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Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Titel: Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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unter.
    Das Licht (Yang) des Tages schwindet und die Dunkelheit (Yin) bricht an.
    Der Rückzug und die Dunkelheit werden im Winter und in der tiefen Nacht noch stärker werden, das Yin wird unweigerlich weiter zunehmen. Aber noch befindet es sich im Anfangsstadium und eben deshalb wird es »junges Yin« genannt.
    Während also mit den Wandlungsphasen Holz und Feuer Begriffe wie Ausdehnung und Außenorientierung bzw. Maximum verbunden sind und die Wandlungsphase Erde die Mitte symbolisiert und eine gewisse Sonderstellung einnimmt, steht die Wandlungsphase Metall für zurückweichende Aktivität und abnehmende Dynamik.
    SAMMLUNG UND ERNEUERUNG
    Während wir dazu neigen, den Herbst mit negativen Begriffen wie Rückzug oder Absterben in Verbindung zu bringen, sieht die chinesische Philosophie hier die Zeit der Sammlung, der Regeneration und der Erneuerung. Der Unterschied in der Betrachtungsweise liegt an unserem Yanglastigen Denken, das dazu neigt, im Yin v. a. den Mangel an Yang zu sehen oder die Yin-Anteile zu ignorieren. Doch damit liegen wir falsch. Dazu ein Beispiel: Wer einen Vortrag zu halten hat, der beginnt ihn nicht im Yang (beim Sprechen), sondern im Yin (in der Vorbereitung). Hierzu muss er erst sein Wissen zusammentragen, über das Thema nachdenken, eine Struktur für sein Referat erzeugen. Unterlässt er dies, so helfen ihm auch ausgeprägte rhetorische (Yang-)Fähigkeiten nicht, Wissenslücken und Strukturlosigkeit zu verbergen. Das Yang kann nur nach außen bringen, was vorher im Yin vorbereitet worden ist.
    So ergeht es auch der Natur: Keimen, Austreiben und schließlich Blühen sind nicht möglich ohne Blätterfall und Keimruhe in Herbst und Winter. Daher ist der Funktionskreis Lunge mit Wachstum und der Entstehung einer Ordnung assoziiert.

    Sammle deinen Geist und dein Qi und nutze die Ausgewogenheit des Herbst-Qi. Richte dein Streben nicht nach außen und lasse dein Lungen-Qi klar werden.
    Innerer Klassiker des Gelben Kaisers (Kap. 2)

    Der Rückzug nach innen und die Sammlung körperlicher, geistiger und seelischer Kräfte entspricht chinesischem und insbesondere daoistischem Verständnis von einer inneren Einkehr. Wie die Natur im Herbst kehren wir in dieser stillen Innerlichkeit zur Wurzel unseres Lebens, zum Dao, zurück.
    PATIENTENGESCHICHTE
    Frau P. ist 36 Jahre alt, geschieden und hat zwei Kinder. Seit dem Tod ihrer Mutter ist die Neurodermitis wieder aufgebrochen, die sie schon in der Kinder- und Jugendzeit hatte.
    Zwischendurch war es viele Jahre besser gewesen. Das waren die »glücklichen Jahre« mit Partnerschaft, Schwangerschaften und Hausbau. Dann ging die Ehe in die Brüche.
    Als die Mutter schließlich an Krebs erkrankte und starb, verschlechterte sich die Haut wieder. Der Zusammenhang mit der Seele war unübersehbar.
    Eine neue Partnerschaft ist Frau P. noch nicht eingegangen. Die Männer seien so bequem, sie hätte höhere Ansprüche. Außerdem habe sie auch gar keine Zeit. Sie musste halbtags im Büro arbeiten, weil der Ex-Mann so wenig Unterhalt zahlte. Nachmittags schleppte sie ihre Kinder ins Ballett, in den Sportverein und in die Malschule. Die Förderung der Kinder war ihr sehr wichtig. Zwar bereiteten ihr die beiden, 9 und 7 Jahre alt, viel Freude, aber die Verantwortung empfand Frau P. als große Last. Sie wollte eine perfekte Mutter sein, die gleichzeitig den Vater ersetzte, der sich kaum blicken ließ.
    Medizinisch hatte sie alles versucht: Hautärzte, Homöopathie, Colon-Hydro-Therapie, Bioresonanz und Diäten. Nichts hatte wirklich geholfen. Lediglich das Weglassen von Zucker, Alkohol und Kaffee beruhigte die Haut etwas. Doch abends, wenn sie Zeit hatte, kam der Appetit auf ungesunde Sachen durch. Dabei war Frau P. gertenschlank. Trotz der aufgekratzten Haut war sie hübsch. Sie wirkte anlehnungsbedürftig und gleichzeitig unnahbar.
    In unserem Gespräch merkte ich, wie sehr das Thema »Schuld« in ihr nagte. Sie wollte irgendwie büßen, um aus der Krankheit heauszukommen. Als ich ihr erklärte, dass das Schuldbewusstsein nicht die Ursache, sondern die Folge der Neurodermitis sei, wirkte sie sehr ablehnend.
    In solchen Fällen hilft manchmal ein »Theorieblock«. Ich erklärte ihr den Zusammenhang zwischen dem Funktionskreis Lunge, emotionaler Flexibilität, der Überwindung alter Verletzungen und der Haut als Schutzmembran für die Seele. Als ich davon sprach, dass Verletzlichkeit nicht nur negativ gesehen werden dürfe und dass die Kehrseite der Medaille eben

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