Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
und Haut kennen wir aus unserer Alltagssprache gut. Wenn uns etwas berührt, sagen wir, es geht uns unter die Haut. Oder empfindlichen Menschen raten wir, sich doch eine dickere Haut zuzulegen. Wer kaum mehr etwas an sich heranlässt, hat gar eine Elefantenhaut. All diese unterschiedlichen Stufen der Empfänglichkeit für äußere Einflüsse haben ihre Wurzel im Funktionskreis Lunge.
Schlagfertige Abwehr
Die Fähigkeit, intuitiv negative Einflüsse wahrzunehmen, ist ein ganz wichtiger Faktor bei der Abwehr von Krankheitserregern.
Beim Computer sorgt der Spamfilter dafür, dass nicht alles ungeschützt auf die Festplatte kommt, was von außen eindringt. Genauso muss unser Organismus entscheiden, was er hereinlässt und was er ausgrenzen möchte, und das gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Funktionskreises Lunge. Zum einen muss er präsent sein und Gespür dafür haben, wann Abwehr angezeigt ist. Zum anderen muss er gegebenenfalls eine effektive Abwehr vornehmen.
Auch hier spielt die Haut eine Rolle, denn sie bildet die Oberfläche unseres Körpers und somit die Grenze zwischen unserem Organismus und der Außenwelt. Auf die Haut treffen äußere Einflüsse oder auch Krankheitserreger zuerst auf. Gleichzeitig stellt sie als Aufenthaltsort der Wehrenergie oder des Abwehr-Qi unseren Schutzschirm dar.
Da der Funktionskreis Lunge unsere Verteidigungsstrukturen steuert, steht er in enger Beziehung zum Immunsystem. Seine Yin-Seite ist für die Ressourcen an innerer Widerstandskraft verantwortlich, seine Yang-Seite für das Abwehr-Qi.
So wie beim Umgang mit der beleidigenden Bemerkung können wir auch beim Abwehr-Qi von Schlagfertigkeit sprechen. Denn die Kraft des Immunsystems, sich zu verteidigen, ist für die TCM nichts anderes als Schlagfertigkeit.
Im Akutfall muss auch unser Organismus realisieren, dass ihm da jemand – ein Erreger – etwas Böses will. Je schneller er das tut, desto schneller kann er sich wehren und kommt davon. In China trinkt man übrigens Ingwertee, um Reaktionsfreudigkeit und Präsenz des Immunsystems zu stärken.
Rechtzeitige Abwehr
Diese Erfahrung haben wir alle schon gemacht: Sie merken, Sie bekommen eine Erkältung. Also gehen Sie ins Bett, trinken Lindenblütentee und schwitzen ordentlich. Infolgedessen bleibt die Erkältung aus. Die effektive Gegenwehr auf der Ebene von Haut und Schleimhaut hat zu schnellem Handeln und damit zum Erfolg geführt.
Umgekehrt ist es so, dass das gleiche Verhalten, das in einer frühen Phase schnell hilft, in einer späteren Phase negative Auswirkungen hat. Nehmen wir das Schwitzen in der Sauna als Beispiel. Wer im Frühstadium einer Erkältung in die Sauna geht, kann gesünder und frischer wieder nach Hause gehen. Wer sich aber mit einem verschleppten Infekt in die Sauna begibt, könnte schwere Kreislaufprobleme bekommen. Der Grund dafür ist das Schwitzen, das die Oberfläche öffnet und die Verletzlichkeit verstärkt.
Warum ist das so? Aktive Gegenwehr – wie Schwitzen und Öffnen der Oberfläche – muss rechtzeitig erfolgen, um wirksam zu sein.
Ansonsten ist es, wie wenn Ihnen eine schlagfertige Bemerkung einfällt, aber Stunden zu spät. Was nützt es Ihnen, wenn Sie sich damit quälen, was Sie einem Menschen in einer bestimmten Situation gestern hätten sagen sollen? Es ist zu spät und damit wird der abwehrende Gedanke zur Qual.
STÖRUNGEN IM FUNKTIONSKREIS LUNGE
Die TCM bezeichnet den Funktionskreis Lunge als »Kühlsystem«, das sowohl für Schutz- als auch für Regenerationsmaßnahmen zuständig ist. Außerdem hat der Funktionskreis einen besonderen Bezug zu Haut und Schleimhäuten, für deren Befeuchtung er zuständig ist. Trockene Haut, empfindliche Schleimhäute oder auch als Folge davon wiederkehrende Entzündungen weisen allesamt auf Störungen in diesem Funktionskreis hin.
Bleiben im Anschluss an Infekte kleine Restbeschwerden zurück, so sind diese häufig die Quelle für Rückfälle und chronische Entwicklungen (siehe dazu auch Kapitel 2). Daher achtet die TCM sehr darauf, dass sich die Nasenschleimhäute, die Stimme oder auch das Scheidenmilieu wieder normalisieren.
Sollte das nicht spontan gelingen, unterstützt sie den Heilungsverlauf durch gezielte Therapiemaßnahmen, aber auch durch Ruhe und regelmäßige Lebensführung.
Auf psychischer Ebene kommt dem Symptom der inneren Unruhe große Bedeutung zu. Es signalisiert »Resthitze«, die den Organismus belastet und seine Regenerationskräfte beeinträchtigt. Störungen
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