Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
Absendeort und den Zeitpunkt der Absendung. Anschließend setzten wir Mitarbeiterinterviews an. Wir stellten fest, daß es bei Genessee ein ungewöhnliches Maß an internen Verschiebungen gab. Antworten, von denen wir annahmen, daß sie von logisch ausgewählten Abteilungen kommen würden, wurden an andere übertragen – die nicht so logisch waren. Leitende Mitarbeiter, die von unseren Leuten routinemäßig aufgesucht wurden, hatten plötzlich die Stellung gewechselt. Genessee hatte sie in andere Zweigwerke oder Tochtergesellschaften versetzt, die Hunderte, ja Tausende von Meilen entfernt waren, manche sogar nach Übersee ... Wir begannen Besprechungen
mit den Gewerkschaftsführungen anzusetzen. Dieselbe Geschichte, nur noch weniger subtil. Die Weisung erging im Lande – von einer Küste zur anderen – keine lokalen Diskussionen. Die Zentrale hatte sich die Entscheidungen vorbehalten, wie diese Einmischung seitens der Regierung behandelt werden sollte. Kurz gesagt, Genessee Industries hat ein sehr effizientes Tarnungsmanöver eingeleitet. «
»Offensichtlich aber doch nicht völlig effizient«, sagte Trevayne leise.
»Aber verdammt gut, Andrew«, warf Martin ein. »Vergessen Sie nicht, Genessee hat über zweihunderttausend Mitarbeiter und schließt jede Viertelstunde einen Vertrag über mehrere Millionen Dollar ab – unter dem einen oder anderen Namen – und verfügt über Immobilienbesitz eines Umfangs, der sich durchaus mit dem des Innenministeriums messen kann. Solang diese Fragebögen zurückkamen, hätte es angesichts der Verbreitung von Genessee leicht sein können, daß wir gar nichts bemerkt hätten.«
»Aber doch nicht jemand wie Sie, Sie Tiger.« Vicarson saß auf dem Arm eines Lehnsessels, griff zu Martin hinüber und nahm ihm das Genesseeblatt weg.
»Ich habe auch nicht gesagt, daß die so gut seien.«
»Was mir aufgefallen ist«, fuhr Sam fort, »und für Mike und John oder selbst A1 war das wahrscheinlich auch kein besonderer Schock, war die schiere Größe von Genessee. Die Struktur dieses Unternehmens ist wirklich unglaublich. Sicher, wir haben alle seit Jahren von Genessee gehört, aber vorher ist mir das nie so in den Sinn gekommen. So wie diese ganzseitigen Anzeigen, die man in den Zeitschriften sieht – institutionelle Werbung; man sagt sich, okay, das ist eine große Firma. Hübsch, nette Darstellung. Aber die! Die hat mehr Namen als ein Telefonbuch.«
»Und keinerlei Eingreifen der Kartellbehörde«, sagte Andrew.
»Gesco, Genucraft, SeeCon, Pal-Co, Cal-Gen, See Cal ... Wirklich wie ein Kreuzworträtsel!« Sam Vicarson tippte auf die Spalte ›Tochtergesellschaften‹. »Was mich beunruhigt, ist, daß ich langsam glaube, daß es noch Dutzende mehr gibt, die wir noch gar nicht ausfindig gemacht haben. «
»Na wenn schon«, sagte John Larch und verzog sein schmales Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse. »Wir haben genug, um mit der Arbeit anzufangen.«
14.
Major Paul Bonner hielt an einem freien Parkplatz auf der Flußseite der Potomac Towers. Er starrte durch die Windschutzscheibe aufs Wasser hinaus. Sieben Wochen waren jetzt seit dem Tag verstrichen, als er das erstemal diesen Parkplatz aufgesucht hatte; sieben Wochen, seit er Andrew Trevayne zum erstenmal begegnet war. Er hatte seine Position widerstrebend aufgenommen – hatte weder den Mann noch den Auftrag gemocht. Der Widerwille gegen den Auftrag blieb, wuchs vielleicht sogar; aber es fiel ihm schwer, echte Abneigung gegenüber dem Mann aufrechtzuerhalten.
Nicht, daß er Trevaynes verdammten Unterausschuß billigte; das tat er keineswegs. Das war alles Pferdekacke. Pferdekacke, die sich die Politiker auf dem Hill ausgedacht hatten mit dem einzigen Ziel, die Verantwortung für das Notwendige zu verschieben – oder zumindest zu verwässern. Das war es, was Major Paul Bonner so ergrimmte; niemand konnte Einwände gegen die Notwendigkeit vorbringen – niemand! Und doch gaben sich alle schockiert und ungläubig, da sie es mit der garantierten Wirklichkeit zu tun hatten. Der eigentliche Feind war die Zeit. Nicht die Menschen. Konnten die das denn nicht begreifen? Hatten sie es denn nicht im Weltraumprogramm gelernt? Sicher kostete Apollo 14 zwanzig Millionen, als sie im Februar einundsiebzig gestartet wurde. Hätte man den Start statt dessen für zweiundsiebzig vorgesehen, dann hätte er zehn gekostet, und sechs Monate später wahrscheinlich fünf bis siebeneinhalb. Zeit war der wichtigste Faktor in dieser verdammten
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