Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
zog sein Jackett aus und warf es auf einen Sessel. »Von seiner Warte aus betrachtet, hat er wahrscheinlich recht. Andererseits weiß ich verdammt gut, daß ich recht habe. Mag sein, daß er der ehrlichste Mann im ganzen Kongreß ist; das ist er wahrscheinlich sogar, aber das bedeutet nicht, daß er für die anderen garantieren kann. Vielleicht will er das, aber das bedeutet nicht, daß es so ist.«
»War das der Mann in dem Wagen?«
»Ja, der hoch ehrenwerte Senator Gillette. Er sagt, er würde den Anhörungsausschuß noch einmal einberufen und die Bestätigung zurückziehen.«
»Kann er das? Ich meine, nachdem man sie dir gegeben hat?«
»Ich denke schon. Er wird sich auf neue Erkenntnisse berufen oder so etwas. Sicher kann er das.«
»Dann hast du sie also dazu gebracht, daß sie mit dir arbeiten. «
»So etwa. Im Protokoll steht es zumindest so. Webster wollte mir morgen die Niederschrift besorgen. Aber das ist es nicht.« «
»Dieser Gillette hat das, was du getan hast, durchschaut? «
»Das haben sie alle!« Trevayne lachte. »Die meisten von ihnen sahen aus, als hätten sie einen Mundvoll Papiermaché verschluckt. Die werden verdammt erleichtert sein! Allein schon die Tatsache, daß ich Informationen zurückgehalten habe, wird ausreichen.«
»Was wirst du tun?«
»Zuerst sehen, ob ich meinen Schreibtisch in Danforth retten kann. Wahrscheinlich ist es schon zu spät, aber den Versuch lohnt es auf alle Fälle; ich mag den Job. Walter wird es besser wissen. Dann die wichtige Frage: wie weit kann ich morgen nachmittag gehen, ohne mich einer Vorladung des Justizministeriums auszusetzen?« Er sah seine Frau an.
»Andy, ich glaube, du solltest ihnen genau sagen, was passiert ist.«
»Das werde ich nicht tun.«
»Du bist da viel empfindlicher als ich. Wie oft muß ich es dir denn noch sagen. Mir ist das nicht peinlich. Ich lasse mich nicht unterkriegen. Es ist nichts passiert !«
»Es war häßlich.«
»Ja, das war es. Und häßliche Dinge geschehen jeden Tag. Du meinst, du schützt mich, und ich brauche diese Art von Schutz nicht.« Sie ging an den Tisch, auf den sie die Zeitschrift gelegt hatte, und sprach dann sehr betont weiter. »Ist es dir in den Sinn gekommen, daß es vielleicht am besten wäre, das, was geschehen ist, in die Schlagzeilen zu bringen? Das könnte für mich der beste Schutz sein.«
»Daran habe ich gedacht, aber das lehne ich ab. Wenn man so an die Sache herangeht, könnte das manche auf Ideen bringen ... wegen Kidnapping zum Beispiel.«
Phyllis wußte, daß es keinen Sinn hatte, das Thema weiter zu verfolgen. Er wollte nicht darüber reden. »Also gut«, sagte sie und drehte sich zu ihm herum. »Sag ihnen einfach, sie sollen zur Hölle gehen, und es wäre dir ein Vergnügen, ihnen Tickets erster Klasse dafür zu kaufen. Von der Steuer absetzbar, natürlich.«
Er sah den Schmerz in ihrem Gesicht und wußte, daß sie sich auf irgendeine unlogische Weise verantwortlich fühlte. Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme. »Wir mögen Washington ohnehin eigentlich nicht. Letztesmal konnten wir die Wochenenden gar nicht abwarten, erinnerst du dich? Jeder Anlaß war uns recht, um nach Barnegat zurückzufahren. «
»Du bist lieb, Andrew. «
Er ließ sie los. »Ich werde uns jetzt etwas zu essen bestellen. « Er ging an den Kaffeetisch, auf dem die Speisekarte für den Zimmerservice lag.
»Warum mußt du mit Walter sprechen? Was kann er tun?«
»Ich möchte, daß er mir die juristische Definition des Unterschieds zwischen einer Meinung und einer faktischen Auswertung liefert. Erstere läßt mir genügend Raum, um
zornig zu sein; letztere ist eine Einladung an das Justizministerium. «
»Ist es so wichtig, daß du zornig bist?«
Trevayne las die Speisekarte, aber seine Gedanken befaßten sich mit den Fragen seiner Frau. Er sah zu ihr hinüber. »Ja, ich denke schon. Nicht nur, weil es mich befriedigt; das brauche ich eigentlich nicht. Aber weil sie sich alle für so verdammt heilig halten. Wer auch immer am Ende den Vorsitz dieses Unterausschusses haben wird, wird alle Unterstützung brauchen, die er bekommen kann. Wenn ich die ein wenig aufrüttle, wird es der nächste Kandidat vielleicht leichter haben.«
»Das ist großzügig, Andy.«
Er lächelte. »Nicht ganz, es wird mir Vergnügen bereiten, diesen aufgeblasenen Bastarden dabei zuzusehen, wie sie sich winden. Insbesondere einige ... Ich habe Zahlen und Prozentwerte aus dem Verteidigungsindex herausgeholt. Was denen besonders
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