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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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weißes Nachthemd und ihr Haar eine Menge Blut abbekommen hatten. Trotzdem hielt er sie ganz fest, streichelte sie und versuchte sie zu beruhigen. Langsam verebbte ihr Schluchzen, bis sie nur noch leise weinte.
    Reuben küsste sie auf die Stirn und berührte ihre Lippen mit der gekrümmten Pfote. Auch hier war Blut, überall Blut. Viel zu viel Blut. Unerträglich.
    «Laura», flüsterte er.
    Sie hielt sich an ihm fest wie eine Ertrinkende, die von einer unsichtbaren Welle fortgespült werden könnte.
    Der Mann, der vor ihnen lag, war jetzt unbehaart, und man konnte sich gar nicht mehr vorstellen, dass er einmal mit dichtem Fell bedeckt war. Nur ein grober, kaum sichtbarer Staub, der ihn und den Teppich bedeckte, erinnerte daran.
    Reuben und Laura schwiegen lange. Lauras Weinen wurde immer leiser, dann liefen ihr nur noch Tränen über die Wangen, und schließlich verebbten auch sie.
    «Ich muss ihn begraben», sagte Reuben. «Hinten im Schuppen stehen Schaufeln.»
    «Ihn begraben? Das darfst du nicht, Reuben!» Laura sah zu ihm auf, als erwachte sie aus einem Albtraum, und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. «Du kannst ihn doch nicht einfach begraben! Ist dir nicht klar, wie einzigartig, wie wertvoll dieser Körper ist? Ich meine für dich.»
    Sie kam auf die Füße und betrachtete den Toten aus einiger Entfernung, als wagte sie nicht, ihm zu nahe zu kommen. Der Kopf lag jetzt auf der Seite. Das linke Auge war geschlossen und schimmerte gelblich. Auch die restliche Haut von Gesicht und Rumpf war jetzt gelblich.
    «In jeder Zelle seines Körpers steckt das Geheimnis seiner Kraft», sagte Laura. «Wenn du herausfinden willst, was es damit auf sich hat …» Laura sprach nicht weiter.
    «Und wer soll diesen Körper untersuchen?», fragte Reuben. Er war so erschöpft, dass er fürchtete, die Rückverwandlung könnte zu früh einsetzen. Er brauchte alle Kraft, um eine Grube auszuheben, die tief genug war, um diese Kreatur verschwinden zu lassen. «Wer soll ihm Organproben entnehmen, wer sein Gehirn entfernen und eine Autopsie vornehmen? Ich verstehe davon nichts.»
    «Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, die Leiche aufzubewahren, damit es irgendjemand einmal tun kann.»
    «Wie denn? Im Gefrierschrank? Wo ihn jemand finden und mit uns in Verbindung bringen kann? Meinst du wirklich, wir sollten ihn in dem Haus behalten, in dem wir wohnen?»
    «Ich weiß nicht», sagte Laura unsicher. «Ich finde nur, dass du ihn nicht beseitigen darfst. Herrgott, Reuben, es ist ein magischer Organismus, von dem kein Mensch etwas weiß … der Schlüssel zu dieser ganzen phantastischen …» Wieder sprach sie nicht weiter. Stattdessen senkte sie den Kopf, sodass ihr Haar wie ein Schleier vor ihr Gesicht fiel. Dann sagte sie leise: «Können wir ihn nicht irgendwo hinbringen, wo jemand anders ihn findet, weit weg von hier?»
    «Warum?», fragte Reuben. «Zu welchem Zweck?»
    «Stell dir vor, er wird gefunden, untersucht und für all die Verbrechen verantwortlich gemacht, die geschehen sind …» Laura sah Reuben an. «Versuch dir das bitte einen Moment lang vorzustellen! Und sag bitte nicht Nein! Dieses Ding hier wollte uns töten. Wenn wir es irgendwo neben den Highway legen, wo man es gut sehen kann … Und wenn man es dann untersucht und eine fremdartige DNA -Mischung von Mensch und Wolf entdeckt … dieses sogenannte Chrisam …»
    «Laura, diese Untersuchung würde zugleich ergeben, dass es nicht diese Kreatur war, die für die Morde verantwortlich ist», sagte Reuben. «So viel verstehe selbst ich davon.»
    Er starrte auf den abgetrennten Kopf, und er kam ihm jetzt viel kleiner vor. Außerdem schien er nachzudunkeln, wie ein Stück Obst, das überreif wird und schließlich verfault. Auch der Körper schrumpfte und wurde dunkler, sodass die Füße nur noch kleine Klumpen waren.
    «Ist dir eigentlich klar, was diese Kreatur gesagt hat?», fragte er. «Sie hat mich zum Tode verurteilt, weil ich so viel öffentliches Aufsehen erregt habe … mit meinem Wüten, wie er es ausdrückte. Diese Kreaturen wollen im Verborgenen bleiben; sie brauchen die Anonymität. Was glaubst du, wie die anderen Morphenkinder reagieren, wenn ich die Leiche irgendwo wie Müll ablade und der Öffentlichkeit preisgebe?»
    Laura nickte.
    «Schließlich gibt es noch mehr von ihnen», fuhr Reuben fort. «Dieses Exemplar hier hat uns eine Menge verraten.»
    «Du hast ja recht», erwiderte Laura. Auch ihr fiel die Veränderung der Leichenteile

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