Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Fingern über die Oberfläche des Gesteins. Dieses schien eigentlich zu hart, als dass es von etwas saurem Grundwasser aufgelöst werden könnte. Und doch war genau das geschehen, und dies war das eigentliche Wunder. Langsam fließendes, leicht säurehaltiges Wasser hatte lange, bevor es den Menschen gab, diesen gewundenen Gang durch den Kalkstein ausgewaschen. Diane hob eine Hand über den Kopf und hielt einen Moment still. Es gab hier keinerlei Luftbewegung.
Sie entschied sich, dem Gang weiter zu folgen, obwohl sie allein war. Wenn sie auf dem Hauptweg blieb und sich in keine Labyrinthe hineinwagte, würde es schon gut gehen.
Sie spürte immer noch das Adrenalin von dem glimpflich abgelaufenen Beinahesturz in ihren Adern. Ihre Sinne waren deshalb aufs äußerste geschärft, und sie achtete genau auf den Weg und den Zustand des Gesteins.
An der ersten leichten Biegung hielt sie an und drehte sich um, um sich noch einmal den Weg einzuprägen, den sie gerade zurückgelegt hatte. Sie hatte diese Gewohnheit angenommen, damit sie die einzelnen Abschnitte einer Höhle von jeder Richtung aus erkannte. Auf diese Weise konnte sie sich nicht so leicht verirren und musste dann auch nicht von anderen gerettet werden.
Diane wusste, dass sie eigentlich umkehren sollte, solange sie noch den Schein von Nevas Lampe sehen konnte. Wenn sie um diese Kurve bog, wäre die Kammer endgültig außer Sicht. Sie hatte die Wahl: Vorsicht oder Abenteuer? Sie wählte einen Mittelweg und nahm über ihr Walkie-Talkie Kontakt zu Neva auf.
»Ich folge diesem Gang noch ein Stück.«
»Meinen Sie wirklich, dass Sie das ganz allein tun sollten?«, fragte Neva besorgt zurück.
Diane hatte Neva eingeschärft, niemals allein eine Höhle zu begehen oder einen längeren Höhlenabschnitt zu erkunden.
»Ich gehe nur bis zum Ende dieses Ganges hier. Auf keinen Fall weiter. Sie bleiben in der Kammer, bis Mike und MacGregor zurück sind. Und melden Sie sich ab und zu bei mir!«
»Mache ich.«
Diane leuchtete mit ihrer Lampe vor bis zur nächsten Biegung. Sie holte ihren Entfernungsmesser heraus, fast genau fünf Meter bis dahin. Es schien sich hier wirklich um einen langen, windungsreichen Höhlentunnel zu handeln.
Auf dem Boden dieses gewundenen Ganges fand sie keine Gegenstände, die der Höhlentote verloren haben könnte. Nichts. Nicht einmal Fußspuren. Das erschien ihr seltsam. Trotz des Staubs, der sich seitdem auf dem Höhlenboden angesammelt hatte, hätte man doch eigentlich noch schwache Spuren erkennen müssen. Vielleicht waren sie durch heruntergefallenes Gestein überdeckt worden. Viele Stellen sahen regelrecht geschottert aus. Sie drehte sich um. Tatsächlich waren ihre Fußspuren in dem getrockneten Schlamm, der an vielen Stellen den Boden bedeckte, kaum zu erkennen. An den Stellen, an denen der nackte Fels zutage trat, gab es überhaupt keine Abdrücke. Okay, vielleicht war das Fehlen aller Spuren des Höhlentoten gar nicht so seltsam, interessant war es allemal.
Was hatte ihr Mike über mäandrierende Höhlenflüsse erzählt? Fließendes Wasser hinterließ auf der Innenseite von Biegungen mehr Schlamm, weil es dort etwas verlangsamt wurde. Sie ging in einer solchen Biegung des Höhlenganges in die Hocke und untersuchte die dicke Schicht aus altem Schlamm, die dort abgelagert worden war. Auch hier waren zwar keine Fußspuren zu entdecken, aber bei genauerem Hinsehen meinte sie, wellenförmige Wischspuren und Streifen bemerken zu können, als ob jemand etwas über den Boden geschleift hätte. Allerdings waren diese Spuren so schwach, dass sie auch ein Produkt ihrer Fantasie sein konnten. Sie holte ihre Kamera aus dem Rucksack und machte ein paar Aufnahmen. Schaden konnte es ja nicht.
Sie stand wieder auf und wollte gerade weitergehen, als das Licht ihrer Lampe von irgendetwas reflektiert wurde, das sich in einem schmalen Schlitz zwischen zwei großen Felsbrocken befand. Sie ging erneut in die Hocke, um dieses Glitzern näher zu untersuchen. Es war silberfarben, winzig und hatte das glatte, gerundete, glänzende Aussehen eines von Menschen hergestellten Gegenstands. Sie wischte den getrockneten Schlamm weg, der es umgab, woraufhin etwas zu erkennen war, das irgendwie einer dicken Drahtschlaufe oder -öse glich. Sie versuchte es mit Daumen und Zeigefinger zu fassen und herauszuziehen, aber es steckte augenscheinlich fest. Vielleicht hängt es an etwas Größerem, das von den Felsen festgehalten wird .
Diane grub mit dem Finger zwischen
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