Das Genessee-Komplott - Ludlum, R: Genessee-Komplott
wußte es, weil er auf der Fahrt von seinem Büro in die Stadtmitte an zwei Stellen, die außerhalb der üblichen Route lagen, angehalten hatte: bei einer Buchhandlung an der Rhode Island Avenue, wo nur schwacher Verkehr gewesen war, und spontan in Georgetown bei Botschafter Hill, doch der war nicht zu Hause.
An der Rhode Island Avenue war ihm aufgefallen, daß sich eine graue Pontiac Limousine einen halben Block hinter ihm in einen Parkplatz einreihte. Zwanzig Minuten später, als er zum Eingang von Hills Haus in Georgetown gegangen war, hatte er das Glockengeläut eines Scherenschleifers gehört, ein kleiner Lieferwagen, der langsam die kopfsteingepflasterte Straße hinunterrollte. Und dann war er wieder da,
der graue Pontiac. Er fuhr hinter dem Lieferwagen her, und sein Fahrer war offensichtlich verstimmt; die Straße war schmal, und der Lieferwagen versperrte ihm den Weg. Der Pontiac konnte nicht überholen.
Als Trevayne jetzt die oberste Stufe der Treppe am Kapitol erreichte, nahm er sich vor, Webster im Weißen Haus zu fragen. Vielleicht hatte er separate Wachen auf ihn angesetzt, obwohl solche Vorsichtsmaßnahmen unnötig waren. Er drehte sich noch einmal um und blickte auf die Straße hinunter. Der graue Pontiac war nicht zu sehen.
Nun betrat er das Gebäude und ging unmittelbar zum Informationsschalter. Es war fast vier Uhr, und man erwartete ihn vor Tagesende im Büro des Nationalen Distrikt-Statistikamtes. Er war nicht sicher, was er dort erfahren würde, falls er überhaupt irgendwelche Informationen ausgraben konnte. Aber immerhin bestand die Möglichkeit, eine weitere Verbindung zwischen scheinbar nicht miteinander in Berührung stehender Fakten zu entdecken.
Dieser Teil der Statistikbehörde war ein computerisiertes Labor, das logischerweise eigentlich seinen Standort im Schatzamt hätte haben sollen. Daß es nicht der Fall war, war eine weitere Unlogik dieser Stadt der Widersprüche, dachte Trevayne. Im Distrikt-Statistikamt wurden aktuelle Aufzeichnungen über die Beschäftigung in den einzelnen Regionen geführt, soweit diese auf Regierungsprojekte zurückzuführen war – ein Sammelbecken für die Überwachung des Einsatzes von Steuergeldern. Und als solches wurde das Amt unablässig und häufig von Politikern benutzt, die ihre Existenz rechtfertigen wollten. Man konnte die Zahlen natürlich in einzelne Kategorien auflösen, wenn man das vorzog, aber das war selten der Fall. Die Summen waren stets eindrucksvoller als ihre kollektiven Bestandteile.
Als er auf die Bürotüre zuging, überdachte Trevayne noch einmal die Logik, die über dem Standort lag. Wenn man alin der Nähe der Büros jener befand, die es am meisten benötigten.
Das war im wesentlichen auch der Anlaß seines Kommens.
Trevayne legte die Papiere auf den Tisch zurück. Es war ein paar Minuten nach fünf, und er hatte jetzt fast eine Stunde lang in der kleinen Zelle gelesen. Er rieb sich die Augen und sah, daß einer der Aufseher ihn durch die Glastüre beobachtete; die Bürozeit war bereits um, und der Angestellte wollte schließen und gehen. Trevayne würde ihm einen Zehn-Dollar-Schein geben, um ihn für die Verzögerung zu entschädigen.
Es war ein lächerlicher Handel. Informationen, die – grob geschätzt – zweihundertdreißig Millionen betrafen, für ein Trinkgeld von zehn Dollar.
Aber so war es – zwei Steigerungen von hundertachtundvierzig Millionen bzw. zweiundachtzig Millionen. Und jede Steigerung im wesentlichen auf Verteidigungsaufträge zurückzuführen – in den Aufzeichnungen als >DF< codiert; beide >unerwartet<, wenn Trevayne die Zeitungen richtig gelesen hatte. Plötzliche unerwartete Zusatzeinnahmen für die betreffenden Wahlbezirke.
Und doch waren beide in unglaublicher Akuratesse von den zwei Kandidaten vorhergesagt worden, die sich in ihren jeweiligen Staaten um die Wiederwahl bemühten.
Kalifornien und Maryland.
Die Senatoren Armbruster und Weeks. Der kleine, gedrungene, pfeifenrauchende Armbruster. Und Elton Weeks, der polierte Aristokrat von der Ostküste Marylands.
Armbruster hatte sich mit einem zähen Gegenkandidaten um die Wiederwahl auseinandersetzen müssen. Die Arbeitslosigkeit in Nordkalifornien war gefährlich hoch, und den Befragungen war zu entnehmen, daß die Attacken seines Widersachers wegen Armbrusters Unfähigkeit, Regierungsverträge an Land zu ziehen, anfingen, auf die Wähler Wirkung zu zeigen. Und dann hatte Armbruster in den letzten Tagen des Wahlkampfes plötzlich eine
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