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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ist das nicht, Jim. Lass das meine Sorge sein.»
    «Nein, Reuben. Ich will, dass du dich den Behörden stellst. Ich begleite dich nach Haus. Wir rufen Simon Oliver an und weihen den Strafverteidiger der Kanzlei ein. Wie heißt er doch gleich? Gary Paget. Und dann …»
    «Hör auf, Jim! Das alles werden wir nicht tun.»
    «Du brauchst Hilfe, Kleiner! Du greifst Menschen an und reißt sie in Stücke! Was willst …»
    «Hör auf, Jim!»
    «Erwartest du von mir, dass ich dir dafür Absolution erteile?»
    «Ich bin nicht wegen der Absolution hier, das weißt du ganz genau. Ich bin gekommen, um dir ein Geheimnis anzuvertrauen, Jim. Du darfst niemandem etwas davon sagen. Du hast es vor Gott versprochen.»
    «Das stimmt. Trotzdem musst du tun, was ich dir sage. Du musst zu Mom gehen und ihr alles erklären. Sie soll dich durchchecken und rausfinden, was körperlich mit dir vorgeht, wie und warum diese Verwandlung über dich kommt. Mom ist von einem Spezialisten aus Paris angesprochen worden, einem russischen Arzt mit einem merkwürdigen Namen, Jaska, glaube ich. Dieser Mann sagt, er hat schon mehrere solcher Fälle gesehen … Menschen, mit denen rätselhafte Veränderungen vorgingen. Du bist also nicht der Erste, Reuben, und du …»
    «Niemals!»
    «Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter, Reuben! Und das hier sind nicht die düsteren Straßen vom London des neunzehnten Jahrhunderts. Mom ist die ideale Person, um Licht in dieses …»
    «Ist das dein Ernst? Meinst du, Mom sollte mit diesem Jaska eine Art Frankenstein-Labor einrichten und dann heimlich an mir herumforschen? Stellen sie dann auch einen buckligen Helfer namens Igor ein, der Kernspinuntersuchungen durchführt und Chemikalien zusammenrührt? Meinst du, sie sollte mich an einen im Boden verankerten Stuhl fesseln, wenn die Sonne untergeht, damit ich mein Unwesen nur in meiner kleinen Zelle treibe und der Rest der Menschheit unbehelligt bleibt? Das kann nicht dein Ernst sein! Ein Wort zu Mom, Jim, und ich bin erledigt. Sie würde alle führenden Köpfe zu Hilfe rufen und sich nicht allein auf diesen Pariser Russen verlassen. Du kennst sie doch. Sie würde glauben, dass die Welt das von ihr erwartet, und selbstverständlich würde sie sich als Erstes ans Telefon hängen und die Gesundheitsbehörde verständigen. Abgesehen davon würde sie mich natürlich sofort einsperren, damit ich nicht noch mehr ‹Unheil› anrichte, und dann wäre ich erledigt, Jim. Es wäre mein Ende. Oder der Anfang einer Existenz als Versuchskaninchen hinter Schloss und Riegel. Was glaubst du, wie lange es dauern würde, bis sie mich in irgendeine Einrichtung sperren? Selbst Mom könnte das nicht verhindern.
    Ich will dir sagen, was vor zwei Tagen in Buena Vista passiert ist. Die Frau hat auf mich geschossen, Jim, und die Wunde war bereits am nächsten Morgen verheilt. Die Kugel ist durch meine Schulter gegangen, aber davon ist nichts mehr zu sehen, und ich habe keinerlei Beschwerden.
    Für den Rest meines Lebens würde man mir Tag und Nacht Blut abnehmen, um rauszufinden, was mir diese regenerative Kraft verleiht. Man würde Proben von meinen Organen nehmen, sogar von meinem Gehirn, falls niemand interveniert. Alle nur erdenklichen Instrumente würden zum Einsatz kommen, um herauszufinden, wie und warum meine Verwandlung vonstattengeht, welche Hormone mein Körperwachstum steuern und mir Reißzähne, Klauen und ein Fell wachsen lassen. Und man wird natürlich erforschen, was mir so viel Kraft gibt und mich so aggressiv macht. Man würde versuchen, die Verwandlung gezielt herbeizuführen. Und es würde nicht lange dauern, bis man begreift, dass diese merkwürdige Sache, die da mit mir passiert, nicht nur in Bezug auf Lebenserwartung und Wundheilung interessant ist, sondern auch in Bezug auf die Landesverteidigung. Man würde darüber nachdenken, ein Eliteheer von Wolfssoldaten für den Guerillakampf heranzuzüchten, das überall auf der Welt eingesetzt werden könnte, wo konventionelle Methoden nutzlos sind.»
    «Okay, du kannst aufhören. Offenbar hast du gründlich darüber nachgedacht.»
    «Allerdings», sagte Reuben. «Ich habe den ganzen Tag in einem Motelzimmer gelegen, die Nachrichten verfolgt und an nichts anderes denken können. Ich musste auch an die Geiseln in Kolumbien denken und wie leicht es für mich wäre, zu ihnen zu gelangen und sie zu befreien. Lauter so Zeug ging mir durch den Kopf. Aber erst jetzt, da ich mit dir rede, wird mir klar, welche Konsequenzen meine

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