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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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betreten. Eine, die mit der unseren nichts mehr zu tun hatte.
    »Keira, stopp«, nuschelte ich. Ich konnte keinen weiteren Schritt mehr gehen, obwohl sie mich bereits mehr trug als stützte.
    »Janlan, wir haben noch nicht einmal ein Versteck gefunden. Wir können nicht anhalten, bis wir nicht wenigstens eine kleine Felsspalte gefunden haben. Lehn dich einfach auf mich.«
    Ich versuchte den Kopf zu schütteln. Ich wollte nicht weiter. Ich wollte mich hier und jetzt auf den Boden legen und schlafen. Ich fühlte mich, als wäre ich eine Woche gelaufen, ohne auch nur eine Sekunde anzuhalten. Meine Kehle brannte und der metallene Gestank von Blut reizte ununterbrochen meine Nase. Ich musste in dem spärlichen Licht nicht an mir herabsehen, um zu wissen, dass meine Kleider von Blut getränkt waren und dass sicher ein wenig davon von mir stammte. Ich versuchte genug Luft in meine Lungen zu zwingen, damit ich ein paar Worte herausbringen konnte. Die staubige Luft trug nicht gerade dazu bei, dass meine Kehle sich etwas weniger trocken anfühlte. Ich hasste die Blutsicht mit jeder Faser meines Körpers.
    »Keira ... stopp«, krächzte ich.
    Es war nicht meine Bitte, die sie zum Anhalten brachte. Eher die Tatsache, dass meine Beine einfach wegknickten und ich mit einem dumpfen, rauen Geräusch auf den erdigen Boden prallte. Sie konnte nur in die Knie gehen, um nicht selbst unkontrolliert zu stürzen. Normalerweise wäre dies ein Moment gewesen, bei dem wir uns vor Lachen den Bauch halten mussten. In Angesicht der Tatsache, dass wir blutverschmiert und sicher verletzt waren und ich eben unzählige Wesen getötet hatte, war es alles andere als lustig.
    »Janlan?«, hörte ich Keiras besorgte Frage. Ich wollte gerade antworten, als das Licht der Fackel plötzlich erlosch. Für einen Moment dachte ich den rauen Boden auch an meiner Wange zu fühlen, zusammen mit dem brennenden Schmerz einer oberflächlichen Schürfwunde. Ich musste mich geirrt haben, denn als endlich wieder Licht meine Umgebung erleuchtete, fühlte es sich an, als würde ich aus einem langen Traum erwachen. Ein Traum, den sich niemand freiwillig erträumen würde. Ich hatte mich selbst nicht wiedererkannt und die Welt, in der der Traum gespielt hatte, auch nicht. In dieser Welt hatte Magie existiert. Weiße sowohl wie die Schwarze. Und die Schwarze war es, die diese Welt zu verschlingen drohte und alles mit sich in die pechschwarze, unendliche Tiefe riss. Das Einzige, was ich noch sah, waren blutrote Augen, die auf mich niederstarrten und so eindringlich nach Blut verlangten, dass mich ein Schauer überkam. Ich starrte in sie hinein und fürchtete, dass sie mich jeden Moment auslöschen würden. Dass die bloße Macht ihres Blickes mein Wesen aufsog und mich zu etwas machten, das noch weniger war als das Biest, das mich anstarrte. Ich hasste es und ich fürchtete es. Ich wollte es genauso vernichten wie es mich. Es schien, als würden wir uns in einem unerbittlichen Kampf befinden, den schließlich nur einer von uns überleben würde. Mein Puls fing an zu rasen und ich konnte keinen Ausweg finden, während das Rot der Augen sich immer weiter um mich herum ausbreitete. Es war noch beängstigender als das Schwarz, das eben noch regiert hatte. Ein Schlag zerrte mich aus der unfreiwilligen Umarmung des Rots, das sich unaufhörlich um mich wickelte, als wollte es mir die Luft aus den Lungen pressen.
    »Janlan!«, schrie Keira mich so laut an, wie sie es in der beengenden Dunkelheit des Tunnels wagte.
    Ich war ohnmächtig geworden. Da war kein Traum gewesen, aus dem ich erwacht war. Das war ein Wunsch gewesen, der viel zu schnell einem wirklichen Traum Platz gemacht hatte.
    »Gottverdammt! Kippst du jetzt jedes Mal aus den Latschen, wenn du in der Blutsicht warst? Das ist nicht hilfreich.«
    Trockener Humor um die Situation aufzulockern. Normalerweise ein erfolgreiches Mittel. Doch war mein Leben einfach nicht mehr normal. Ich versuchte mich aufzusetzen und an Keiras Gesicht abzulesen, wie besorgt oder sauer sie wirklich war. Ich hätte es vielleicht sehen können, wenn ich meine Muskeln auch wirklich dazu gebracht hätte, meinen Befehlen zu folgen. Aber sie weigerten sich hartnäckig. Das Einzige, was ich an mir noch unter Kontrolle hatte, waren meine Finger. Zu mehr reichte es nicht. Alles andere fühlte sich einfach taub an. Es kribbelte nicht einmal mehr. Meine Gliedmaßen waren wie tot.
    »Schlaf«, war alles, was noch über meine Lippen kam, bevor ich wieder zur

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