Das Geschenk
Kampfgeist und seiner Risikobereitschaft jedenfalls könne man sich nur ein Beispiel nehmen. Er ist, komme was wolle, voller Hoffnung, was auch für seine Hingabe jener Frau gegenüber gilt, die er haben will, die er verehrt und liebt, für deren Liebe er steht und fällt! Daisy! Ganz und gar dieGans seines Lebens! Die mit Donald macht, was sie will, wobei nicht klar ist, was sie überhaupt will, weil sie ja immer wieder auch mit Gustav Gans flirtet, diesem Glückspilz mit seinem immer strahlenden Schnabel, seiner schmalzigen Eleganz! Gustav, die Ente für den schnellen Augenblick! Sie läßt sich von ihm, und genießt es natürlich, den Hof machen! Wie soll eine so grundehrliche Ente wie Donald aus so einer Frau schlau werden? Aber wir ahnen es schließlich, und sind verstimmt. Sie versteht unter Liebe, einen Mann zu ihren Bedingungen zu heiraten. Wer bei ihr als Ehemann in Frage kommen will, muß berechenbar sein, ihr die Sicherheit eines Monatsgehalts bieten. Sie will selbst träumen, nicht von einem, der träumt, dominiert werden! Sie will keinen, dem zum Beispiel, wie Barks in einer seiner Geschichten erzählt, eine Landkarte, und sei es eine von Labrador, die er irgendwo in den Straßen von Entenhausen gefunden hat und worauf er glaubt, einen Hinweis auf einen Goldschatz entdeckt zu haben, genügt, um sich in einen von allen guten Geistern verlassenen Abenteurer zu verwandeln! Sie will so einen nicht. Sie will keinen, dessen wilder Begeisterung sie nicht gewachsen wäre. Eigentlich träumt sie von weiter nichts als einem Häuschen in Entenhausen, von kleinen Entenkindern, von einem Mann, der den Schnabel hält, wenn sie redet. Und was tut Donald? Er holt seine drei Neffen von der Schule, um sich mit ihnen ins ewige Eis aufzumachen, auf Goldsuche! Und warum das alles? Aus Liebe! Um Daisy zu beweisen, was für ein Kerl er ist, der aufregendste Junge weit und breit, der einzig Unangepaßte!
Was für ein Charakter! Von Löwen verschluckt undwieder ausgespuckt! Stammgast auf jeder Bananenschale! Die reine Rutschpartie! Und kaum entschließt er sich, Daisy einen Heiratsantrag zu machen, kriegt er prompt Schnupfen. Unvergeßlich auch sein Kampf gegen ein kleines grünes Tierchen, man könnte es das Paranoia-Tierchen nennen, das ihm auflauert und gegen das er sich mit einem Baseballschläger, zuerst wie es aussieht erfolgreich, zur Wehr setzt. Er trifft es, und was passiert? Aus dem einen, das er erwischt, werden zwei. Er verdoppelt seine Anstrengung, trifft wieder, und was passiert? Aus den beiden werden vier, aus den vier acht, aus den acht sechzehn. Donald kann die unerklärliche, ans Unheimliche grenzende Vermehrung der Paranoia-Tierchen nicht mehr aufhalten – und muß kapitulieren. Nicht kleinzukriegen, diese Ente, von Gustav Gans nicht, von seinen drei Neffen, diesen Nervensägen, nicht, schon gar nicht von einem Arschloch wie Onkel Dagobert, diesem Geizhals. Wie sich das anfühlen muß, immer in Reichweite von Reichtum leben zu müssen! Armer Donald! Diese mit Mühen und Plagen gesättigte Existenz! Und wie unzerstörbar!
Das Publikum hatte seine feindselige Haltung inzwischen teilweise aufgegeben, und vereinzelt bekam er zaghaft sogar Beifall, besonders, als Chuck am Ende noch die Frage streifte, ob Donald Duck das kannibalistische Vergnügen zuzutrauen wäre, seinen gleichermaßen berühmten asiatischen Verwandten, die Peking-Ente, verspeist zu haben.
Die neuesten Forschungsergebnisse lägen noch nicht vor, sagte er, es sei demnach also noch unklar, ob es in Entenhausen überhaupt ein chinesisches Restaurant gegebenhabe. 4 Dann, mit einem mißbilligenden Blick hinauf zur Galerie der Porträtierten, meinte Chuck, man hätte besser daran getan, sich Thomas Mann zu schenken und an seiner Stelle, wenn schon nicht Donald Duck, einen anderen, nämlich Samuel Beckett, mit einem Konterfei zu ehren – und zitierte (zur verlegenen Überraschung seiner Zuhörer) auch gleich einen seiner Sätze, den vielleicht berühmtesten: Alles seit je. Nie was andres. Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern. Ein Scheitern, das keine Erwartungen enttäuscht.
Während sich Chuck – es war längst Abendessenszeit! – an die Herstellung schmackhafter Pfannkuchen machte, fiel ihm noch etwas ein, ein vor vielen Jahren von einem Freund gemaltes Bild; auch er ein glühender Verehrer der unverwüstlichen Ente. Auf dem Bild sehen wir Donald, wie wir ihn kennen, eine Ente im
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