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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Er war gerade in die Arbeit an einem Gemälde von gespenstischem Abendnebel am Ufer eines Bergsees vertieft gewesen und hatte diese nicht unterbrechen wollen, doch Mr. Martin schien ungewöhnlich viel daran zu liegen, dass Alex so schnell wie möglich vorbeikam. Über den Käufer der Bilder wollte er sich nicht weiter äußern, nur dass dieser bar bezahlt habe und er nun Alex seinen Anteil geben wolle. Als lahmen Vorwand hatte er angeführt, Alex brauche doch das Geld.
    Seit ihrem Anruf während seines Besuchs bei seiner Mutter
vor zwei Tagen hatte Alex nicht mehr mit Bethany gesprochen. Es schien in mehr als einer Hinsicht mit ihm aufwärtszugehen. Sogar sein Jeep sprang gleich beim ersten Versuch an.
    Als er auf den Parkplatz der Regent-Passagen einbog, war es früher Nachmittag. Der graue Himmel schien der Vorbote eines heraufziehenden Unwetters zu sein. Ungewöhnliche Kühle lag in der Luft, ein erster Hauch des bevorstehenden Jahreszeitenwechsels.
    Alex parkte neben einem nagelneuen Jeep, in der Hoffnung, dass auch seiner später ohne große Schwierigkeiten anspringen würde. Nach dem Verkauf der sechs Gemälde konnte er es sich gewiss leisten, den Anlasser reparieren zu lassen. Eigentlich hatte er ihn eigenhändig austauschen wollen, es sich dann aber anders überlegt. Jetzt galt es erst einmal, das Bild fertigzustellen, an dem er vor Mr. Martins Anruf gearbeitet hatte. Sollte der Käufer beschließen, noch einmal zurückzukehren und weitere Arbeiten von ihm mitzunehmen, oder ein anderer Käufer vorbeischauen, benötigte die Galerie weitere Bilder von ihm. Es war erheblich einfacher, etwas zu verkaufen und die Kommission zu kassieren, wenn etwas von ihm ausgestellt war.
    Ehe er den Jeep abschloss, nahm Alex das kleine, in braunes Packpapier gewickelte Bild aus dem Fußraum vor dem Rücksitz. Nicht, weil er es Mr. Martin zum Verkaufen oder Ausstellen zurückgeben wollte, sondern weil er befürchtete, es könnte aus dem Wagen gestohlen werden.
    In den Hallen der Regent-Passagen herrschte ein noch größeres Gedränge als bei seinem letzten Besuch. Das Bild unter den Arm geklemmt begab er sich zügig zur Galerie und sah sich dabei die Gesichter der Passanten an. Vielleicht war sie ja ebenfalls hier. Vermutlich war seine Hoffnung unbegründet, sogar albern, aber er kam nicht dagegen an, er wollte sie unbedingt
wiedersehen. Als er sein Konterfei in einem im Schaufenster einer Modeboutique ausgestellten Spiegel erblickte, beschleunigte er unmerklich seine Schritte, um dessen Blickfeld zu verlassen.
    Schließlich langte er vor dem Schaufenster der Galerie an und sah Mr. Martin im Hintergrund des Ladens auf und ab gehen. Er trug einen dunklen Anzug und dazu eine orangefarbene Krawatte, eine merkwürdige Wahl, die in Mr. Martins Fall allerdings nicht ihre Wirkung verfehlte. Als Alex den Laden betrat, spielten die Glocken an der Tür leise ihre vertraute Melodie. Forschen Schritts und sich nervös die Hände reibend kam Mr. Martin zwischen den auf den Staffeleien ausgestellten Werken hervor.
    »Ah. Danke, Alex, dass Sie so schnell gekommen sind.«
    »Mein letzter Zahltag ist schon eine Weile her«, erwiderte Alex lächelnd, während er zu ergründen versuchte, warum der Galeriebesitzer ein so ernstes Gesicht machte.
    »Allerdings«, gab Mr. Martin zurück, ohne auf Alex’ Versuch, die Stimmung aufzuhellen, einzugehen.
    Alex folgte dem Galeriebesitzer in den rückwärtigen Teil des Ladens, wo sich Mr. Martin auf einen Drehstuhl mit Rollen niederließ und nervös mit einem Schlüssel hantierte, um eine abgeschlossene Schublade aufzusperren. Als er sie geöffnet hatte, schloss er eine darin befindliche Metallschatulle auf, der er einen dicken Umschlag entnahm. Darin befand sich ein Packen Bargeld. Er erhob sich, um den Betrag abzuzählen.
    »Augenblick mal.« Alex hob eine Hand. »Normalerweise erzählen Sie mir erst die dazugehörige Geschichte. Ich habe noch nie sechs Bilder auf einmal verkauft, es muss doch ein ungewöhnliches Geschäft gewesen sein. Wer war der Käufer? Wie ist es abgelaufen? Wie haben Sie ihn überredet, alle sechs Gemälde zu nehmen? Haben sie ihm einfach alle so gut gefallen, dass er sie unbedingt haben musste?«

    Für einen Moment sah Mr. Martin ihm in die Augen, als hätte ihn sein Schwall von Fragen aus dem Konzept gebracht. Alex spürte, dass er ihn möglicherweise verunsicherte. Ihm war schon häufiger aufgefallen, dass er Menschen mit seiner Fragerei nervös machte.
    »Na ja«, meinte Mr.

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