Das geschwaerzte Medaillon
verstehe nicht?«, gab sie kleinlaut zu. »Der Meister hat Craig und, wie es aussieht, leider auch deinen Großvater, aber was ...?«
Tränen stiegen in meine Augen, als ich aussprechen musste, was mich in die Ohnmacht getrieben hatte.
»Es sind Menschen. Sie sind Menschen. Ich habe unschuldige Menschen einfach abgeschlachtet ...«
Ich konnte mich nicht gegen die Tränen wehren, die sich gewaltsam aus meinen Augenwinkeln kämpften und sich ihre Wege über meine Wangen bahnten.
»Aus ihnen wird, was du getötet hast«, zitierte ich leise. »Ich habe diese Wesen getötet. Aber es waren keine Wesen. Es waren Menschen. Verstehst du? Menschen. Ich bin eine Mörderin! Und der Meister will aus Craig auch eines machen. Eine dieser unheimlichen Kreaturen, die nach außen nicht mehr aussehen wie Menschen, aber sie sind es!«
»Janlan ...«, flüsterte Keira, als sie mich Trost spendend in den Arm nahm. Meine unzähligen Verletzungen taten bei dieser engen Umarmung weh, aber es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich im Herzen spürte. Die Schuld erdrückte mich. Ich wusste nicht einmal, wie viele ich ermordet hatte und dieses Unwissen machte es noch schlimmer.
»Du hast es nicht gewusst. Und ich denke nicht, dass es noch Menschen sind. Sie waren es vielleicht mal. Aber jetzt nicht mehr. Sie haben keinen freien Willen mehr. Ihr Geist, wenn sie so etwas überhaupt noch besitzen, wird von diesem Meister gesteuert. Und du kannst sie in der Seelensicht nicht sehen, oder? Wenn sie Menschen wären, dann hätten sie doch Seelen, die du sehen könntest. War da was? Hast du auch nur eine einzige Seelenenergie gesehen?«
Ich wusste, dass sie mich nur beruhigen wollte. Einen Teil der Last wegnehmen, die ich mir selbst auferlegte.
»Ich weiß es nicht«, gestand ich. »Ich war nicht in der Seelensicht. Dieser Zustand, in dem ich war. Das war etwas anderes. Es war ähnlich oder zumindest funktioniert es wohl ähnlich, aber ich weiß es nicht. Da hätten Seelen sein können. Ich hätte es nicht bemerkt. Ich konnte auch deine Seelenenergie nicht von ihren unterscheiden. Er will Craig zu einen von ihnen machen, wenn ich ihm mich und das Amulett nicht ausliefere. Keira -«
Ich konnte nicht weiter reden. Verzweiflung und Schuld schüttelten meinen Körper und Tränen erstickten meine Stimme.
»Schhh...«, sagte Keira immer wieder. Sie ließ mich nicht los. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte und ich glaubte auch nicht, dass ich in der Lage gewesen wäre, ihren Worten wirklich zuzuhören. Ich ergab mich in meine erdrückenden Gefühle und ließ zu, dass sie an meiner Seite blieb. Ich wusste nicht wann, aber irgendwann hatte ich einfach aufgehört zu weinen und aus dem Fenster gestarrt, bis ich schließlich einschlief.
Es war eine quälende Nacht. Seelen tauchten vor meinen Augen auf und beschuldigten mich, sie getötet anstatt gerettet zu haben. Craig verwandelte sich immer wieder vor meinen Augen in einen lebenden Felsen und dann ragte jedes Mal plötzlich einer meiner Dolche aus seiner Brust und sein Blut klebte an meinen Händen. Jedes Mal warf er mir einen entsetzten Blick zu und flüsterte: »Erkennst du mich nicht mehr? Ich bin es. Ich liebe dich«, dann schlug er tot auf dem Boden auf.
Zwiespalt
»Amalen!«, rief ich aus und erwachte mit einem Ruck aus meinen Albträumen.
»Alles okay?«, erklang Keiras verschlafene Stimme.
Verwirrt sah ich mich nach ihr um. Ich hatte nicht erwartet, dass sie in meinem Zimmer war. Ich blinzelte mehrmals und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Ich entdeckte Keira zusammengerollt auf einem Sessel in der Ecke des Raumes.
»Du hast einen Sessel hier rein getragen?«, fragte ich sie ungläubig. Sie zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema.
»Was hast du eben gesagt?«
»Amalen. Ich will zurück nach Amalen.«
»Warum?«
Ihre Stimme klang nun misstrauisch, als vermutete sie, dass ich bereits etwas im Schilde führte, dem sie nicht zustimmen würde.
»Vielleicht hat der Meister mehr zurückgelassen. Vielleicht finde ich etwas im Zimmer meines Großvaters. Vielleicht -«
Ich brach ab. Ich wusste selbst nicht so genau, was ich dort erwartete zu finden.
»Ich denke nicht, dass wir nach Amalen zurück sollten. Dort wird er dich erwarten.«
In der Dunkelheit hatte ich Schwierigkeiten Keiras Gesichtszüge auszumachen, aber ich war mir sicher, dass ich die Berechnung der Schützerin gesehen hätte.
»Wir können nicht zurück. Sie werden ohnehin
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