Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
feststellte, dass sie unrettbar verloren waren. Demnach tappen die Behörden sogar über die Anzahl der in der Anstalt ärztlich betreuten Patienten im Dunkeln, was die Bestimmung der genauen Opferzahlen zusätzlich erschwert.
Oh, es tut mir wirklich leid. Da rede ich andauernd über Mr. Buckman und irgendwelche Nebensächlichkeiten, dabei haben Sie selbst Ihre Mutter dort verloren. Wahrscheinlich müssen Sie noch einmal dorthin zurück, um ihre Angelegenheiten zu regeln.«
»Nein, schon in Ordnung. Im Grunde gibt es nichts zu regeln.
Ich habe keine lebenden Anverwandten mehr. Mein Großvater ist vor kurzem gestorben, und meine Mutter hatte keine Freunde, schließlich war sie all die Jahre im Krankenhaus eingesperrt. Eigentlich kannte sie überhaupt niemanden mehr. Es gibt wirklich nichts zu tun. Ich muss wohl abwarten, bis man ihre Überreste findet – wenn es denn jemals dazu kommt -, das Feuer war ziemlich heftig. Im Augenblick gibt es wirklich nichts, was ich tun könnte.«
»Verstehe. Demnach sind Sie auf dem Weg hierher?«
Alex meinte eine merkwürdige Angespanntheit aus der Frage herauszuhören. »Ja. Ich werde mich um einen Flug kümmern müssen, damit wir so früh wie irgend möglich nach Boston kommen können.«
»Wir? Demnach werden Sie von jemandem begleitet?«
»Von meiner Verlobten.«
Wieder eine Pause. »Das ist großartig. Meinen Glückwunsch.«
»Danke. Sie werden sie kennen lernen. Sie ist ein wundervoller Mensch und hat mir sehr geholfen, über den Verlust meiner Mutter hinwegzukommen. Sie heißt Jax, sie steht gerade neben mir. Ich habe Sie auf Lautsprecher gestellt, falls Sie sie kurz begrüßen möchten.«
Auf Alex’ Drängen beugte sich Jax herüber. »Hallo, Mr. Fenton.«
»Wie geht es Ihnen? Tut mir leid zu hören, dass Sie unerwartet Schwierigkeiten haben.«
»Danke. Wir werden uns nach besten Kräften bemühen.«
»Nun, ich freue mich darauf, Sie bald kennen zu lernen.«
»Wir können gar nicht schnell genug dort sein«, antwortete Jax.
»Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich weiß, mit welcher Maschine wir kommen«, warf Alex ein.
Es entstand eine längere Pause. »Mr. Rahl, ich möchte Ihnen dringend davon abraten zu fliegen.«
Sofort schrillten Alex’ Alarmsirenen. »Wieso das?«
Wieder eine Pause. »Darf ich ganz offen sein, Mr. Rahl?«
»Ich bitte darum.«
»Ich befürchte, dass gewisse Personen die Flüge überwachen und versuchen könnten, Sie aufzuspüren.«
Alex’ Blut gefror. »Gewisse Personen?«
»Möglicherweise droht Ihnen von diesen Leuten Gefahr. Sie könnten vermuten, dass Sie hierher unterwegs sind, und Flughäfen und Busbahnhöfe beobachten – alle Orte, die Sie aufsuchen könnten, um ein öffentliches Verkehrsmittel zu benutzen. Ich möchte Sie nicht beunruhigen, Mr. Rahl, aber ich glaube, diese Leute könnten möglicherweise gefährlich sein.«
»Ich denke, ich weiß, wovon Sie sprechen.«
Wieder eine Pause, länger diesmal, so als überlegte er, was er darauf erwidern oder wie viel er preisgeben sollte. »Hat jemand Kontakt zu Ihnen aufgenommen … oder Sie bedroht?«
»Ich denke, wir reden von denselben Leuten. Ich bin bereits mit ihnen aneinandergeraten.«
»Es geht Ihnen doch gut?«, kam sofort die überstürzte Nachfrage. In seiner Stimme schwang aufrichtige Besorgnis, ja Angst mit.
»Ja. Im Moment halte ich es für das Beste, wenn ich auf dem schnellsten Weg zu Ihnen komme. Ihre Adresse habe ich ja …«
»Nein.«
»Nein?«
»Nun, die Sache ist die …« Wieder entstand eine Pause, ehe er fortfuhr. »Ich befürchte, dieselben Leute könnten meine Büroräume überwachen. Ich habe eigentlich keine Möglichkeit, das festzustellen. Tut mir leid – es ist nicht meine Absicht, Sie über
Gebühr zu beunruhigen. Gut möglich, dass ich einfach nur unter Verfolgungswahn leide.«
Alex atmete tief durch. »Mr. Fenton, die Sache ist für uns zu wichtig, um weiter um den heißen Brei herumzureden. Sie waren offen zu mir, also werde ich das auch Ihnen gegenüber sein. Sie müssen mir zuhören, und zwar ganz genau. Diese Leute sind Mörder.«
Alex hatte keine Ahnung, ob sich der Mann über ihn lustig machen oder einfach auflegen würde.
»Ich höre, Mr. Rahl.«
Er hielt es für ein gutes Zeichen, dass der Anwalt die Gefahr nicht länger zu verharmlosen versuchte. Eigentlich klang er besorgt, ja sogar verängstigt.
»Zunächst einmal nennen Sie mich bitte Alex.«
Er sah ihn förmlich erleichtert lächeln. »Mein Rufname ist Myron, aber
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