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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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setzen.«
    Amunhotep warf dem Schatzmeister einen matten Blick zu und eilte den beiden Soldaten hinterher, die die verwundete Frau auf einer Trage zum Tempeltor brachten. Dort übernahmen zwei Diener sie, um sie ins Haus des Lebens zu bringen.
    Amunhotep folgte ihnen. Als er Paheri gegenüberstand, gab er ihm seine Anweisungen.
    »Kümmere dich gut um die Frau, und pflege sie gesund. Sie hat drei gebrochene Rippen, viele Prellungen und offene Wunden, eine davon am Hinterkopf, aber das Loch ist nicht sehr tief und dürfte schnell verheilen. Ich habe, soweit es mir möglich war, ihre Wunden versorgt. Und ...«, bei diesen Worten warf er einen angewiderten Blick auf ihre verlausten Haare, »... lass sie gründlich waschen und rasieren, Paheri. Ich will nicht, dass das gesamte Ungeziefer des thebanischen Gefängnisses in meinem Tempel Einzug hält.«
    Er drehte sich um und ging, ohne auf die Verneigung des Obersten Arztes und seiner beiden Gehilfen zu achten.
    Amunhotep war müde und hatte nur noch einen Wunsch, dass die Götter ihm heute Nacht Vergessen und Schlaf schenken würden..

DREIZEHN
     
     
     
     
     
     
     
    Als Satra am vierten Tag das erste Mal zu Bewusstsein kam, hörte sie leise Stimmen. Sie versuchte die Augen zu öffnen, aber die Helligkeit blendete sie, und so schloss sie sie sofort wieder. Ihr taten sämtliche Knochen weh. Ihre Rippen schmerzten bei jedem Atemzug, und in ihrem Kopf hämmerte es, sodass sie glaubte, ihr würde der Schädel zerspringen.
    Vorsichtig versuchte sie, den rechten Arm zu bewegen, und hob ihn unter Stöhnen an, um nach ihrem Kopf zu fassen. Langsam tastete sie über ihren Bauch, ihre Brust bis hoch zum Hals. Ihr gesamter Oberkörper war mit engen, straffen Binden umwickelt. War sie denn bereits tot? War man dabei, sie zu mumifizieren?
    Entsetzt wollte sie aufschreien, aber kein Laut kam aus ihrem trockenen Hals. Nein, das konnte nicht möglich sein. Sie war noch am Leben!
    Ihre Hand glitt weiter nach oben und fand ihr Kinn, die Wangen, Augen und dann die Stirn, die ebenfalls dick bandagiert war. Ihre Hand suchte weiter, und überrascht stellte sie fest, dass ihr Schädel kahl geschoren war. Einzig ein paar kurze, harte Stoppeln konnte sie fühlen.
    Erneut versuchte Satra, die Augen aufzumachen. Dieses Mal blinzelte sie erst vorsichtig durch die Wimpern, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen, und öffnete schließlich ganz allmählich ihre Lider.
    Sie lag auf dem Boden, auf einer Matte, wie sie mit der linken Hand feststellte. Über ihr war eine weiß gestrichene Decke, und auch die Wände waren kahl und weiß. Wo war sie nur? Ein Krankenhaus konnte das unmöglich sein. War sie noch immer in ihrem Albtraum gefangen?
    Stöhnend vor Schmerzen versuchte Satra den Kopf zu drehen, als sie Schritte vernahm.
    Eine Tür wurde hinter ihr geöffnet, und der kahl geschorene Kopf eines dunkelhäutigen Mannes erschien in ihrem Blickfeld. Er war mit einfachen Sandalen aus Papyrusrinde und einem weißen kurzen Schurz bekleidet. Zudem trug er einen eigenwillig geformten kupfernen Reif um seinen muskulösen linken Oberarm.
    Freundlich sah er sie an. »Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?«
    Satra wollte ihm antworten, wollte ihm sagen, dass ihr der Schädel fast platzen würde vor Schmerz und dass sie jeden einzelnen Knochen in ihrem Leib spüren könnte, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie hörte noch, wie der Mann nach seinem Gebieter rief, und fiel erneut in eine erlösende Bewusstlosigkeit.
    Als sie wieder zu sich kam, war es stockfinster. Ihr Kopf war auf die Seite gerutscht, und mühselig versuchte sie ihn zu drehen. Nun konnte sie durch das hochliegende Fenster den Nachthimmel sehen.
    Sie fühlte sich so elend. Warum war niemand da, der nach ihr sah? Sie hatte Schmerzen und war durstig. Ihre Zunge war dick angeschwollen, und ihre Lippen waren genau wie ihre Kehle völlig verdorrt.
    Wasser, dachte sie, bitte gebt mir Wasser, aber sie konnte sich nicht bemerkbar machen.
    Wo war dieser freundlich lächelnde Mann, der sich nach ihrem Befinden erkundigt hatte? Wann hatte das überhaupt mal einer in den vergangenen Monaten getan? Sie lag da und starrte hinaus aus dem Fenster zu den Sternen, die wie silberne Punkte am nachtschwarzen Himmel leuchteten.
    Ihr Götter, ich bitte euch, schickt mir jemanden, der nach mir sieht und mir etwas zu trinken gibt. Ich verdurste fast, und ich habe Schmerzen.
    Auch wenn es stimmte, dass Satra an keinen Gott glaubte, so kam diese Bitte aus tiefstem

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