten.
»Sie haben das alles gelesen.« Ihr Mann lächelte sein scheues Lächeln, dem Phyllis seit einiger Zeit mit Argwohn begegnete. »Ich meine, was ich in all diesen Reden gesagt habe. Ich hatte das Gefühl, qualifiziert zu sein, eine große
Zahl widersprüchlicher Stimmen
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