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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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schwierig sein, Sir.«
    Tom trat zwischen sie. »Jetzt hören Sie mal zu, Gordon. Ich bin kein Staranwalt wie Sie, aber ich weiß, dass jeder als unschuldig zu gelten hat, bis ihm eine Schuld nachgewiesen wurde. Wenn Sie also keinen stichhaltigen Beweis vorlegen können, wer Ihre Sachen gestohlen hat, verleumden Sie diese Frau vor einem Zeugen, und das kann sehr teuer für Sie werden, wie Sie sicher wissen.«
    Merryweather starrte ihn argwöhnisch an. »Was wissen Sie von Verleumdung?«
    »Ich heiße Tom Langdon. Ich bin Reporter und habe sogar einen Pulitzerpreis gewonnen. Ich hab mal eine Geschichte über einen amerikanischen Anwalt in Russland geschrieben, der sich einige üble Dinge hat zuschulden kommen lassen. Im Augenblick schreibt er seine Revisionsanträge im Gefängnis. Und wenn es etwas gibt, das wirkungsvoller ist als Gerichtsurteile, ist es eine Story in einer Zeitung, an der sich die ganze Welt erfreuen kann.«
    Merryweather wich einen Schritt zurück und fauchte Regina an: »Mein Palm Pilot, zweihundert Dollar in bar und meine Tag-Heuer-Uhr. Ich will alles zurück, ehe der Zug in Chicago einfährt, oder es werden Köpfe rollen!« Er stapfte davon.
    Tom und Regina atmeten auf.
    »Der Typ ist eine Landplage«, sagte Tom. »Vielleicht hat er erfahren, dass Max Powers im Zug ist, und nun versucht er, sich für die Rolle des Mr Scrooge zu empfehlen.«
    »Meine Mutter hat mich gelehrt, die Menschen zu lieben, aber sie kannte Gordon Merryweather nicht.«
    »Ich vermute, Sie sind ihm früher schon begegnet.«
    » Jeder , der in diesem Zug arbeitet, ist ihm früher schon begegnet.« Sie hielt einen Moment inne. »Danke, Tom. Vielen Dank.«
    »He, das Problem hätten Sie doch auch ganz allein gelöst.«
    »Haben Sie wirklich einen Pulitzerpreis bekommen?«
    »Nein. Zwei.«
    »Alle Achtung.«
    »Halb so wild. Man muss dafür nur von einem üblen Ort zum anderen reisen und über alle Gräuel schreiben, die man zu sehen bekommt. Dann liest die zivilisierte Welt, was man zu Papier gebracht hat, und vergisst es gleich wieder. Aber die Leute klopfen einem lobend auf die Schulter und belohnen einen als Anerkennung dafür, dass man nichts daran ändern konnte.«
    Tom begab sich zu seinem Abteil, um ein paar Stunden zu schlafen.

KAPITEL 15
    Eleanor ging in ihr Abteil, verriegelte die Tür und zog den Vorhang vor. Langsam ließ sie sich aufs Bett sinken, das während des Abendessens vorbereitet worden war. Sie knipste das Licht aus, und das Abteil versank in Dunkelheit. Nun konnte sie aus dem Fenster schauen und beobachten, wie die Schneeflocken immer dichter fielen – was dem Capitol Limited nicht viel ausmachte. Der Zug war mit der üblichen Reisegeschwindigkeit unterwegs und rollte an Ansammlungen bescheidener Häuser, dichten Waldstücken und hin und wieder einem Fluss vorbei. Kräuselnd stieg Rauch aus den Schornsteinen der Häuser zum Himmel und schien geheimnisvolle Botschaften in die wirbelnden Schneewolken zu schreiben – Botschaften, die Eleanor nicht entziffern konnte. Ihre Finger bewegten sich über die kalte Fensterscheibe und zeichneten komplizierte Muster und Symbole auf die glatte Oberfläche. Sie brach in Tränen aus und lehnte den Kopf an das Kissen, das Regina in die Ecke der Liegefläche gelegt hatte.
    Während sie aus dem Fenster schaute, veränderte sich die Landschaft vor ihrem inneren Auge auf dramatische Weise. Ähnlich wie zuvor Tom fühlte sie sich plötzlich nach Tel Aviv zurückversetzt. Es war Weihnachten. Sie war damals so glücklich und doch so verzweifelt gewesen, dass die Schizophrenie ihres Lebens sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. Und vielleicht war genau das an jenem Weihnachtsmorgen geschehen, als die Zukunft mit dem Mann, den sie liebte, zerstoben war. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie damals zu ihm hinuntergeblickt hatte, als sie im Flughafen mit der Rolltreppe nach oben zur Abflughalle fuhr, und wie er sich einfach umdrehte und sie im Stich ließ. In diesem Moment hatte sie ihren Tränen freien Lauf gelassen und alle Selbstbeherrschung verloren, um die sie so eisern gekämpft hatte, um ihr damaliges Leben überhaupt führen zu können. Sie hatte es für unmöglich gehalten, dass er ihr jemals so etwas antun konnte, aber er hatte es getan – mit einem einzigen Blick und wenigen Worten. Eleanor war völlig hilflos gewesen …
    Es klopfte an der Tür, und ihr Körper verkrampfte sich. Sie war nicht bereit, Tom wiederzusehen, nicht jetzt, vielleicht nie

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