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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Spaziergängen junge Schwertfarne mit, die sie in Töpfe mit Anzuchterde pflanzte, schöne Steine und Kiesel für das Becken des Springbrunnens. Auf dem Schotterweg unter dem Küchenfenster fand sie interessante Fossilien. Im Haus machte sie sich daran, die schönen alten William-Morris-Tapeten in den Schlafzimmern zu restaurieren, und überwachte die Arbeit der Handwerker. Sie bestellte Gardinen und Vorhänge und begann, Porzellan und Silberbesteck zu inventarisieren.
    Sie trieb sogar einen wunderbaren Fazioli-Flügel für das Musikzimmer auf.
    Draußen begann sie, den Nideck-Wald zu fotografieren. Sie schätzte, dass sich fünfundsiebzig alte Redwoodbäume auf Reubens Grundstück befanden. Sie waren über siebzig Meter hoch, und es gab einige Douglastannen, die fast die gleiche Höhe erreichten. Die jüngeren Redwoodbäume, Hemlock-Tannen und Sitka-Fichten konnte sie unmöglich zählen.
    Sie brachte Reuben die Namen der verschiedenen Baumarten bei und zeigte ihm, woran er Kalifornischen Lorbeer und Ahorn erkennen konnte, was der Unterschied zwischen Tannen und Fichten war und was in diesen Breitengraden noch alles wuchs.
    Abends lasen sie Teilhard de Chardin und die Schriften anderer Theologen und Philosophen, manchmal aber auch Gedichte. Eines Tages gestand Laura, dass sie nicht an Gott glaube, sondern an das Leben auf der Erde, und sagte, auch Teilhard vertraue darauf. Sie gab aber auch zu, dass sie wünschte, sie könne an einen Gottvater, einen liebenden Gott glauben.
    Eines Abends, als sie darüber sprachen, brach sie in Tränen aus und bat Reuben, sich zu verwandeln und sie noch einmal in die Baumkronen zu bringen. Diesen Wunsch erfüllte er ihr gern. Vier Stunden lang durchstreiften sie den Wald in großer Höhe. Laura trug Handschuhe und eng anliegende dunkle Sportkleidung, um sich vor dem Wind zu schützen und vor möglichen Blicken verborgen zu bleiben. Sie hatte keine Angst, weinte sich aber an Reubens Schulter aus und sagte, sie sehne sich so sehr nach dem Geschenk der Wölfe, dass sie dafür den Tod in Kauf nehmen würde. Wenn Felix endlich käme, falls er überhaupt käme, könne er ihnen vielleicht erklären … Sie unterhielten sich darüber, bis sie müde wurde und sich beruhigt hatte. Erst dann stieg Reuben wieder mit ihr zum Waldboden hinunter und trug sie zu dem Bach, an dem er schon so oft gefischt hatte. Sie wusch sich das Gesicht im eiskalten Wasser, und sie setzten sich auf einen bemoosten Stein, wo Reuben ihr erzählte, was er alles hören konnte – den Bären, der unweit von ihnen seinen Winterschlaf hielt, und das Rotwild, das durch den Wald streifte.
    Schließlich brachte er sie wieder nach Haus, und sie liebten sich im Esszimmer vor dem lodernden Kamin.
    Das Zimmer, das sie zu ihrem Arbeitszimmer erklärt hatte, war neu möbliert. Ein Schreibtisch mit Glasplatte, hübsche Holzschränke, ein großer, bequemer Lesesessel und eine Ottomane hatten die kostbaren antiken Möbel ersetzt, die jetzt im Keller eingelagert waren.
    Niemand wagte es, Marchents ehemaliges Zimmer anzurühren. Irgendjemand – wahrscheinlich die Anwaltskanzlei – hatte Marchents persönliche Habe zusammenpacken lassen, bevor Reuben das Haus in Besitz nahm, und jetzt war es ein wunderbar geräumiges Zimmer mit rosafarbenen Baumwollstoffen, weißen Raffgardinen und dem weißen Marmorkamin. Auch die angrenzenden Schlaf- und Arbeitszimmer, die Felix benutzt hatte, und der westliche Hausflur in nördlicher Richtung blieben unangetastet.
    Laura und Reuben bereiteten ihre Mahlzeiten gemeinsam zu und kümmerten sich auch gemeinsam um alles, was sonst noch im Haus zu erledigen war, während Galton für Haus und Grundstück die Aufgaben eines Hausmeisters und Verwalters wahrnahm.
    Laura dachte viel darüber nach, ob und wie die Brutalität zu rechtfertigen war, mit der der Wolfsmensch seine Opfer anfiel, und sie sprach mit Reuben darüber, weil sie zu keinem Schluss kommen konnte. Sie sagte ihm, dass sie ihn liebe und sich nicht vorstellen könne, ihn je zu verlassen. Ihr sei jedoch klar, dass er sich mit seinem Wüten auch Feinde mache, und vor deren Rache habe sie Angst.
    Die Presse ließ sich jeden Tag detaillierter über die «Kollateralschäden» aus, die der Wolfsmensch bei seinen «Interventionen» anrichtete. Dabei interessierte sie sich für die Nutznießer seiner Raserei genauso sehr wie für die Kriminellen, die ihm zum Opfer fielen. Die alte Frau vom Buena Vista Hill, die so schrecklich gequält worden war, bevor

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