Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
müssen.
In Bethanys Fall war die neue Nummer vorteilhaft gewesen. Sie konnte ihn weder anrufen noch ihm SMS senden. Ohne Kontaktmöglichkeit, so seine Annahme, würde sie ihn bald vergessen haben und sich wieder um ihr eigenes Leben kümmern. Darin hatte er sich offenbar getäuscht.
Durch den Türspion konnte er erkennen, dass sie ein eng anliegendes, ziemlich tief ausgeschnittenes, silbernes Kleid anhatte, dessen Schnitt keinen Zweifel daran ließ, was sich darunter verbarg. Was in Bethanys Fall ein nahezu perfekter Körper war.
Sie sah blendend aus, aber das war es auch schon – und das genügte Alex nicht. Da war nichts, was ihrem guten Aussehen Substanz verliehen hätte, nichts, was bei Alex so etwas wie Verlangen auszulösen vermochte. Sie schien der lebendige Beweis für den Spruch, dass Aussehen allein nicht alles war.
Das einzig brennende Licht im Haus war das hinten in seinem Atelier, der Rest des Hauses lag im Dunkeln. Ihm kam der Gedanke, dass er einfach nicht aufmachen und so tun könnte, als wäre er nicht da.
Aber das wäre feige, schlimmer noch: unaufrichtig.
Da er wahrlich kein Bedürfnis nach einer weiteren Unterhaltung – oder schlimmer, einem Streit – mit ihr verspürte, beschloss er, ihr in knappen, aber klaren Worten zu erklären, was er für sie empfand. Ihr die Wahrheit zu sagen, kurz und ohne Umschweife.
Alex öffnete die Tür, um ihr entgegenzutreten.
Kaum hatte er dies getan, und noch bevor er überhaupt den Mund aufmachen und ein Wort hervorbringen konnte, richtete Bethany eine Waffe auf ihn und drückte ab.
15
Die Waffe ging los, ehe er sich weiter als ein paar Zentimeter zur Seite wegducken konnte.
Zeitgleich mit dem Geräusch des Knalls kam das Gefühl, als
ob ein Blitz in seinen Körper einschlüge. Der sofortige, überwältigende Schmerz entlockte ihm einen Aufschrei.
Augenblicklich erstarrte jeder Muskel seines Körpers. Alles ging so schnell, dass er nicht verstand, was passierte. Er wusste, er war getroffen worden, vermochte aber nicht zu sagen, wo. Gelähmt von einem Schock gewaltigen Ausmaßes, verweigerte sein Körper jede Reaktion auf seine Befehle.
Alex fiel nach hinten. Sosehr er sich auch bemühte, er vermochte nicht einmal einen Arm zu heben, um seinen Sturz noch abzufangen. Irgendwie schien es egal zu sein.
Im Rückwärtsfallen sah er eine Zwillingsrolle dünnen Drahts von der Waffe abspulen.
Das war keine normale Pistole, erkannte er, es war ein Elektroschockgerät. Während er unter der Wucht des Schmerzes erschauderte, war ihm, als hätte er ebenso gut von einer gewöhnlichen Schusswaffe getroffen worden sein können. Überraschenderweise funktionierte sein Verstand noch, trotz der Qualen, die seinen Körper jeder Reaktionsmöglichkeit beraubten.
Bethany trat ins Zimmer und baute sich über ihm auf.
Obwohl Alex sich vor unerträglichen Schmerzen schreien hören konnte, blieb ihm nichts weiter übrig, als diese zu ertragen.
Er hatte gerade mal Zeit gehabt, sich wenige Zentimeter zu bewegen, ehe sie auf den Abzug drückte. Einer der stählernen Pfeile hatte sich in seinen linken Brustmuskel gebohrt. Bauartbedingt hatte der andere tiefer getroffen, um den Stromstoß durch die größtmögliche Muskelmasse zu jagen, und sich fest in den Unterleib gebohrt. Seine gesamte Muskulatur krampfte sich unter kolossalen Schmerzen eisenhart zusammen. Es fühlte sich an, als würde er von einem Berg erdrückt.
Normale Betäubungswaffen erzeugten Schmerzen. Der völlige Kontrollverlust über seinen Körper hingegen deutete darauf
hin, dass es sich um keines der älteren Modelle handelte, sondern um eine der neueren Stromstoßgeneratoren. Mit ihrer Kombination aus Unterbrechung der Muskelkontrolle sowie Schmerzerzeugung waren diese stark genug, um einen rasenden Stier niederzuwerfen. Das peitschende Knistern der elektrischen Entladungen klang ihm in den Ohren.
Nichts wünschte er sich sehnlicher herbei als das Ende dieser Qualen.
Nach fünf Sekunden Ewigkeit war es endlich so weit.
Mit dem abrupten Aussetzen der Spannung ließen auch die Schmerzen nach. Alex lag keuchend auf dem Rücken und versuchte sich zu erholen – nicht nur von den körperlichen Qualen allein, sondern auch von dem unvermittelten Schock. Wenige Augenblicke zuvor war er noch ganz in das Malen der stillen Schönheit einer Waldlandschaft versunken gewesen, jetzt lag er nach Atem ringend und orientierungslos flach auf dem Rücken, vor Angst fast um den Verstand gebracht.
Ein
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