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Das Geschenk: Roman

Das Geschenk: Roman

Titel: Das Geschenk: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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durcheinander laufenden Sängerknaben ging, kurz mit den gestresst dreinblickenden Aufsichtspersonen sprach und dann erfolglos versuchte, die Jungen auf sich aufmerksam zu machen. Sie sahen müde und gelangweilt aus – und nicht in der Stimmung, auf einen Erwachsenen zu hören, erst recht nicht, wenn er fremd war.
    Doch alles änderte sich abrupt, als ein mächtiger Brüller aus Roxanne hervorbrach. Die Jungen stellten sich hastig in zwei Reihen auf. Ihre Augen waren plötzlich tellergroß und voller Angst, sodass Tom den Eindruck hatte, schon ein winziger Lufthauch würde reichen, dass sie den Halt an der Schulter ihres Nebenmannes verloren und umkippten. Roxanne führte die Jungen in eine Ecke des Saals und redete mit leiser Stimme auf sie ein.
    Dann drehte sie sich zum Saal um und fragte: »Wer möchte Musik hören? Sie würden sich doch bestimmt über ein paar Lieder freuen, während Sie auf den Zug warten, nicht wahr?«
    Die Insassen des Wartesaals waren zum größten Teil Personen älteren Semesters; Tom war nicht sicher, ob einige von ihnen Roxanne noch gut genug hören konnten, obgleich es praktisch unmöglich war, sie nicht zu hören. Niemand hatte etwas gegen ein wenig Gesang einzuwenden, ganz im Gegenteil.
    Roxanne wandte sich wieder zu ihren jungen Mitstreitern um, machte mit ihnen Stimmübungen zum Aufwärmen und ließ dann ein paar Weihnachtsklassiker vortragen, die sie mit erstaunlich verhaltener Stimme begleitete, sodass sie die hellen Knabenstimmen des Kinderchors nicht übertönte oder auch nur störte.
    Max nickte anerkennend. »Die Kids sind einmalig. Und sie ist einmalig.«
    Misty ließ sich auf der Armlehne der Sitzbank nieder, auf der er saß. »Sie leitet den Chor einer der größten Baptistenkirchen Chicagos und ist dort auch als Laienpredigerin tätig. Roxanne Jordan kann Gospel und Blues singen, wie ich es noch nie gehört habe – und ich lebe in New Orleans! Jeder Fahrgast, der im selben Zug mit ihr gefahren ist, beendet die Reise als besserer Mensch. Man muss keine Wahrsagerin sein, um das zu erkennen.«
    Während die Gesangsdarbietung sich dem Ende zuneigte, führte Roxanne den Chor in einer langen Schlange aus dem Saal, wobei die Jungen Eisenbahngeräusche von sich gaben, was die Zuhörer mit begeistertem Applaus honorierten. Amtrak-Angestellte, die aus ihren Büros gekommen waren, um zu lauschen, schüttelten verwundert die Köpfe, lächelten und spendeten ebenfalls Beifall.
    Tom folgte Kristobal zur Kaffeebar. »Vielen Dank für Ihre Hilfe mit der Boa gestern Abend«, sagte Tom.
    »Oh, es war mir ein Vergnügen«, erwiderte Kristobal spöttisch; dann aber wurde sein Tonfall freundlicher. »Im Grunde fand ich es ganz lustig. Der Vater einer ehemaligen Freundin von mir war genau so ein widerlicher Zeitgenosse wie unser rechtskundiger Freund. Sie hat ihn dafür gehasst.«
    »Dann können Sie ja von Glück reden, dass Sie dieses Abenteuer nicht versäumt haben. Beinahe wäre es nämlich dazu gekommen.«
    Kristobal sah ihn an. »Was meinen Sie damit?«
    »Wie ich hörte, wollten Sie eigentlich mit einem früheren Zug fahren. Ellie hat keine Ahnung, was der Grund für diese Änderung war, nur, dass Max plötzlich andere Pläne hatte.«
    Kristobal schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe alle nötigen Arrangements für den früheren Zug getroffen, nur hat diese Idiotin im Reisebüro das falsche Datum aufgeschrieben. Sie hat uns auf den späteren Zug gebucht. Als ich auf den früheren umbuchen wollte, waren keine Schlafwagenabteile mehr frei, und Mr Powers fährt nicht Liegewagen. Niemals. Also sind wir einen Tag später eingeflogen. Ich habe Eleanor dann angerufen, um sie von der Änderung zu unterrichten. Ich sah keine Notwendigkeit, ihr den Grund dafür zu nennen. Sie war sowieso die ganze Woche in Washington gewesen.«
    »Ich dachte, es hätte irgendeine besondere Absicht dahinter gesteckt, dass wir auf einmal im gleichen Zug sitzen«, sagte Tom enttäuscht. »Ich meine, wegen unserer Vergangenheit und so weiter.«
    »Ich hatte ganz bestimmt keine Ahnung, dass Sie beide sich kennen. Und die Reisen organisiere immer ich, nicht Mr Powers.«
    »Natürlich, das macht Sinn. Nochmals vielen Dank.«
    Stets der misstrauische Reporter und niemals hundertprozentig überzeugt, suchte Tom Regina auf und bat sie unter einem Vorwand, das Ganze nachzuprüfen. Sie verschwand in irgendwelchen Büros innerhalb des Bahnhofsgebäudes und kam nach einer Weile wieder zurück. »Ich habe bei den Reservierungen

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