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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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einzusehen, dass wir tatsächlich Gefangene waren. Wir hatten keine Wahl mehr und mussten uns fügen, egal was kam. Keira stützte mich und achtete dabei sorgsam darauf, nicht an meine Hand zu stoßen. Das Tempelinnere war ein großer Raum, von dem an jeder Seite eine Tür wegführte. Ich konnte nicht ausmachen, welche Ausmaße die Nebengebäude hatten, da sie von einer schwummrigen Dunkelheit verschlungen wurden. Die Decke war so hoch, dass sie nur zu erahnen war. Der Boden war aus demselben Stein wie die Wände, nur war er hier poliert, sodass sich alles darin spiegelte. Der Raum, oder eigentlich eher die Halle, war leer, bis auf diesen einen Stuhl ganz am Ende. Mein Magen zog sich zusammen, als ich die Umrisse einer Person ausmachte, die in ihm saß. Je näher wir kamen, umso größer wurde mein Drang wegzurennen. Jede Faser meines Körpers war auf Flucht eingestellt, aber das war unmöglich. Hinter uns baute sich eine undurchdringliche Wand aus Erdwesen auf. Ich wandte mich schnell an Keira und sah sie eindringlich an.
    »Sicher?«, nur Keira konnte aus diesem einen Wort schließen, was ich meinte. Sie verstand, dass ich nach dem Seelentropfen fragte und ob sie ihn sicher versteckt hatte. Sie nickte kurz. Uns war beiden klar, dass sich hier alles entscheiden würde. Jeder Schritt kostete mich Überwindung und dennoch gelang es mir nicht, einfach stehen zu bleiben. Ich wurde von dem Mann angezogen, der mit jedem Schritt deutlicher wurde. Seine wirkliche Gestalt war noch anziehender als seine Statue. Ich wusste, diese Anziehung würde verschwinden, sobald seine Augen ihn verrieten, aber dafür waren wir noch zu weit entfernt. Noch war er einfach nur der attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte. Es dauerte weitere sechs Minuten, bis wir vor dem Stuhl standen, der sich als protziger Thron entpuppte.
    Der Mann, der bis eben still gesessen hatte, als wäre er auch nur eine Statue, erhob sich und breitete einladend die Arme aus. Als mich seine Augen trafen, durchzuckte mich mit solcher Wucht die Abscheu, die er in mir auslöste, dass ich für einen Moment benommen da stand.
    Ein breites, zufriedenes Grinsen erschien auf dem perfekten Gesicht. Jetzt, da ich vor der realen Person stand, konnte ich die Farbe seiner Augen und Haare sehen. Die Haare waren schwarz und die Augen von einem stechenden Grün.
    »Willkommen, Janlan Alverra.«
    Er trat auf mich zu und erneut durchzuckte mich die Wucht seines Blickes. Ich wollte einen Schritt zurücktreten, aber die spitze Kralle in meinem Rücken gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass mir das nicht gestattet war. Ich musste bleiben, wo ich war und das war genau vor dem Meister.
    »Janlan Alverra«, sagte er erneut und in seiner Stimme erklang etwas, das mich mehr erschreckte, als alles, was ich je erlebt hatte. Ich hoffte, dass es die bloße Einbildung meiner gereizten Nerven war.
    Er trat noch einen Schritt auf mich zu und schien Keira nicht einmal zu bemerken. Sein Gesicht war jetzt so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Ich erstarrte, als mir jetzt erst bewusst wurde, dass ich seinen Atem auch auf meiner Brust, meinen Armen und meinem Bauch fühlte. Ich war nie dazu gekommen, mir ein neues Oberteil anzuziehen. Ich erstarrte zu einer Salzsäule, als ich den Blick des Meisters auf jedem Zentimeter meines Körpers spürte. In seinen Augen stand eine Gier, die ich nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Meine Nerven hatten mich nicht getäuscht. Er trat noch näher an mich heran und nun spürte ich seine harten Muskeln, die sich unter seiner einfachen Kleidung abzeichneten. Sein Gesicht lag an meinem und die Berührung brannte wie Feuer. Er sog hörbar meinen Duft ein und entließ dann ein verlangendes Stöhnen aus seiner Kehle. Aus den Augenwinkeln sah ich Keiras gequältes Gesicht und ihren angespannten Körper. Sie wollte sich auf ihn stürzen, aber etwas hielt sie davon ab. Ich versuchte, sie am Rande meines Sichtfelds schärfer zu sehen. Es war fast unmöglich und so anstrengend, dass meine Augen anfingen zu schmerzen. Doch dann erkannte ich, was sie festhielt und ich wünschte mir fast, ich würde es nicht. Steinerne Krallen gruben sich in ihre Arme und hielten sie zurück. Blut strömte aus den Wunden und breitete sich allmählich auf dem Boden aus. Meine Aufmerksamkeit wurde brutal zurück verlangt, als der brennende Schmerz von meinem Gesicht in einer dünnen Linie an meinem Hals hinabführte, über mein Schlüsselbein und bis zu meinem

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