Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Susan und Gerald stürzten durch die Patiotüren heraus.
»Hör auf!«, rief Susan. »Sie ist verletzt!«
»Verdammt, Mann, lass sie los«, sagte Gerald. »Schau sie doch an! Sie fällt ja gleich in Ohnmacht.«
Alan ließ los, und Diane wurden die Knie schwach.
Gerald schob ihr einen Stuhl unter, damit sie nicht zu Boden fiel.
»Verdammt, das hat weh getan«, sagte sie.
»Lass mich nachsehen, ob die Nähte der Wunde aufgeplatzt sind.« Susan half Diane, ihren leichten Baumwollblazer auszuziehen, den sie über ihrem kurzärmligen Hemd trug.
»Das ist aber ein wirklich langer Schnitt, Diane«, sagte Susan, als sie durch den durchsichtigen Verband ihre Wundnaht begutachtete. »Er scheint auch recht tief zu sein.«
»Der Arzt sagte, dass er bis zum Knochen geht. Auch der Muskel wurde ziemlich verletzt und musste repariert werden.«
»Das habe ich nicht gewusst«, stotterte Alan.
»Doch«, sagte Diane, »ich habe dir gesagt, dass du mir weh tust.«
»Mein Griff allein hätte dich doch auf keinen Fall verletzt. Wie hätte ich so etwas ahnen können?«
»Die Wunde nässt«, sagte Susan. »Aber die Naht sieht intakt aus.«
»Alan, diese Art von Logik ist genau der Grund, warum wir nicht mehr miteinander verheiratet sind.« Dianes Arm pochte.
Sie wandte sich an ihre Schwester: »Dad kommt. Hilf mir in mein Jackett. Er muss das ja nicht mitbekommen.« Sie schaute Alan durchdringend an.
»Da seid ihr ja«, sagte ihr Vater, als er durch die Patiotür trat. »Ich habe mit eurer Mutter gesprochen. Man hat sie in ein Häuschen auf dem Gefängnisgelände verlegt. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist sie sehr erleichtert. Sie hat da drinnen sehr gelitten.« Ihm versagte die Stimme.
»Setz dich, Dad«, sagte Susan, während sie ihn zu einem Stuhl führte.
»Sie war in einem Schlafsaal mit 500 anderen Frauen untergebracht. 500! Einige waren krank und mussten sich ständig übergeben. Jüngere und ältere Frauen hausten dort zusammen. Einige von ihnen waren wirklich gefährlich. Sie erzählte, dass eine Frau in der Nacht gestorben sei und erst am Mittag darauf jemand gekommen sei und sich darum gekümmert habe. Es sei schrecklich gewesen. Einfach schrecklich. Jemand wird dafür bezahlen. Alan, ich möchte, dass du sofort eine Klage einreichst.«
»Ich beschäftige mich damit.«
»Du sollst dich nicht damit beschäftigen, du sollst es tun, und zwar sofort!«, blaffte er.
»Natürlich. Das habe ich ja auch gemeint«, stotterte Alan.
Sie nippten lustlos an ihrem Champagner. Die Freude, ihre Mutter aus dem Gefängnis herauszubekommen, war jetzt getrübt von dem Wissen über die schrecklichen Bedingungen dort. Diane waren diese schon zuvor klar gewesen, aber sie von ihrem Vater hören zu müssen, machte sie fast krank. Alan vermied es wenigstens, seinen üblichen Spruch loszulassen, dass das Gefängnis eben kein Club Med sei.
Diane zog sich früh zurück und erklärte dies ihrem Vater damit, dass der Flug sehr ermüdend gewesen sei.
»Das verstehe ich. Ich gehe auch ins Bett. Wir müssen früh aufstehen und Iris aus diesem schrecklichen Ort herausholen. Ich sage euch, die werden es noch bereuen, dass sie eine Fallon so behandelt haben.« Er küsste sie auf die Wange und machte sich auf in sein Schlafzimmer. »Gott, bin ich müde«, hörte man ihn noch im Flur sagen.
Alan ging nach Hause, und Diane hoffte, dass sie ihm nicht noch einmal begegnen würde. Offensichtlich brachte er es nicht einmal über sich, sich bei ihr dafür zu entschuldigen, dass er ihr weh getan hatte. Eine Entschuldigung wäre in seinen Augen ein Schuldbekenntnis gewesen und kam deshalb für ihn überhaupt nicht in Frage.
»Ich gehe mit dir hoch und verbinde deinen Arm neu«, sagte Susan.
Diane war überrascht. In ihrer Kindheit war es nur ganz selten vorgekommen, dass sie einander schwesterlich behandelt hatten. Anscheinend hatte sich in der Zeit zwischen ihrem gestrigen Telefonat und jetzt etwas verändert.
Sie gingen die Treppe hinauf in den Raum, den ihre Mutter das Yukon-Zimmer nannte. Herzstück des Raums war ein riesiges Kiefernholzbett, auf dem eine rot-jägergrün karierte Daunendecke und eine ganze Reihe von Vlieskissen lagen. Alle Möbel, von der Garderobe bis zum Tisch und den Stühlen in der Ecke, waren rustikal. Es war ein ausgesprochen gemütliches Zimmer.
Susan suchte im Bad nach frischem Verbandsstoff. »Tut es immer noch weh?«, rief sie Diane aus dem Badezimmer zu.
»Leider ja. Ich schlucke gleich eine Schmerztablette, also
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