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Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Titel: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Johnson
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hier begegnet sind, enorm wichtig. Ich hatte schon öfter mit Mördern zu tun. Und wenn ich es mir recht überlege, will ich das nächste Mal ausschließlich mit Ihnen zu tun haben. Aber solche Verhandlungen finden nicht hinterrücks statt, solche Leute setzen sich nicht zumeiner Frau an den Tisch, ohne dass ich Bescheid weiß. Sie können Ihrem Herrn Führer eine Nachricht von mir persönlich ausrichten, Kommandant Ga, und zwar ganz offiziell. Richten Sie ihm aus, dass wir solche Spielchen überhaupt nicht schätzen. Richten Sie ihm weiterhin aus, dass von jetzt an kein Fischerboot mehr sicher ist. Und richten Sie ihm aus, dass er sein kostbares Spielzeug nie wiedersehen wird – diesen Traum kann er sich abschminken.«
    *
    Überall in der Iljuschin lagen Fastfoodverpackungen und leere Tecate-Bierdosen herum. In der Ersten Klasse blockierten zwei schwarze Motorräder den Mittelgang, und die meisten Sitze wurden von den neuntausend DVDs eingenommen, die das Team von Genosse Buc in Los Angeles eingekauft hatte. Genosse Buc selbst sah aus, als habe er kein Auge zugetan. Er kampierte zusammen mit seinen Jungs hinten im Flugzeug, wo sie sich Filme auf zusammenklappbaren Computern ansahen.
    Nach dem Start meditierte Dr. Song eine Weile allein; er rührte sich erst wieder, als sie weit von Texas entfernt waren. Er kam auf Jun Do zu. »Du hast eine Frau?«, fragte Dr. Song.
    »Eine Frau?«
    »Die Frau des Senators meinte doch, der Hund sei für deine Frau. Ist das wahr, dass du eine Frau hast?«
    »Nein«, antwortete Jun Do. »Das habe ich mir ausgedacht, um die Tätowierung auf meiner Brust zu erklären.«
    Dr. Song nickte. »Und der Senator hat unsere List mit dem Minister durchschaut und hatte deswegen den Eindruck, dass er nur dir vertrauen kann. Ist das der Grund, warum du bei ihm mitfahren durftest?«
    »Genau. Der Senator meinte allerdings, Wanda hätte das herausgefunden.«
    »Natürlich«, sagte Dr. Song. »Und worüber beliebte der Herr Senator, mit dir zu plaudern?«
    »Er sagte, er missbillige unsere Taktik, und dass die Fischerboote weiterhin geentert würden und dass wir unser kostbares Spielzeug nie wiedersehen würden. Das ist die Nachricht, die ich ausrichten soll.«
    »Wem ausrichten?«
    »Dem Geliebten Führer.«
    »Du, dem Geliebten Führer? Warum glaubt er wohl, dass du Zugang zu ihm hast und er auf dich hören würde?«, fragte Dr. Song.
    »Woher soll ich das wissen? Er muss mich für jemanden gehalten haben, der ich nicht bin.«
    »Ja, ja, das ist eine nützliche Taktik«, sagte Dr. Song. »Die haben wir kultiviert.«
    »Ich habe nichts getan«, wehrte sich Jun Do. »Ich weiß nicht mal, von was für einem Spielzeug er redet.«
    »Na schön«, sagte Dr. Song. Er legte Jun Do den Arm um die Schultern und drückte ihn nicht unfreundlich. »Wahrscheinlich spielt es ja sowieso keine Rolle mehr. Weißt du, was radioaktive Strahlung ist?«
    Jun Do nickte.
    »Die Japaner haben ein Gerät entwickelt, sie bezeichnen es als Detektor für Hintergrundstrahlung. Das richten sie auf den Himmel, um irgendwas über den Weltraum herauszufinden. Als der Geliebte Führer von dem Gerät gehört hat, hat er seine Wissenschaftler gefragt, ob man das nicht an ein Flugzeug montieren könnte. Das soll dann über unsere Berge fliegen und Uran finden, das tief in der Erde verborgen liegt. Die Wissenschaftler sagten einhellig ja. Also schickte der Geliebte Führer ein Team zum Kitami-Observatorium in Hokkaid¯o.«
    »Sie haben es gestohlen?«
    Dr. Song hatte einen wilden Ausdruck auf dem Gesicht. »Das Ding war so groß wie ein Mercedes!«, grinste er. »Wir haben ein Fischerboot hingeschickt, um es zu holen, aber dann kamen uns die Yankees in die Quere.« Dr. Song fing an zu lachen. »Vielleicht waren es dieselben Matrosen, die dich den Haien zum Fraß vorgeworfen haben.«
    Dr. Song weckte den Minister auf, und zu dritt tüftelten sie eine Geschichte aus, die ihrem Versagen ein besseres Aussehen verpassen würde. Dr. Song war der Meinung, dass sie die Verhandlungen als Erfolg auf der ganzen Linie schildern sollten, bis plötzlich das Telefon klingelte und eine höhere Macht den Pakt, den sie gerade schließen wollten, zunichte gemacht hätte. »Man wird davon ausgehen, dass es sich bei dem Anrufer um den amerikanischen Präsidenten handelte, und Pjöngjangs Zorn wird sich nicht auf uns richten, sondern auf jemanden, der sich ständig und überall einmischen muss.«
    Zusammen sprachen sie den zeitlichen Ablauf durch, spielten

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