Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Sauerstoffisotopenverhältnisse. Dasselbe Verhältnis findet sich dann in den Zähnen und Knochen eines Menschen, der in der jeweiligen Gegend aufgewachsen ist.«
Frank blickte Neva an und grinste.
»Ich weiß«, sagte Neva. »Mike redet genauso – nur geht es bei ihm um Gesteine. Wussten Sie, dass man denselben verdammten Test auch dazu benutzen kann, um die Herkunft von Steinen festzustellen? Wer hätte das gedacht?«
Dianes Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Grimasse und Lächeln. »Schauen wir einmal, was wir da haben.« Sie musterte die Daten auf ihrem Computermonitor. »Weiblich. Das ist schon einmal gut. 1,52 Meter groß, das habe ich in etwa geschätzt. Eine Weiße, das war zu erwarten. Okay, also das ist jetzt interessant – gut, dass ich das Ganze mit anderen Tests abgleiche.«
»Noch etwas Interessantes?«, fragte Neva.
»Sie stammt aus dem Mittelmeerraum. Ich hätte auf England getippt.« Diane dachte einen Augenblick nach. »Ich wette, sie ist eine Römerin.«
»Eine Römerin?«, fragte Neva erstaunt.
»Ich muss noch auf die anderen Tests warten, vor allem die Datierung der Knochen, aber das wäre durchaus möglich. Die Römer waren längere Zeit in England. Ich glaube nicht, dass Mr. Rose so etwas erwartet hat.« Diane liebte das Unerwartete – wenigstens wenn es um Knochen ging. Im Museum war das etwas ganz anderes.
»Interessant«, sagte Frank. »Eine junge Römerin, die mit einem Schwert erstochen wurde. Ich frage mich, welche Geschichte dahintersteckt.«
»Haben Sie Ihre Zeichnung schon beendet?«, fragte Diane Neva.
»Ich hatte gerade das Computergesicht fertig, als wir das Gebäude verlassen mussten. Jetzt versuche ich daraus etwas Lebendiges zu machen.« Sie ging hinüber zum Esstisch, holte das Bild, an dem sie gerade arbeitete, und reichte es Diane. »Ich wusste nicht, was ich mit ihrem Haar machen sollte, deshalb machte ich es dunkel und lang. Wenn sie tatsächlich eine Römerin sein sollte, schaue ich nach, wie diese ihr Haar trugen.«
Diane schaute auf das herzförmige Gesicht eines jungen Mädchens mit weit auseinanderliegenden Augen und einer kleinen geraden Nase. Sie sah wirklich jung aus.
»Habe ich Sie richtig verstanden, dass sie mit einem Schwert getötet wurde?«, fragte Neva.
»Einem ziemlich großen Schwert.«
Neva verzog das Gesicht. »Nun, lautete die Geschichte nicht, dass sie von ihrem Mann in die Höhle gelockt und dann mit dem Schwert getötet wurde? Wenigstens dieser Teil stimmt also.«
»Das ist Charlotte Hawkins’ Version. John Rose erzählte die Geschichte anders. Danach wurde sie von dem Freund der Jungfrau getötet, die sie in eine Salzsäule verwandelt hatte.«
»Also war sie entweder die gute Hexe des Nordens oder die böse Hexe des Ostens«, sagte Neva.
Diane schüttelte den Kopf. »Sie war so ein zierliches Geschöpf. Ich kann sie mir nicht als Bedrohung für irgendjemanden vorstellen. Ihre Knochen zeigen, dass sie auch nicht sehr muskulös war. Und der Angriff kam ja auch von hinten.«
»Glauben Sie, dass sie sie als Hexe bezeichneten, um einen Mord zu vertuschen?«, fragte Neva.
»Im Moment kann ich noch gar nichts sagen. Ich weiß ja nicht einmal, ob sie tatsächlich aus dieser Höhle stammt.«
»Sie werden also nicht sagen können, ob sie tatsächlich eine Hexe war?«, fragte Neva.
»Nun, es gibt meines Wissens keine Knochenmerkmale, die darauf hinweisen, dass eine Person eine Hexe ist – also nein, das werde ich nicht sagen können«, sagte Diane mit einem Lächeln.
Aber Neva blieb hartnäckig. »Aber ihr Körper wurde doch erst nach Hunderten von Jahren gefunden, nicht wahr? Also brauchten die Mörder gar keine Geschichte.«
»Wir werden wahrscheinlich niemals wissen, was wirklich vorgefallen ist«, sagte Diane. »Aber wir werden doch einige Dinge über sie erfahren. Zumindest die Körpergröße ihres Mörders.« Sie gab Neva die Zeichnung zurück. »Gute Arbeit. Ich bin schon gespannt darauf, was Gregory und Mr. Rose zu Ihren Abbildungen sagen werden.«
Plötzlich klopfte es. Bevor Frank noch etwas sagen konnte, stiegen David und Garnett ins Wohnmobil.
»Wissen Sie, ob sie schon etwas gefunden haben?«, fragte Diane.
Garnett schüttelte den Kopf. »Nichts bisher. Ich glaube auch nicht, dass da etwas ist. Und ich bin sicher, dass Sie mit Emery auf der völlig falschen Fährte sind. Ich verwette ein Monatsgehalt, dass er morgen Nacht keine Beweisspuren stehlen wird, und ich glaube auch nicht, dass er irgendetwas mit
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