Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

uns angeschlagen.
    Wir sind nicht mehr so leistungsfähig und werden vielleicht anfälliger für eine Grippe.
    Auch die psychische Stabilität lässt nach.
    Dinge, die uns vorher gar nicht gestört hätten, zerren nun an unseren Nerven. Rhythmen zu wahren ist also eine Voraussetzung für die Erhaltung körperlicher, seelischer und geistiger Gesundheit.
    ATEM UND QI
    Der Innere Klassiker des Gelben Kaisers (Kap. 9) sagt: »Die Lunge ist der Ursprungsort des Qi.« Wie wir schon gesehen haben, steht das Qi in engem Zusammenhang mit dem Atem. Beim Einatmen nehmen wir frisches Qi auf, beim Ausatmen geben wir verbrauchtes Qi ab. So nähren wir unsere Lebensenergie, ohne die wir nicht existieren könnten.
    Dieser Wechsel von Ein- und Ausatmen ist ebenfalls ein essenzieller Lebensrhythmus.
    Umso erstaunlicher ist es, wie wenig wir uns unserer Atmung bewusst sind und wie selten wir über sie reflektieren. Eigentlich schenken wir der Atmung und der Lunge nur Beachtung, wenn sie aus dem Gleichgewicht geraten sind und etwas nicht mehr stimmt. Aber der Funktionskreis Lunge – und damit auch die Atmung – stellt in unserem Organismus eine ordnende Kraft dar, die für unsere Gesundheit sehr wichtig ist.
    In China wird dieses Wissen seit alters genutzt. Die Harmonisierung des Atems im Rahmen von Qigong-Übungen (siehe auch > ) beispielsweise stärkt den gesamten Organismus. Daher setzt die TCM Atemübungen als Heilmethode ein.
    Eine ruhige Atmung fördert auch unser psychisches Wohlbefinden. Sie können gut an sich selbst beobachten, wie sich Ihre Atmung in angespannten emotionalen Situationen verändert, Sie atmen flacher und schneller. Bei einem großen Schreck kann Ihr Atem sogar stocken. Die Luft bleibt Ihnen weg. Umgekehrt können Sie aufgewühlte Emotionen selbst besänftigen, wenn Sie bewusst tief und ruhig atmen. Daher kommt der Rat, bei Schwierigkeiten oder Ärger erst einmal tief durchzuatmen, bevor man aktiv wird.
    Wer über längere Zeit hinweg Qigong übt, macht vordergründig Bewegungsübungen.
    Im Hintergrund rhythmisiert er jedoch seine Atmung und fühlt sich dann emotional und psychisch ausgeglichener. Die chinesischen Therapien greifen eben immer auf mehreren Ebenen. Und das ist das Schöne an ihnen.
    info
    Aufgaben der Lunge
    Der Funktionskreis Lunge ist für die Regeneration des Yin und alle regelmäßig ablaufenden Prozesse wie Herzschlag und Atmung zuständig.
    Was von außen auf uns zukommt und von der Milz aufgenommen wurde, wird auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene an der richtigen Stelle platziert.
    Außerdem verfügt der Funktionskreis Lunge über die Fähigkeit, Atmosphärisches wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Sein Resonanzorgan ist die Haut, seine Yin-Seite entspricht unserer Sensitivität. Als Wahrnehmungsorgan übernimmt die Lunge auch wichtige Aufgaben im Hinblick auf das Immunsystem.
    YIN TANKEN
    Ständig angespannt zu sein schadet uns. Denn nur in Ruhephasen reichert der Funktionskreis Lunge unser Yin wieder an. Das macht die Entspannung zu einer gesundheitlichen Notwendigkeit. Zwar machen wir in unserem Kulturkreis nach der Arbeit alles Mögliche, um zu »entspannen«. Doch diese Tätigkeiten sind vielfach eher Ablenkungen vom Arbeitsstress als tatsächlich regenerative Aktivitäten. Wer z. B. in die Disco geht, schaltet natürlich in gewisser Weise vom Tagesgeschehen ab. Doch gleichzeitig putscht er sich noch mehr auf.
    Nicht viel anders ist es beim Fernsehen. Mehr zur Ruhe kommen wir dagegen bei einem Abendspaziergang, bei dem wir ein bisschen frische Luft tanken. Oder bei einem gemütlichen Beisammensein mit der Familie oder mit Freunden.
    Die Chinesen haben eine eigene Kultur der Entspannung entwickelt. Zum einen haben sie dazu hilfreiche Methoden ausgearbeitet, etwa die Qigong-Übungen oder auch das Taijiquan.
    Zum anderen legen sie im Alltag immer mal wieder spontan eine kleine Pause ein. Ihnen genügt ein Minutenschläfchen untertags und schon sind sie wieder fit. Würden wir uns diese Fähigkeit auch aneignen, wäre das eine hervorragende Hilfe für den Funktionskreis Lunge.
    RHYTHMUS UND RESONANZ
    Wir haben gesehen, dass der Funktionskreis Lunge das Yin anreichert und sich dabei auf Rhythmen stützt. Diesen Zusammenhang möchte ich Ihnen an einem Beispiel deutlich machen, das zusätzlich eine weitere Qualität der Lunge aufzeigt, nämlich ihre Resonanzfähigkeit. Mit dieser Fähigkeit nehmen wir nichtstoffliche Einflüsse wahr, überprüfen ihre Qualität und können