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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Eisenbahn und Fahrgästen zusammensetzte, um sie herum Aufstellung nahm. Tyrone hatte seine Bar im Stich gelassen und inszenierte mit dem Chor eine inbrünstige Version von »I’ll Be Home for Christmas«, wobei er mit Rücksicht auf die empfindlicheren Mitglieder des Singkreises darauf achtete, dass seine Hüftschwünge sich innerhalb der Grenzen der allgemeinen Jugendfreiheit bewegten. Agnes Joe hielt sich im Hintergrund und sorgte ganz allein für die Bassbegleitung der Darbietung.
    »Wollen Sie nicht mitmachen?«, fragte Tyrone. »Eine Lady, die einen ›Heizkessel‹ runterkippen kann wie nichts, muss ich unbedingt kennen lernen.«
    Eleanor schlenderte davon, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Tyrone schaute ihr verdutzt nach und drehte sich dann zu Tom um. »He, Mann, hab ich was Dummes gesagt?«
    »Nein, Tyrone, ich habe offenbar was Dummes gesagt.« Dann suchte auch Tom das Weite.
    Er überlegte, ob er Eleanor folgen und die »Diskussion« weiterführen sollte, fand aber nicht den Mut dazu, wobei er mehr Angst hatte vor dem, was er vielleicht von sich geben würde, als vor dem, was Eleanor ihm vorhalten könnte. Auf dem Rückweg zu seinem Abteil hörte er Gelächter aus der unteren Etage des Schlafwagens. Lachen – das würde ihm jetzt sicher gut tun. Er eilte die Treppe hinunter, wandte sich nach rechts und ging in Richtung der Stimmen. Hier befanden sich die weniger luxuriösen Schlafabteile; sie waren kleiner als das seine und ohne Dusche, doch jedes Abteil verfügte über eine Toilette und ein Waschbecken. Am Ende des Gangs sah er Regina und die Tarot-Lady. Sie standen vor einem Abteil und unterhielten sich mit jemandem im Innern.
    Regina entdeckte Tom und winkte ihn heran. Als er sich näherte, erblickte er eine ältere Dame, die im Abteil auf der Sitzbank saß. Er sah auch den Rollstuhl, der zusammengeklappt an einer Wand lehnte. Er wandte sich um und betrachtete die Tarot-Lady. Sie trug immer noch die bunte Kopfbedeckung, hatte aber die schweren Schuhe gegen Slipper ausgetauscht. Sie machten die Frau ungefähr zehn Zentimeter kleiner, sodass man sehen konnte, dass sie in Wahrheit eher zierlich war. Aus der Nähe betrachtet, hatte sie leuchtend blaue Augen, die schelmisch funkelten, und ein warmes Lächeln.
    Das Abteil auf der anderen Seite des Gangs besaß eine bunt geschmückte Tür; der Vorhang war aufgezogen und zusammengerafft. Tom vermeinte, den Geruch von Weihrauch wahrnehmen zu können, aber das, vermutete er stark, würde wohl gegen die Amtrak-Vorschriften verstoßen.
    »Ich nehme an, das da ist Ihr vorübergehendes Zuhause«, sagte Tom zu der Tarot-Lady.
    »Oh, Mr Langdon, Sie scheinen ja geradezu hellseherische Fähigkeiten zu besitzen«, stellte sie mit einem verhaltenen Lächeln fest.
    »Woher wissen Sie …« Er verstummte und starrte Regina an. »Ah! Ich brauche wohl keine geheimnisvollen Kräfte zu bemühen. Sie haben es ihr verraten.«
    Regina nickte. »Darf ich Sie mit Drusella Parton bekannt machen, Tom? Sie brauchen Drusella nichts zu erzählen, sie weiß nämlich schon alles.«
    Drusella streckte ihm eine zarte Hand entgegen. »Meine guten Freunde nennen mich Misty. Und ich weiß jetzt schon, dass wir gute Freunde sein werden, also dürfen Sie Misty zu mir sagen.«
    Misty hatte einen Südstaatenakzent, verstärkt durch ganz spezielle Eigenheiten im Tonfall. »New Orleans?«, fragte Tom.
    »Mit einem Umweg über Baltimore. Sehr gut, Tom.« Sie schob sich näher an ihn heran, und er gelangte zu dem Schluss, dass der Weihrauchduft in Wirklichkeit von Mistys Parfüm herrührte.
    »Misty war mal amtlich zugelassene Wirtschaftsprüferin in Baltimore«, sagte Regina.
    »Ich erkannte, dass ich eine Begabung für den Umgang mit Zahlen habe, doch ein solches Talent sollte für etwas Besseres genutzt werden als für das Einsparen von Steuern. Finden Sie nicht auch, Tom?«
    »Zweifellos.«
    »Sie haben Recht, Regina, er ist reizend«, stellte die Rollstuhl-Lady fest. Sie beendete gerade ihre Mahlzeit, die ihr auf einem Tablett serviert worden war.
    »Ich wusste gar nicht, dass dieser Zug auch mit Zimmerservice aufwarten kann«, sagte Tom lächelnd. »Ich musste mich mühsam in den Speisewagen schleppen.«
    »Oh, natürlich gibt’s hier einen Zimmerservice«, erklärte die Dame und erwiderte das Lächeln. »Sie brauchen nur eins von diesen Ungetümen dort, und Regina karrt Ihnen alles heran, was Ihr Herz begehrt.« Sie deutete auf den Rollstuhl.
    »Wo sind meine Manieren geblieben«, sagte

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