Das Geschenk: Roman
Freundin Lelia, die beim Film arbeitet, und wir werden gemeinsam die Feiertage verbringen.«
»Ist Ihre Freundin Schauspielerin?«, fragte Pauline aufgeregt.
»In gewisser Weise, ja.«
»Kenne ich einen ihrer Filme?«
Tom zögerte; dann meinte er: »Haben Sie schon mal Cappy, den Wunderbiber, am Samstagvormittag im Fernsehen gesehen?«
Pauline schaute ihn verständnislos an und ließ beim Stricken tatsächlich eine oder zwei Maschen fallen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, den Sachverhalt zu erklären, beschloss Tom, das Thema ganz fallen zu lassen.
Die Unterhaltung wurde ohnehin unterbrochen, als einer der Bahnangestellten, verkleidet als Weihnachtsmann, den Salonwagen betrat. Sofort ließen sämtliche Kinder, sogar die älteren, Jim Carrey und den Grinch im Stich und drängten sich um den Mann in Rot – ein Beweis, dass die Beliebtheit dieses alten Weihnachtssymbols nicht gelitten hatte.
»Das finde ich aber nett«, sagte Tom, als der verkleidete Amtrak-Angestellte jedem Kind ein kleines Geschenk überreichte.
»Das machen sie jedes Jahr«, erzählte Agnes Joe. »Auch wenn der Zug nicht mit einem Defekt auf der Strecke liegen geblieben ist.«
Tom betrachtete sie mit erwachendem Interesse. Er hatte sich an Reginas Andeutung erinnert, Agnes Joe würde viel mit der Eisenbahn fahren, um ihre Familie zu besuchen, glaube sie zumindest. Doch Agnes Joe hatte gerade eben gestanden, dass sie allein war. Was bezweckte sie dann mit ihren ausgedehnten Bahnreisen?
»Sind Sie früher schon mal mit diesen Weihnachtszügen gefahren?«, fragte Tom sie.
»O ja, schon sehr oft.«
»Fahren Sie bis Chicago?«
»Ja.«
»Um dort Weihnachten zu feiern?«, wollte Tom weiter wissen.
»Nein. Ich fahre nach Los Angeles. Genau wie Sie.«
»Mit dem Zug?«
»Ja, mit dem Southwest Chief.« Sie musterte ihn prüfend. »Und Sie?«
Mit Agnes Joe zwei Tage im Chief! Tom fragte sich, was wohl passierte, wenn er jetzt gleich aus dem Zug sprang, während er noch stand. Als er gerade im Begriff war, auf Agnes Joes Frage zu antworten, durchlief den guten alten Capitol Limited ein Ruck, und er schickte sich an, die Fahrt fortzusetzen. Freudenrufe und Applaus brandeten im Salonwagen auf, doch Tom war irgendwie nicht in der Stimmung, sich dem Jubel anzuschließen.
Eine Stimme drang aus der Lautsprecheranlage. »Meine Damen und Herren, entschuldigen Sie bitte die Verzögerung, aber jetzt haben wir alles wieder in Ordnung gebracht. Am nächsten Bahnhof wartet ein Technikerteam. Wir legen dort einen kurzen Stopp ein, um auf Nummer Sicher zu gehen, dass wirklich alles okay ist, und dann geht’s weiter. Wir hoffen, unterwegs die Verspätung aufholen zu können. Wir haben den Zwischenfall bereits gemeldet, sodass niemand seine weiteren Zugverbindungen verpasst. Vielen Dank für Ihr Verständnis und dafür, dass Sie sich für Amtrak entschieden haben. Fröhliche Weihnachten!«
Der Weihnachtsmann kam herüber und verteilte kleine Päckchen an alle. Tom erhielt ein winziges Modell der Lokomotive des berühmten Super Chief der Santa-Fe-Linie. Ted verzog sich wieder unter den Kopfhörer, während Toledo Rick und Pauline sich entschuldigten und den Salon verließen.
Agnes Joe beugte sich zu Tom herüber und betrachtete dessen Geschenk. »Der Super Chief Santa Fe der Southern Pacific war der Vorläufer vom Southwest Chief, mit dem ich nach LA weiterfahre. Es ist eine wunderschöne Strecke mit herrlichem Blick auf die Berge und die Prärie. Auf dem Weg zur Küste geht es durch insgesamt acht Bundesstaaten.«
»Sehr interessant.« Tom war jetzt überzeugt, dass Agnes Joe in seinem Abteil herumgeschnüffelt und seine Fahrkarte für den Chief entdeckt hatte. Er beschloss, sein Abteil durch eine Falle zu sichern und dazu das schwerste Objekt zu benutzen, das er finden konnte. Dieser Zug hatte zwei Lokomotiven; vielleicht fiel es nicht auf, wenn plötzlich eine fehlte. Er könnte sie irgendwie in seine Toilettendusche bugsieren und auf die Türkante wuchten, sodass sie jeden Unbefugten, der sich in seinem Abteil zu schaffen machte, zu Brei zermatschte.
»Ja, es ist eine wundervolle Fahrt«, sagte Agnes Joe. »Schöner kann man gar nicht nach Los Angeles kommen.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Tom stellte sein Glas ab. »Warum wollen Sie nach LA?«
»Ich habe Freunde dort. Wir wechseln uns jedes Jahr zu Weihnachten mit dem Besuchen ab. Dieses Jahr bin ich an der Reihe und muss in den Westen fahren.«
»Das hört sich nach einer sehr schönen
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