Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geraubte Paradies

Das geraubte Paradies

Titel: Das geraubte Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
zerbrechlicher Ausrüstung war. »Ich … Verzeihung, es war mein Fehler. Ich habe mich freiwillig gemeldet, die Führungsoffiziere des Lagers kurzfristig zusammenzurufen.«
    »Schon in Ordnung. Tauchen Sie bloß nicht hier auf, wenn das Lazarett voll belegt ist und die Einrichtung überall im Weg steht.« Bramante nickte Jonan zu. »Bis später, Estarto. Wie Sie hören, ruft die Pflicht.«
    Der Neuankömmling wandte den Kopf, als bemerke er erst jetzt, dass auf der Pritsche zwischen den Vorhängen jemand lag. »Jonan?«, drang es überrascht aus dem Helm hervor. »Verdammt, Jonan, was machst du denn hier?« Der Soldat drehte sich ihm zu, und bevor er auch nur das Helmvisier aufgeklappt hatte, erkannte Jonan ihn seinerseits an den Abzeichen auf seiner schwarz glänzenden Brust.
    »Lucai? Ich fasse es nicht!« Der Anblick seines alten Kameraden und Freunds aus Arcadion versetzte Jonan in freudige Aufregung. »Du gehörst zu Aidalons Leibwache?«
    Bramante hüstelte. »Ich gehe dann mal meine Meldung machen«, verkündete er und zog sich zurück.
    Als er fort war, grinste Jonans Freund ihn unter dem hochgeklappten Helmvisier schief an. Er sah so gut aus wie eh und je: braun gebrannt und mit gepflegtem Dreitagebart. Einige Locken seines schwarzen Haars hingen ihm in die Stirn. »Schon komisch, wie die Dinge laufen, was?«, fragte er, als er einen Schritt näher trat, womit er fast den ganzen freien Raum zwischen den Vorhängen einnahm. »Zenturio Kahane hat unsere Einheit für den Schutz des Großinquisitors abgestellt, um ihn auf diesem Feldzug zu begleiten. Mir soll’s recht sein. Ich mache alles lieber, als vor dem Tribunalpalast strammzustehen oder Invitro-Nester auszuheben.«
    »Das bedeutet, unsere kleine Episode in Arcadion …« Jonan beendete den Satz nicht. Lucai würde auch so verstehen, dass er auf ihren gemeinsamen Einbruch in die Templerkaserne anspielte, bei dem Enzo und Jonan den
Phantom
-Hubschrauber der Armee gestohlen hatten.
    Sein Freund senkte die Stimme. »Ich bin sauber rausgekommen. Niemand konnte mich belangen. Und so soll es auch bleiben. Also halt schön den Mund.«
    »Ich schweige wie ein Grab, das ist Ehrensache«, versprach Jonan. »Sind die anderen auch alle hier? Ich hörte, es seien nur sechs Tribunalpalastgardisten mit Aidalon eingetroffen.«
    »Du bist witzig, mein Freund. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnerst, aber du hast Bosia und Montanaro mit den Schnellfeuergeschützen des
Phantom
auf dem Quirinalsplatz in Stücke gesägt.«
    Richtig
. Jonan erinnerte sich. Auf der Tribüne mitten auf dem Platz hatten neben Aidalon, Loraldi, dem Henker und den übrigen Richtern auch zwei schwarze Templer gestanden. In der Hitze des Gefechts hatte Jonan nicht mitbekommen, wer die beiden gewesen waren und ob Enzos Deckungsfeuer sie nur kampfuntüchtig gemacht oder getötet hatte.
    »Bosias Anzug war danach hinüber, Montanaros konnte repariert werden. Nach deinem Verschwinden war unsere Truppstärke damit sozusagen auf sechs Mann reduziert: Bruto, DeVito, Peruzzi, Burlone, ich und ein Neuling namens Ramin Castillos, so ein übereifriger Aufsteiger.«
    Jonan hob die Augenbrauen. »Gut aussehend, strahlend blaue Augen, unerträglich schneidig?«
    »So ungefähr.«
    »Ich kenne ihn«, sagte Jonan säuerlich. »Er ist der Neffe von Großmeister Artamnon und hat früher Caryas Templerjugendgruppe geleitet. Später wurde er wohl Loraldis Adjutant – nach meinem Verschwinden.«
    »Tja, die Welt ist klein«, stellte Lucai fest.
    »Das kann man so sagen.« Jonan lehnte sich auf sein Kissen zurück und schloss kurz die Augen. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus. »Sie wollen mich alle umbringen, oder?«, fragte er, als er Lucai wieder ansah.
    Sein Freund machte ein ernstes Gesicht, und sein Schweigen war Jonan Antwort genug. »Na ja«, sagte Lucai nach einer Weile. »Ich denke, Peruzzi ist es egal, was mit dir geschieht.«
    Das wunderte Jonan nicht. Peruzzi hatte noch nie zu irgendetwas eine eigene Meinung gehabt. Sehr viel besser fühlte er sich nach dieser Eröffnung trotzdem nicht. »Wusstest du, dass Aidalon einen Handel mit meinem Vater hat?«
    »Inwiefern?«
    »Mein Leben gegen eine Gunst des großen Stadtrats Lucian Estarto. Ich habe keine Ahnung, welchen Teil seiner kaum nennenswerten Seele mein Vater verkauft hat. So oder so habe ich es kaum glauben können, als ich in Paris Aidalons Agentin traf, die mich von dem Handel in Kenntnis setzte.«
    »Du warst in

Weitere Kostenlose Bücher