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Das Geschenk der Wölfe

Das Geschenk der Wölfe

Titel: Das Geschenk der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Muir Woods.
    Wahrscheinlich vermutete man ihn in dieser Gegend ohnehin nicht. Immerhin hatte er vor wenigen Stunden einen Mann in San Francisco getötet.
    Andererseits könnte Laura J. Dennys ihn angezeigt haben.
    War das möglich? Und selbst wenn: Würde man ihr glauben?
    Reuben wusste es nicht. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemandem von ihrer gemeinsamen Nacht erzählt hatte.
    Und doch: Wenn sie einen Fernseher hatte, eine Zeitung abonnierte oder eine vom Einkaufen im Ort mitbrachte, musste sie wissen, was passiert war.
    Vielleicht wusste sie, dass der «Wilde aus dem Wald» lieber sterben würde, als sie zu verletzen. Aber vielleicht war seine Liebe zu ihr, sein unbedingter Wunsch, sie wiederzusehen, bereits eine Verletzung.
    Kurz vor Sonnenuntergang ging er in ein kleines Geschäft, um ein paar Sachen zu kaufen, die ihm besser passten, frische Unterwäsche, Socken und dergleichen. Er verstaute sie in einer Tüte, die er von jetzt an immer in seinem Porsche lassen würde. Er hatte das überdimensionale Kapuzenshirt und den viel zu großen Trenchcoat satt, machte sich aber nicht die Mühe, sich gleich umzuziehen.
    Als es dunkel geworden war, nahm der Regen wieder zu, und Reuben fuhr nach Mill Valley und den Panoramic Highway hinauf, bis er Lauras Haus fand. Das kleine graue Schiefergebäude lag weit ab von der Straße und war durch die umstehenden Bäume kaum zu sehen.
    Er fuhr noch ein Stück weiter, bis er eine kleine Senke fand, in der er den Porsche verstecken konnte. Dann schlief er ein, aber es war nur ein leichter, unruhiger Schlaf. Eher als erwartet wachte er davon auf, dass die Verwandlung begann.

[zur Inhaltsübersicht]
    15
    D as Haus war leer, als er eintrat, die Verandatür unverschlossen.
    Er war wieder über die Baumwipfel gekommen. Niemand war in der Nähe. Das Haus wurde nicht überwacht, keine Suchtrupps durchkämmten die Gegend. Alles war vollkommen still. Reuben konnte nicht einmal Stimmen hören.
    Das Schlafzimmer hinten im Haus lag genauso da, wie er es in Erinnerung hatte, inklusive der Gerüche, die ihm so ans Herz gewachsen waren.
    Auf dem großen Eichenbett lag eine kunstvoll geschneiderte Patchworkdecke. Eine kleine Messinglampe auf dem Nachttisch brannte und verbreitete mit ihrem Pergamentschirm ein warmes Licht. Zwischen den Kissen eines Schaukelstuhls saß eine alte, selbstgemachte Lumpenpuppe mit aufgestickten mandelförmigen Augen, rosaroten Lippen und langem gelbem Haar aus Wollfäden. In einem kleinen Bücherregal standen mehrere Bücher von Harper und Jacob Dennys und sogar eins von L. J. Dennys über die Wildblumen des Mount Tamalpais.
    Das Schlafzimmer grenzte an eine einfache, rustikale Küche mit großem schwarzem Herd und blau-weißem Porzellan in offenen weiß lackierten Regalen.
    Auf dem Fensterbrett hinter der Spüle standen Töpfe mit kleinen weiß blühenden Pflanzen, auf dem Tisch in der Mitte der Küche eine blaue Vase mit Margeriten. An der Wand hing ein Bild mit einer impressionistischen Landschaft, die an einen eingezäunten Rosengarten grenzte. Die Signatur lautete «Collette D.».
    Hinter der Küche lag ein geräumiges Badezimmer mit einem alten Eisenofen, einer riesigen Dusche und einer freistehenden Badewanne auf Pfoten. Auf der anderen Seite führte eine enge Treppe ins Obergeschoss.
    Hinter dem Badezimmer lag ein großes Esszimmer mit einem runden alten Eichentisch, massiven Holzstühlen und einer Truhe mit noch mehr antikem blau-weißem Porzellan. Das Zimmer ging in ein Wohnzimmer mit bequemen alten Sesseln über, auf denen kunstvolle Quilts und Wolldecken lagen. Die Sessel standen vor einem Kamin und waren so arrangiert, als wollten dort gleich Leute Platz nehmen, um sich miteinander zu unterhalten. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, das von einem Gitter in Schach gehalten wurde. Eine Stehlampe aus altem Messing verbreitete ein weiches, freundliches Licht.
    Überall im Haus hingen farbenfrohe Blumenbilder von Collette D., was vielleicht ein wenig eintönig war, aber die leuchtenden Farben hatten etwas Aufheiterndes. Und dann gab es überall Fotos. Auf vielen war das wettergegerbte Gesicht von Jacob Dennys zu sehen, der schon als junger Mann weiße Haare bekommen haben musste.
    Im Wohnzimmer gab es einen Flachbildfernseher, und in der Küche stand ein kleiner Fernseher auf der Arbeitsplatte. Neben dem Wohnzimmerkamin lagen aktuelle Zeitungen. «Wolfsmensch befreit die entführten Kinder», titelte der
San Francisco Chronicle
. Ein

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