Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
den Gesteinsbrocken und fühlte plötzlich eine abgerundete Kante. Ein Knopf? Hatte er sich zwischen den Felsbrocken verfangen, als jemand versucht hatte, die Fußspuren im Trockenschlamm des Ganges zu verwischen?
Ihre Anstrengungen hatten den seltsamen Gegenstand teilweise freigelegt. Wenn sie ihn auf die Seite drehen könnte, würde sie ihn vielleicht doch herausholen können. Tatsächlich gelang es ihr, ihn mit ihrem Fingernagel umzudrehen. Jetzt ließ er sich ganz herausziehen, wobei sich Diane bemühte, nur die Ränder anzufassen.
Es war tatsächlich ein Knopf. Ein Metallknopf – silbern, mit den Buchstaben A. S. C. über einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Ein Militärknopf? Auf seiner Rückseite war eine dicke Drahtöse, der Teil, der zuerst Dianes Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie legte den Knopf auf einen Stein in der Nähe des Fundortes, fotografierte ihn, trug in ihr Notizbuch ein, wo genau sie ihn gefunden hatte, und verstaute Kamera und Notizbuch wieder in ihrem Rucksack.
Danach suchte sie einen Ziplock-Beutel heraus, in den sie den Knopf steckte. Als sie den Beutel versiegelte, ließ sie so viel Luft darin, dass der Knopf möglichst wenig Kontakt zur Beutelinnenseite hatte. Wahrscheinlich war das allerdings vergebliche Liebesmühe, da die lange Zeit und die äußeren Bedingungen in der Höhle sicher alle Spuren auf der Oberfläche des Knopfes längst verwischt hatten. Aber man konnte ja nie wissen. Sie verstaute den Beutel in ihrem Rucksack und nahm ihren Weg durch den Höhlengang wieder auf. An der nächsten Biegung waren im Trockenschlamm keine weiteren Spuren zu erkennen.
»Dr. Fallon.« Aus dem Funkgerät kam danach erst einmal ein unverständliches Quäken.
»Neva? Sind Sie es?«
»Ja. Ich habe eine Art Eisenbahnnagel gefunden.« Trotz der Nebengeräusche war das Erstaunen in Nevas Stimme unüberhörbar.
»Großartig. Markieren Sie die Stelle, wo Sie ihn gefunden haben.«
»Mache ich. Over.«
Diane ging weiter den Gang entlang und betrachtete dabei aufmerksam die Wände, den Boden und die Decke. Der Tunnel glich einer leicht geschwungenen Landstraße, die so breit war, dass ein Auto hätte hindurchfahren können und dabei links und rechts sogar noch etwas Platz geblieben wäre. Das Licht, das die unebenen, geriffelten Wände zurückwarfen und der sich in der Ferne verlierende leicht ovale Umriss des Tunnels erzeugten in ihr das Gefühl, wie in einem Strudel zu einem geheimnisvollen Ort hingezogen zu werden, der am Ende dieses Weges lag. Tatsächlich übten die Geheimnisse dieser Höhle im Moment einen größeren Reiz auf sie aus als die Überreste des Höhlentoten, die in der Kammer weiter unten auf sie warteten. Ach wären doch die anderen hier, dann bräuchte sie nicht am Ende dieses Ganges umzukehren.
Direkt vor ihr waren riesige Felsbrocken von der Höhlendecke herabgebrochen, die beinahe den Durchgang versperrten.
Daneben erkannte sie den Eingang zu einem Seitengang. Der Eingang war sehr klein; sie müsste sich ducken, wollte sie hindurchgehen. Sie konnte erkennen, dass der Gang steil anstieg und mit großen Gesteinsbrocken übersät war. Er war zwar passierbar, aber die Felsbrocken schienen nicht sehr standfest zu sein. Diane musterte aufmerksam die Wände in der Nähe dieses Seiteneingangs. Über der Öffnung bemerkte sie plötzlich fast auf Augenhöhe eine Art Fleck. Er war so schwach, dass sie ihn beinahe übersehen hätte. Beim genaueren Hinsehen stellte sich heraus, dass es der Buchstabe X war.
Sie lächelte in sich hinein, holte ihre Kamera aus dem Rucksack und machte ein Bild. Dies bestätigte ihre Vermutung, dass frühere Forscher, vielleicht sogar der Höhlentote selbst, ihren Weg durch die Höhle markiert hatten. Danach zeichnete sie eine Skizze des Fundorts in ihr Notizbuch. Dies alles würde definitiv Aufnahme in ihr Höhlentagebuch finden. Sie würde jede Wette eingehen, dass dieser Seitentunnel zu einem weiteren Höhleneingang an der Oberfläche führte. Sie konnte sich allerdings nicht daran erinnern, dass Mike oder andere Mitglieder ihres Klubs jemals andere Höhlen oder Eingänge in diesem Gebiet erwähnt hatten. Sie grinste. Solche Neuentdeckungen bildeten die wahren Höhepunkte im Leben eines Höhlenforschers. Nachdem sie Notizbuch und Kamera wieder verstaut hatte, begann sie, den Boden um die Öffnung herum abzusuchen.
Abgesehen von dem Zeichen an der Wand, deutete nichts darauf hin, dass jemals jemand hier gewesen wäre. Sie richtete sich auf und
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