Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
wenig Jax.
Er hatte keine Zeit und keine Handlungsalternativen mehr.
Er besann sich darauf, was Ben ihm von klein auf beigebracht hatte: dass man sich den Kampf nicht immer aussuchen konnte. Am besten vermied man ihn nach Möglichkeit ganz. Viel zu oft aber kam es vor, dass man ungewollt in eine Auseinandersetzung gegen einen Gegner geriet, der zahlenmäßig und nach Waffen überlegen war. Das lag daran, dass Menschen im Allgemeinen nur angriffen, wenn das Vertrauen auf die eigene Überlegenheit groß genug war, dass sie sich des Ausgangs sicher fühlten.
In einer solchen Situation, hatte Ben ihm eingeschärft, gab es so etwas wie Fairness nicht. Seine einzige Chance war Schnelligkeit, Überraschung und handgemeine Gewalt.
Henry trat neben den vor Alex stehenden Pfleger. »Komm schon, bringen wir es hinter uns, damit wir bei ihr anfangen können.«
Als der Pfleger mit der Plastikfessel einen Schritt vortrat, stemmte Alex seine Schultern gegen den hinter ihm stehenden Mann, so als versuchte er, vor den beiden Messern zurückzuweichen. Der stemmte sich dagegen, um zu verhindern, dass der Stuhl nach hinten rutschte. Genau das hatte Alex beabsichtigt.
Jetzt gab es keine Wahl mehr. Er hatte nur diese eine Chance.
Alex stemmte sich mit den Schultern gegen den Pfleger in seinem Rücken. Der hielt dagegen.
Dann, in einem Augenblick ungehemmten Zorns, legte er seine ganze Kraft in einen Kriegsschrei und versetzte Henry einen gewaltigen Fußtritt gegen die Brust.
Der Tritt war kräftig genug, um Rippen zu brechen, und entlockte dem kräftigen Pfleger ein Grunzen, als er nach hinten geschleudert wurde.
Von dem plötzlichen Ausbruch war der vorne stehende Pfleger so überrascht, dass er einen winzigen Augenblick regungslos verharrte. Das war alles, was Alex benötigte. Jetzt, da Henry zumindest kurzzeitig ausgeschaltet war und alle anderen vor Schreck erstarrt, und bevor der Mann hinter ihm ihn besser zu fassen bekam, schnellte Alex von dem Stuhl hoch und packte die Messerhand am Gelenk. Dieses in eisernem Griff tauchte er unter dem Arm hindurch. Dahinter kam er wieder hoch und verdrehte ihn kraftvoll unter Aufbietung seines ganzen Schwungs in nicht vorgesehener Weise nach oben. Mit einem vernehmlichen Knacken löste sich die Schulter aus ihrem Gelenk, zerbarsten Sehnen mit ekelerregendem Reißen. Alex wirbelte herum und riss den Arm dabei mit. In weniger als der Dauer eines Herzschlags war die Schulter des Mannes so ausgekugelt, dass sein Arm nutzlos geworden war.
Jax war als Einzige auf den plötzlichen Angriff vorbereitet gewesen. Während Alex den messerbewehrten Pfleger ausschaltete, schlang sie ihre Beine um Henry, ehe der sich erholen konnte, und presste ihm die Arme an den Körper. Dann verhakte sie ihre Knöchel.
Der Pfleger mit dem ausgekugelten Arm stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus, der durch die Duschräume hallte.
Alex entwand seiner schlaff herabbaumelnden Hand das Messer. Schock und Schmerz – dazu der unvermittelte Gewaltausbruch – hatten ihn gelähmt. Ohne ihm Zeit zur Erholung zu lassen, rammte Alex ihm das erbeutete Messer dreimal in schneller Folge in den unteren Rücken und zielte dabei auf seine Niere.
So wie er den Mund zu einem stummen Schrei aufriss, hatte die Klinge ihr Ziel gefunden. In einer schraubenden Bewegung sank er zu Boden, der ausgekugelte Arm schlaff, der andere blindlings nach der tödlichen Wunde tastend. Noch im Fallen schlitzte Alex ihm die Kehle auf.
Bevor er mit dem Gesicht voran auf den Boden klatschte, warf sich der zweite Pfleger auf Alex. Der tauchte seitlich weg. Der Mann verfehlte sein Ziel, glitt auf dem Blut aus und schlitterte Kopf voran gegen die Wand. Alex wirbelte herum, richtete sich auf und durchtrennte die Handfesseln, mit denen Jax an das Duschrohr gefesselt war. Ein Ruck, und ihre Hände waren frei.
Die Beine immer noch fest um Henrys Hüfte geschlungen packte sie sein Haar mit beiden Fäusten, um nicht von seinem Rücken abgeworfen zu werden. In ihrem erschöpften Zustand, das war Alex klar, konnte sie unmöglich lange durchhalten. Zum Glück hatte sein Tritt Henry nicht nur einige Rippen gebrochen, sondern ihn auch weitgehend kampfunfähig gemacht, so dass sie ihn – zumindest vorerst – halten konnte.
Aber nur zu bald würde der kräftige Kerl sein Bewusstsein wiedererlangen, wieder zu Atem kommen und sich wie ein wilder Stier auf sie stürzen. Trotzdem, mehr als sie befreien konnte Alex nicht. Stattdessen musste er sich abermals dem
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