Das Geschenk: Roman
Die einzige Klage kam von Ralph Perkins, dem Lokführer, der sich den Vorwurf machte, nicht daran gedacht zu haben, den Zug rückwärts in den Tunnel zu setzen, als er noch über genügend Treibstoff verfügte, und jetzt wollte er seinen Posten auf keinen Fall verlassen. Roxanne und Higgins sprachen mit ihm. Higgins wies den Lokführer darauf hin, dass ja auch er, Roxanne und alle anderen nicht auf die Idee gekommen seien, dieses Manöver zu versuchen; außerdem hätte die Schneeanhäufung am Ende des Zuges diesen Versuch wahrscheinlich sowieso vereitelt, und er habe den Zug vom Ende des Tunnels ja sicher im Auge. Schließlich erklärte Ralph Perkins sich immerhin bereit, seinen Platz im Führerstand des Chief zu verlassen.
Higgins verschwieg dem Lokführer, dass er unter Umständen würde miterleben müssen, wie sein geliebter Zug von einer Riesenflutwelle Schnee unaufhaltsam in die Schlucht gespült wurde.
Tom, Eleanor, Max, Misty, Kristobal, Father Kelly und Agnes Joe arbeiteten mindestens so fleißig wie die Zugbesatzung. Sie schoben und drückten, zogen und schleppten, bis alle Fahrgäste sicher in den Tunnel gebracht worden waren. Agnes Joe legte die besondere Begabung an den Tag, Menschen zu motivieren und für eine sinnvolle Arbeitsteilung zu sorgen. Außerdem verfügte sie über erstaunliche Kräfte, die sie während der Evakuierung der Reisenden des Öfteren nützlich einsetzte.
Tom holte seine Skiausrüstung hervor, und Eleanor lieh sich ein Paar Skier von einer Frau, die einen Winterurlaub in Tahoe geplant hatte. Auf den Skiern transportierten Tom und Ellie größere Mengen Vorräte über den festgebackenen Schnee.
Im Tunnel wurde ein großes Lager aufgeschlagen. Tom ging umher und verschaffte sich einen Überblick, was den Stand der Dinge betraf. Die Beleuchtung ließ zu wünschen übrig, die Lebensmittelvorräte waren knapp, und es gab viel zu wenige Decken. Das größte Problem aber war die Kälte. Bei Temperaturen von weit unter null Grad Celsius, dem geringeren Sauerstoffgehalt der Luft in dieser Höhe und dem Tunnel, der wie ein Windkanal die eisigen Stürme bündelte, wurde rasch deutlich, dass die alten und die sehr jungen Fahrgäste hier nicht lange überleben konnten.
Als Tom sich dies alles durch den Kopf gehen ließ, ergab sich eine unausweichliche Schlussfolgerung für ihn. Er ging zum Schaffner, der mit dem Lokführer und Roxanne beisammen stand, und unterhielt sich eingehend mit den beiden.
Eleanor, die soeben dem letzten Fahrgast geholfen hatte, es sich so bequem wie möglich zu machen, erblickte die Gruppe bei ihrer angeregten Diskussion, näherte sich ihr und hörte, wie Roxanne zu Tom sagte: »Sie müssen das nicht tun, Tom, aber ich bewundere und liebe Sie dafür.«
»Ich gehe mit.«
Ihre Köpfe fuhren herum, und sie sahen Eleanor an.
»Kommt nicht in Frage«, widersprach Tom.
Eleanor blickte die anderen an. »Ich habe dir schließlich das Skilaufen beigebracht.«
»Ich kann nicht zulassen, dass du mich begleitest, Eleanor.«
»Ich bitte dich nicht um Erlaubnis. Wenn du dich allein auf den Weg machen willst – nur zu. Dann werde ich im Berghotel mit einer Kanne heißen Kaffees schon auf dich warten, wenn du dort auftauchst.«
Roxanne zwinkerte ihm zu. »Ich glaube, es wäre klug von Ihnen, sich mit dieser Frau zusammenzutun, anstatt Ihr Glück allein zu versuchen.«
Tom ließ den Blick von einem zum anderen schweifen und sah Eleanor schließlich fragend an. »Sollen wir es mit einem letzten gemeinsamen Job versuchen?«
»Nichts wie los.«
Während Eleanor sich bereitmachte, kam Max zu ihr und setzte sich. »Ich habe gehört, du willst mit Tom Langdon losziehen und Hilfe holen.«
»Wir versuchen es zumindest.«
»Es ist gefährlich da draußen, Eleanor. Willst du das wirklich riskieren?«
»Es ist lange her, dass ich mir einer Sache so sicher war.«
»Tom ist ein starker Kerl. Er kann das auch alleine schaffen. Er hat mir sogar erzählt, wie er mal jemanden einen Berg hinaufgeschleppt hat, während links und rechts von ihm die Kugeln einschlugen.«
Eleanor hielt beim Packen inne und blickte den Regisseur an. »Der Jemand, den er getragen hatte, war ich , Max.«
Max musterte sie einige Sekunden lang und sagte dann leise und ohne seinen üblichen, leicht spöttischen Tonfall: »Ich will dich nicht verlieren, Eleanor.«
Ellie setzte sich neben ihn, und sie umarmten einander. »Ich werde zurückkommen, und sei es aus keinem anderen Grund als dem, dieses Drehbuch zu
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