Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
seinen Kenntnisstand einzuweihen.
»Nicht ganz«, widersprach Mike. »In dem Buch heißt es dazu einfach …«
»In welchem Buch?« Jax richtete sich auf.
Einer der anderen beugte sich näher. Er war der einzige Afroamerikaner in der Gruppe, sah aus wie Anfang fünfzig und schien
recht gut in Form zu sein. Er hatte einen kahl rasierten Schädel und trug eine kleine Brille mit schmalem Rand. Bekleidet war er mit Khaki-Hosen und einem roten karierten Hemd, sah aber aus, als trage er gewöhnlich einen Anzug mit Fischgratmuster.
Er reichte ihnen die Hand. »Ich bin Ralph Overton und für das Buch verantwortlich.«
Alex schüttelte seine Hand. »Wie Jax bereits fragte, welches Buch?«
Ralph schob seine Brille zurecht. »Damals, zur Zeit der Gründung der Gesellschaft, wurde ein Buch angefertigt, das eine Vielzahl unterschiedlichster Informationen enthielt, manche davon recht vage. Es ist kein kunstvoller Foliant, wie sie die Mönche aus jener Zeit gewöhnlich schufen, sondern schlichter, derber, selbstgemacht. Es ist die einzige schriftlich festgehaltene Aufzeichnung, die wir besitzen.
Teils scheint es ein Verzeichnis gewisser Ereignisse zu sein, teils der Versuch, weitergehende Informationen zu ebendiesen Ereignissen niederzuschreiben. Es war stets eine der Grundlagen der Daggett-Treuhandgesellschaft. Diesem Buch zufolge scheinen zumindest einige Menschen in dieser Welt von einem anderen Ort zu stammen.«
Als weder Alex noch Jax etwas einwandten, fuhr er fort.
»Die Gesellschaft wurde gegründet, um ihre Mitglieder zu Bewahrern dieses geheimen Wissens zu machen. Sie sollten es hüten, damit es niemals verloren gehen oder in Vergessenheit geraten könnte, was, so die Überzeugung der Verfasser dieser Schrift, jedem der hierher Umgesiedelten zwangsläufig widerfahren musste. Gleichwohl hatten sie allen Grund zu der Annahme, dass die Geheimhaltung nötig war, um die Sicherheit der Menschen in jener anderen Welt zu gewährleisten, jener Brüder und Schwestern, die noch immer in besagter Heimat leben.«
»Und wie soll diese Geheimgesellschaft für die Sicherheit dieser Leute sorgen?«, fragte Alex.
»Nun, sehen Sie«, fuhr Ralph fort und beugte sich noch näher, »das Buch enthält eine Weissagung, der zufolge eine Zeit kommen wird, da jemand aus dieser Welt jene andere Welt retten muss. Das ist der zentrale Grund für die Niederschrift des Buches und die Gründung der Gesellschaft. Die Mitglieder der Daggett-Treuhandgesellschaft waren als Bewahrer dieses Wissens vorgesehen, bis diese Zeit kommen würde.«
»Und damit sie«, warf Mike ein, »wenn diese Zeit gekommen ist, besagter Person helfen können. Alle, die wir hier im Zimmer versammelt sind, haben jahrelang dubiose historische Hinweise ausgewertet, die sich über viele Jahrhunderte und verschiedene Kulturen verteilen, eine Leidenschaft, die uns schließlich mit anderen aus der Daggett-Gesellschaft zusammengeführt hat. Wir, als Bewahrer dieses Wissens, als vom Zweck dieses Buches Überzeugte und Begründer der Gesellschaft, glauben fest daran, dass diese andere Welt irgendwo dort draußen existiert.«
Stirnrunzelnd musterte Alex die Gesichter. »Dann ist das hier so etwas wie eine Religion, ein frommer Glaube?«
»Nein.« Ralph schüttelte energisch den Kopf. »Kein frommer Glaube. Wir empfinden für diese andere Welt keine religiöse Verehrung. Man könnte sagen, es ist so etwas wie ein spiritueller Glaube an jene andere Heimatwelt, aber keine Religion. Für uns, für alle einstigen und derzeitigen Mitglieder dieser kleinen Gesellschaft, ist es ein tief verwurzeltes Interesse, eine gemeinsame Leidenschaft, eine absolute Überzeugung und ein grundlegender Lebenszweck, fußend auf diesem Buch, auf den aus der Geschichte gewonnenen Hinweisen und all den Dingen, die über die Jahrhunderte von den älteren an die jüngeren Mitglieder überliefert worden sind.«
»Für mich klingt das wie eine Religion«, meinte Alex.
Wieder schüttelte Ralph, zusammen mit allen anderen, den Kopf. »Die Gesellschaft wurde gegründet, um das Wissen bis zu dem Tag zu bewahren, da es gebraucht wird. Das ist unser Zweck, nicht Verehrung oder Vergötterung. Wir verehren weder diese andere Welt noch ihre Bewohner. Die Gesellschaft trägt lediglich dem Umstand Rechnung, dass wir eine gemeinsame Herkunft haben, dass wir sowohl hier, in dieser Welt, als auch dort, als Individuen Teil der größeren erhabenen menschlichen Rasse sind. Uns vereint der Umstand, dass allein das Leben
Weitere Kostenlose Bücher